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Die Hockey-Weltmeisterschaft und die „Mönchengladbacher Erklärung“

Nun ist Deutschland doch noch Weltmeister. Was den Klinsmännern zu Beginn des Sommers versagt blieb, gelang den Hockeymännern kurz vor dem Sommerende.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

21.09.2006

Wobei die Dramaturgie des 11. Hockey-Welt-Championats in Mönchengladbach fast eine Kopie der Sonnentage im Juni war. Ein emotionaler Auftaktsieg der deutschen Titelverteidiger in letzter Minute über Indien reizte selbst jene, die in Hockey immer nur die kleine aber feine Randsportart sahen, zu fetten Schlagzeilen. Nach dem Halbfinalsieg über Europameister Spanien nach Siebenmeterschießen stieg der deutsche Keeper Ulrich Bubholz mit drei Traumparaden zur Augenhöhe mit Jens Lehmann auf. Mit einem wesentlichen Unterschied: Bubholz bescherte den Seinen den Finaleinzug.

Das Endspiel toppte alles. Nach einem deutschen 1:3 Rückstand - DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach: „Da hatte ich fast die Hoffnung aufgegeben. Aber jetzt habe ich gelernt, dass man beim Hockey schnell wieder ins Spiel zurückkehren kann.“ - folgte die Wiederauferstehung. Am Ende hieß es 4:3. Australien tut dem deutschen Hockey offenkundig gut: Siegreiches Olympiafinale 1992 in Barcelona; erster WM-Triumph 2002 in Kuala Lumpur nach 2:1-Endspielsieg; nun die erfolgreiche Titelverteidigung. Am Ende sah man auf deutscher Seite nur strahlende Gesichter. WM-OK-Chef Joachim Hürter bilanzierte 100 000 zahlende Zuschauer, 20.000 mehr als kalkuliert. An fünf von elf Spieltagen war das neue Mönchengladbacher Hockeystadion ausverkauft. Lag die TV-Einschaltquote beim Eröffnungsspiel noch bei bescheidenen 6 Prozent, stieg sie bei der ARD im Finale auf 12 Prozent (= 1,51 Mio Zuschauer).

Wichtiger als die aktuell berauschenden vordergründigen Daten sind die Breitenwirkungen. Parallel zur offiziellen Weltmeisterschaft fanden so genannte World-Masters-Turniere in Leverkusen, Neuss, Düsseldorf und Krefeld statt, an denen Teams von allen Kontinenten mit hunderten weiblicher und männlicher Spieler beteiligt waren. In kaum einer anderen Mannschaftsballsportart wird Breiten- und Freizeitsport so engagiert organisiert wie im Hockey. Selbst die Ü65 suchten ihre WORLD MASTERS. Und das deutsche Ü60 Team wurde in Leverkusen sogar vom 72er Olympiasieger Uli Vos zum Turniersieg geführt. Im Billard, Bogenschießen, Faustball, Fußball, Handball, Hockey, Kanu, Radfahren, Reiten, Rudern, Ski, Tanzen, Tennis, Tischtennis, Triathlon, Turnen - wurden bzw. werden in den Jahren 2006 und 2007 in Deutschland Wel-meisterschaften ausgetragen. „Davon muss auch der Vereins-, Breiten- und Freizeitsport profitieren“, sagt Dr. Johannes Vöcking, Vorstandsvorsitzender der BARMER, die sich fördernd engagierte. „Die Weltmeisterschaften müssen nachhaltig sein.“

Beim Hockey scheint dies der Fall zu sein. Der Deutsche Hockey-Bund rechnet mit einem deutlichen Mitglieder-Wachstum. Plus acht Prozent waren es bereits nach dem ersten WM-Titelgewinn 2002. „Jetzt hoffen wir auf einen neuen Schub“, sagte DHB-Präsident Stefan Abel. Von den guten Erfahrungen der Fußballer, Reiter und Hockeyspieler wollen alle anderen WM-Veranstalter ebenfalls profitieren. Mit ihrer Mönchengladbacher Erklärung schlossen sie sich zu einer Solidargemeinschaft zusammen, die unter dem Motto „Teamgeist“ ein Kooperationsmodell „Weltmeisterschaften in Deutschland und ihre Nachhaltigkeit“ entwickeln soll. Ziel der Kampagne ist es, dass sich möglichst viele Menschen dauerhaft und regelmäßig - im Idealfall 4 x 30 Minuten in der Woche - in Bewegung bringen.

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