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„Die internationale Politik muss gegenüber China entschlossener handeln“

Der ehemalige ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen hat im Rahmen der 2. Kölner Sportrede der Führungs-Akademie des DOSB die internationale Politik zu mehr entschlossenem Handeln gegenüber der chinesischen Führung aufgefordert.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

14.04.2008

Der Sport sei trotz der bevorstehenden Olympischen Spiele in Peking nicht der richtige Ansprechpartner. „Wenn es einen Boykott geben sollte“, argumentierte Pleitgen, „dann muss er umfassend sein, dann müssten die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Beziehungen eingefroren werden.“ Allerdings erwartet der jetzige Vorsitzende der Geschäftsführung der RUHR.2010 GmbH, der Gesellschaft zur Vorbereitung und Durchführung der Kulturhauptstadt Europas 2010, auch von einer solchen Aktion keine große Wirkung.

Der Innenminister von NRW, Dr. Ingo Wolf forderte vor den rund 180 Gästen: „Freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit müssen überall gelten – auch in China. Das IOC hat dies selber formuliert und muss es deutlich machen. Es muss in diesem Sinn auch seine Athleten und Athletinnen schützen.“ Es könne niemanden gleichgültig sein, wenn in Tibet eine jahrhundertealte Kultur marginalisiert und unterdrückt wird, meinte Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, dessen Stadt seit über 20 Jahren intensive städtepartnerschaftliche Beziehungen zu Peking pflegt. Gerade der Sport baue aber Brücken. „In dieser weltweiten zivilen Bewegung liegt eine Kraft, die mit dazu beitragen wird, die Bürger- und Menschenrechte in der Volksrepublik China zu stärken.“

Eine schwierige Herausforderung sieht die neue Direktorin der Führungs-Akademie, Gabriele Freytag, auf die Medien zu kommen. „Es besteht die Gefahr, dass der Sport hinter den politischen Themen verschwindet und damit sein emotionales Potenzial verliert.“ Einig waren sich alle Redner in der Ablehnung eines Boykotts, da niemandem mit einer solchen Maßnahme gedient sein.

Rigorose Linie m Kampf gegen Doping

In dem zweiten großen Komplex seiner Rede beschäftigte sich Fritz Pleitgen mit den Auswüchsen des Dopings, die vor allem in den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern zu einem Umdenken geführt hätten. Der ehemalige WDR-Intendant setzte sich für eine rigorose Linie im Kampf gegen Doping ein, da ansonsten die Verhältnisse außer Kontrolle geraten könnten. „Einigermaßen erfolgreich zu bestreiten ist der Anti-Doping-Kampf nur im Verbund von Sportverbänden, Organisationen, Politik und Medien“, sagte Pleitgen. Durch den Ausstieg von ARD und ZDF im letzten Jahr bei der Tour de France sei eine nützliche Diskussion angestoßen worden.  Aber nicht nur er fürchte, dass künftig Doping-Kontrollen bei Veranstaltungen laxer durchgeführt wurden, um den Verkauf von Übertragungsrechte nicht zu gefährden. „Erste Reaktionen von Verbänden bestätigen diese Vermutungen“, meinte Pleitgen.

Mit der Kölner Sportrede will die Führungs-Akademie des DOSB „Akzente setzen und wichtige Denkanstöße zur Entwicklung des Sports liefern“, sagte DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch, gleichzeitig auch Vorsitzender des Trägervereins der Führungs-Akademie. Die Premiere der Kölner Sportrede hatte der Bundesminister des Innern, Dr. Wolfgang Schäuble, gehalten.

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