Ein kleiner Beitrag zur Völkerverständigung
Zwei Achtjährige zeigen, dass es auch anders gehen kann: Daniel, der kleine US-Amerikaner, und Armed aus dem Irak spielen zusammen

01.04.2003
Fußball. Arm in Arm gehen sie auf den Platz, Arm in Arm verlassen sie ihn. Keiner hat sie dazu aufgefordert. Sie tun es einfach. Die Kinder sind in Zeiten des Krieges zusammengerückt, scheinen ihre Angst gemeinsam bewältigen zu wollen.
Ein Sportverein, in dem Jungen und Mädchen aus vielen Nationen zusammen spielen, ist derzeit ein interessanter Platz, an dem man viel über „sanfte“ Konfliktbewältigung, Toleranz und Völkerverständigung lernen kann. Natürlich gibt es auch hier Hitzköpfe, die in ihrem Elternhaus nur Hass gegen Volksgruppen erfahren haben, aber sie erleben den vermeintlichen Feind in einem Team als zuverlässig, solidarisch, kompromissbereit und nicht selten sympathisch. Sie wissen, dass sie nur erfolgreich sein können, wenn sie miteinander und füreinander in der Mannschaft da sind - und die alte Fußballer-Weisheit „Einer für alle, alle für einen“, bekommt eine völlig neue Dimension.
Dass es vor allem Schüler und Schülerinnen sind, die seit Wochen weltweit auf die Straße gehen, um ihre Ablehnung gegen den Irak-Krieg und den Unmut gegen die handelnden Politiker auszudrücken, verwundert nicht. Sie wollen nicht mehr kritiklos verquaste Ideologien oder Theorien hinnehmen, die bei vielen zu einer Anti-Haltung gegen Amerikaner, Muslime, alte und neue Europäer - je nach Lagerzugehörigkeit - führt. Denn ihre Alltagserfah-rung in Schule oder Freizeit ist eben eine andere als die, die ihnen nun von der Koalition der Willigen über die Achse des Bösen erzählt wird: Sie erleben eine multikulturelle Welt im Kindergarten, in ihren Klassenzimmern mit allen Vor- und Nachteilen - und kommen damit ganz gut zurecht.
Den meisten ist es egal, ob ihr Sitznachbar iranischer, libanesischer oder italienischer Herkunft ist (wenn sie es denn überhaupt wissen). Es kommt vielmehr darauf an, dass er ein Kumpel ist. Nicht Eltern leben ihren Sprösslingen in diesem Fall Verständnis und Toleranz vor, sondern die Kinder ihren Eltern. Und die junge Generation fühlt sich oft bei ihrem globalisierenden Miteinander-Versuchen von den Erwachsenen im Stich gelassen.
Annäherung durch Sport ist in diesen Tagen nicht nur zwischen den Generationen, sondern auch zwischen den Nationen in Parks oder auf Sportplätzen zu beobachten. Aus dem rein türkischen Familien-Picknick mit Balleinlage wird ein interkulturelles Palaver bei Tee und orientalischem Gebäck. Das Bambini-Turnier mit Kindern aus aller Herren Länder wird am Ende zu einer Solidaritätskundgebung mit denen, die unschuldig in den Krieg hineingezogen werden. Szenen wie diese geben Hoffnung. Und die herrlichste Nebensache der Welt leistet einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung. Sport tut in diesem Fall nicht nur Deutschland gut.....