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Ein Sportler mit ausgeprägter Sammelleidenschaft

Günter Rex aus Hildesheim kann einen ganzen Kasten voll mit Sportabzeichen vorweisen – eines liegt allerdings abseits in der Schublade.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

14.11.2011

    Wer Günter Rex sprechen will, muss Glück haben oder sich einfach seinem sportlichen Rhythmus anpassen. Er ist nahezu jeden Tag unterwegs, als Senioren- Übungsleiter des MTV 48 Hildesheim für AquaFit, Leichtathletik oder Nordic Walking zum Beispiel. Für das Gespräch mit uns über sein sportliches Leben hat sich der 83-Jährige dann aber doch Zeit genommen – an einem Dienstag, an dem kein Training auf dem Plan stand.

    Die Zahlen sprechen für sich: In diesem Jahr hat Günter Rex sein 50. Goldenes Sportabzeichen in Folge abgelegt. Unter seinen Fitness-Orden ist auch ein Abzeichen aus Österreich. „Ich habe damals in einer österreichischen Sportzeitung gelesen, dass es dort auch das Sportabzeichen gibt und habe mir die Unterlagen zuschicken lassen“, erzählt er. Abgelegt hat Günter Rex die Disziplinen dann hier in Deutschland und das Abzeichen aus Österreich kam per Post. In seiner Sammlung, die er ordentlich sortiert in einem Glaskasten aufbewahrt, ist es aber nicht zu finden. „Das Sportabzeichen aus Österreich gefällt mir optisch nicht. Es ist sehr klobig und erinnert mit seinem großen goldenen Kranz und dem roten Hintergrund eher an einen militärischen Orden“, erklärt Günter Rex. Deshalb liegt es abseits der anderen Abzeichen in der Schublade.

    Noch beeindruckender ist übrigens diese Zahl: Günter Rex ist seit 57 Jahren als Sportabzeichen-Prüfer tätig. Das ist Rekord, denn er ist damit der Erste in der Geschichte des Kreissportbundes Hildesheim, der seit mehr als 50 Jahren die Abnehmer-Lizenz innehat. Diesen Rekord will der 82-Jährige auch so schnell keinem Anderen überlassen. „Seit 1953 wiederhole ich die Abnahmeberechtigung alle drei Jahre. Meine aktuelle Lizenz läuft zum 31.Dezember 2011 aus, ich habe aber den Antrag für eine Neue bereits eingereicht. Sobald die Sportabzeichen-Saison beginnt, geht’s auch bei mir wieder los“, lacht Günter Rex.

    Im Interzonenzug zum Wettkampf

    Günter Rex, 1928 in Dortmund geboren, hat auf seinem sportlichen Weg viele Stationen passiert. Als Kind siedelte er mit seinen Eltern nach Ostpreußen über. Nach der Vertreibung und dem Ende des Zweiten Weltkrieges fand er in Niederachsen eine neue Heimat – zuerst in Harsum und später in Hildesheim. Seine Leidenschaft gehörte immer der Leichtathletik und dem Kunstturnen. Und dabei erlebte Günter Rex unvergessliche Momente. 1955 bewies er mit seiner Kunstturnriege, dass Sport alle Hürden nehmen kann, auch über politische Grenzen hinweg. Als 32-Jähriger reiste er mit neun weiteren Turnerinnen und Turnern aus dem Landkreis Hildesheim zum „Klassenfeind“. Die Riege trat beim Internationalen Vergleichswettkampf der Meisterriege der BSG Limbach-Oberfrohna in der DDR an.

    Ein Ereignis, das Günter Rex niemals vergessen wird. „Schon die Reise im Interzonenzug war ein Abenteuer. Bei unserer Sitzplatz-Reservierung gab es offenbar Probleme. So mussten wir die gesamte Fahrt bis ins damalige Karl-Marx-Stadt stehend oder auf unseren Koffern sitzend verbringen“, erinnert sich der 83-Jährige. Den Wettkampf selbst, der immerhin vor über 2.000 Zuschauern stattfand, verloren die Hildesheimer Turner knapp. „Wir waren trotzdem mit dem Ergebnis zufrieden“, erzählt Günter Rex. „Man darf ja nicht vergessen, dass wir aus einem kleinen Dorf kamen und gegen Landessieger angetreten sind.“ Bereits im Jahr darauf kamen die befreundeten Turner aus der DDR zum Gegenbesuch in die Hildesheimer Börde und bis heute pflegt Günter Rex den Kontakt zu einigen Turnern von damals.

    Ohne Aufwand zum Gold-Orden

    Dass Günter Rex die Bedingungen für das Deutsche Sportabzeichen bis heute jährlich ablegt, ist übrigens nicht das Ergebnis langer Vorbereitung. „Ich habe nie für das Sportabzeichen trainiert“, erzählt er. Günter Rex war durch seine sportlichen Aktivitäten immer fit genug, um die Vorgaben zu erreichen. 2002, als er besagtes „Österreichisches Sport- und Turnabzeichen“ ablegte, wurden im Weitsprung 4 Meter verlangt. Die schaffte der Hildesheimer locker – und das mit immerhin 75 Jahren.

    Es liegt also auf der Hand, dass für Günter Rex mit der kalten Jahreszeit keinesfalls die „gemütliche“ Zeit beginnt. Woche für Woche ist er mit seiner Sportgruppe unterwegs. Montags beim AquaFit, mittwochs mit der gemischten Seniorengruppe bei der Gymnastik, beim Wandern, Radfahren oder auf Kurzreisen, und freitags beim Nordic Walking. Und wenn er nicht aktiv ist, organisiert er Sportveranstaltungen. So war es immer und so soll es nach dem Willen des Sportbegeisterten auch noch lange bleiben.

    (Quelle: wirkhaus)

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