Dr. Vesper bekräftigt im Sportausschuss Ablehnung der Besitzstrafbarkeit
DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper hat die ablehnende Haltung der Mehrheit des organisierten Sports gegen die Einführung einer Besitzstrafbarkeit bekräftigt.

22.12.2006
Vesper erklärte im Sportausschuss des Deutschen Bundestages, auch außerhalb des Sports werde das geforderte Verbot anaboler Steroide mit einem Passus im Betäubungsmittelgesetz nicht befürwortet. So habe das Bundesgesundheitsministerium gegenüber dem DOSB deutlich gemacht, die Einführung eines derartigen Straftatbestandes werde selbst dann auf Ablehnung stoßen, sollte ein pharmakologisches Gutachten das Suchtpotenzial von Anabolika feststellen.
Sport sollte im Präventionsgesetz ausdrücklich genannt werden
Das Ministerium habe weiterhin abgelehnt, dass bei der anstehenden Novellierung des Arzneimittelgesetzes eine Regelüberwachung der Fitnessstudios verfügt werden soll, sagte Vesper. „Erhebliche Bedenken“ gebe es aus diesem Ressort zudem gegen eine schärfere Überwachung der Einfuhr von Dopingpräparaten im Reiseverkehr und auf dem Postwege. „Sport und Politik sind sich beim Anti-Doping-Kampf in den Kernpunkten einig“, unterstrich Vesper. Der DOSB-Generaldirektor stellte dem Ausschuss das Arbeitsprogramm des Präsidiums für die nächsten vier Jahre sowie die weiteren Beschlüsse von Weimar vor. „Eine Gesundheitsreform ohne die zentrale Rolle des Sports in der Prävention ist nicht denkbar“, sagte er. Die Sportvereine mit ihren qualitätsgestützten Angeboten zur gesundheitlichen Vorsorge seien wichtige Träger. Deshalb müsste der Sport im zu erwartenden Präventionsgesetz ausdrücklich genannt werden.
Ab 2007 Zertifikate für Elitehochschulen des Leistungssports
Vesper referierte, dass das neue Steuerungsmodell für den Spitzensport eine tragfähige Grundlage für die kommenden Jahre sein werde. So sollten mit den Spitzenverbänden in den nächsten 24 Monaten verbindliche Zielvereinbarungen abgeschlossen werden. Kooperationsvereinbarungen mit den Olympiastützpunkten, Zielvereinbarungen mit dem Bundesinnenministerium sowie eine Abstimmung der Förderkonzepte mit der Sportministerkonferenz und der Bundesregierung seien weitere Schritte. Zugleich kündigte er an, der DOSB wolle ab 2007 Elitehochschulen des Leistungssports zertifizieren. Damit sollten Spitzensport und Studium besser aufeinander abgestimmt werden. DOSB-Direktor Bernhard Schwank führte aus, oberstes Prinzip der Leistungssportplanung sei es, dass die deutsche Olympiamannschaft bei den Sommerspielen 2012 in London den Abstand zur Weltspitze wieder verringern könne. „Die wissenschaftliche Begleitung des Hochleistungssports spielt eine immer größere Rolle“, erklärte Schwank. Als zentrales Steuerungsgremium im deutschen „Wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport“ habe der am 24. November konstituierte Strategieausschuss die inhaltlich-strategische Lenkung bundesgeförderter Forschungsvorhaben zum Ziel. Es gelte, bestehende Einrichtungen zusammenzuführen und auf alle Fälle die Effizienz zu erhöhen. Schwank plädierte dafür, neben dem Schulprojekt „Jugend trainiert für Olympia“ sollten für den Nachwuchs andere wettkampforientierte Formen gefunden und angeboten werden.
Die sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Dagmar Freitag, kritisierte, dass der auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Weimar beschlossene Antidoping-Aktionsplan die Verankerung eines Straftatbestandes für den Besitz von Dopingmitteln ausklammert. „Das ist ein Schritt rückwärts“, erklärte die Parlamentarierin. Der Abgeordnete Winfried Hermann, Sportsprecher von Bündnis 90/Die Grünen, forderte, die Sportdachorganisation müsste deutlich machen, was sie selbst im Antidoping-Kampf konkret leisten wolle. So sollte das Zehn-Punkte-Programm mit weiteren Eigenleistungen des Sports, etwa in der Trainerausbildung, fortgeschrieben werden.
Prof. Papier stellt scharfe Doping-Strafrechtsregeln in Frage