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„Die Leute müssen sich nicht verrückt machen“

Die Reform des Deutschen Sportabzeichens hat für die Prüfer eine große Bedeutung, müssen sie sich doch intensiv mit den Neuerungen befassen

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

06.12.2012

Rolf Leeb ist Sportabzeichenbeauftragter im Sportkreis Landau im Sportbund Pfalz. Der Prüfer besitzt seit 30 Jahren seine Prüflizenz für das Deutsche Sportabzeichen und hat 25 Jahre lang den Sportabzeichentreff des Turnvereins Landau geleitet. Kurz vor der Einführung des neuausgerichteten Fitnessordens schildert er im Interview seine Eindrücke von der Stimmung an der Basis.

Herr Leeb, mit welchen Erwartungen und Hoffnungen gehen sie in die nächste Saison?

Ich denke, dass das Deutsche Sportabzeichen auch im nächsten Jahr auf einem guten Weg ist. Die Menschen, die zu den Sportabzeichentreffs kommen, werden sich den neuen Leistungskatalog genau anschauen und sich einen Weg durch das reformierte Sportabzeichen suchen. Da gibt es ja vielfältige Möglichkeiten.

Interessant wird zu beobachten sein, wie es bei den Teilnehmern um den sportlichen Ehrgeiz bestellt ist. Wenn es auf Anhieb nicht für Gold reicht, werden die meisten dann weitertrainieren oder sich mit Silber begnügen? Für das Deutsche Sportabzeichen mit Zahl (Bicolor-Abzeichen) ist es ja egal, welches Sportabzeichen man bekommen hat. Da sind wir Prüfer sehr gespannt.

Rechnen sie mit mehr oder weniger Teilnehmern im kommenden Jahr?

Es gibt ja jedes Jahr eine Fluktuation. Das heißt, einige hören mit dem Sportabzeichen auf – dafür kommen andere hinzu. Möglicherweise ist das im kommenden Jahr etwas stärker. Wir werden sehen.

Was sind denn aus Ihrer Sicht als Prüfer die wesentlichsten Änderungen?

Auf uns Prüfer kommt ein bisschen mehr Rechenarbeit zu, weil wir ja Punktewerte ermitteln müssen. Außerdem fallen ein paar liebgewonnene Disziplinen wie Inline-Skating oder Bankdrücken weg. Dafür kommen aber andere Sportarten hinzu wie zum Beispiel Zonenweitwurf, Seilspringen oder Zonenweitsprung.

Begrüßenswert ist die Änderung, dass jetzt auch die Sechs- bis Siebenjährigen das Deutsche Sportabzeichen machen können. Weil bei vielen in diesem Alter jedoch die Schwimmfähigkeit noch nicht so ausgebildet ist und die Grundschulen in der Regel erst in der dritten Klasse Schwimmunterricht anbieten, werden sicher nicht alle das Sportabzeichen komplett ablegen können.

Grundsätzlich macht die Tatsache, dass in Zukunft die Schwimmfähigkeit bei den Erwachsenen nur noch alle fünf Jahre nachgewiesen werden muss, es uns Prüfern leichter. Wir stellen nämlich jedes Jahr fest, dass viele Teilnehmer die vier Leichathletikübungen haben und wir dann noch bitten und betteln müssen, dass sie noch zum Schwimmen gehen – das fällt jetzt weg.

Was können Prüfer tun, um sich auf das kommende Jahr vorzubereiten?

Sie können sich informieren. Von der Pfalz kann ich berichten, dass es in allen Pfälzischen Sportkreisen Informationsveranstaltungen für die Sportabzeichentreffs gab. Zusätzlich gab es Seminare für die Lehrer, die das Deutsche Sportabzeichen in den Schulen abnehmen.

Ich selbst habe in Landau eine Fortbildung für etwa 20 Prüfer geleitet. Es war eine sachliche Veranstaltung und ich war überrascht, dass sich viele schon im Vorfeld über das Internet gut über das Thema informiert hatten.

Was können denn die Kreissportbünde tun, um ihre Prüfer positiv auf die Reform einzustimmen?


Ich gehe mal von meinem Sportabzeichentreff aus: Wir sind ein eingespieltes Team. Wenn wir zusammenkommen, spielt das Thema Reform immer eine Rolle und wir sind optimistisch, dass wir das im nächsten Jahr schaffen werden.

Ich habe das Thema Änderungen erst relativ spät aufs Tapet gebracht, weil dieses Sportabzeichenjahr schließlich auch bewältigt werden wollte. Die Leute sollten sich auch nicht verrückt machen wegen der bevorstehenden Änderungen. Es reicht, wenn man jetzt, nachdem die Saison gelaufen ist, sich mit dem Neuen richtig beschäftigt.

Das würde ich jedem Prüfer mit auf den Weg geben. Ich habe ohnehin nicht den Eindruck, als seien Prüfer wie Teilnehmer übermäßig besorgt. Ich habe jedenfalls in den zurückliegenden Monaten auch nur ganz wenige Anrufe bekommen, die in diese Richtung zielten.

Und sollten sich tatsächlich im Laufe der kommenden Saison Dinge herausstellen, die Schwierigkeiten bereiten, dann werden wir diese beim Namen nennen. Dafür gibt es ja in der Pfalz jedes Jahr eine Tagung der 16 Kreisbeauftragten, wo die Probleme vor Ort besprochen und dann über den Sportbund weitergegeben werden an den Deutschen Olympischen Sportbund.

(Quelle: wirkhaus)

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