Eine afghanische Sportabzeichen-Familie
Der VfL Pinneberg hat die Familie Khoshdil zu Prüfern für das Deutsche Sportabzeichen ausgebildet.

21.10.2016
Ein Sportverein kann Unterstützung immer gebrauchen. Da geht es dem VfL Pinneberg in Schleswig-Holstein nicht anders. Als der Verein Helferinnen und Helfer für das Training und die Abnahme des Deutschen Sportabzeichens suchte, war das für die Familie Khoshdil aus Afghanistan eine willkommene Gelegenheit, sich einzubringen. „Das Ehepaar und ihre erwachsene Tochter Jasmin sind vor einiger Zeit aus ihrer Heimat geflohen und leben jetzt hier“, erzählt Björn Manneck, Sportabzeichenkoordinator beim VfL. Die Familie hat sich zu Prüfern für das Deutsche Sportabzeichen ausbilden lassen. „Sie waren hoch motiviert und sehr froh, endlich etwas tun zu können, und nicht immer nur die Position des Nehmers innehaben zu müssen“, so Manneck.
Mit anpacken wollen
Der erste Kontakt der Familie Khoshdil und Björn Manneck entstand im Februar. Für die jährliche Verleihung der Urkunden und Nadeln brauchte Manneck noch Unterstützung. „Rund 100 Sportlerinnen und Sportler legen bei uns jährlich das Sportabzeichen ab. Die Übergabe der Abzeichen in der Pinneberger Rübekamphalle war also eine größere Veranstaltung. Ich brauchte Hände, die anpacken. Und da hat sich die Familie gemeldet“, erinnert sich Björn Manneck, der die drei ein paar Tage später zu sich nach Hause zum Tee einlud und ihnen über das Deutsche Sportabzeichen erzählte.
Heute sind die Khoshdils eine dreiköpfige Sportabzeichen-Familie, die beim Sportabzeichen-Tag im September die Sportlerinnen und Sportler geprüft hat und neben anderen als Sprachpaten im Einsatz war.
„Selber haben die drei das Sportabzeichen noch nicht abgelegt“, sagt Björn Manneck. Denn keiner aus der Familie kann schwimmen. Da soll Abhilfe geschafft werden. „Wir arbeiten gerade daran, einen Schwimmkurs für Erwachsene anzubieten“, so Manneck.
Sorgen und Ängste beider Seiten ernst nehmen
„Bisher ist die Schwimmabteilung des VfL recht leistungsinteressiert“, meint Arne Haupt, der als Integrationslotse beim Verein beschäftigt ist. „Schwimmen soll bei uns vielfältiger werden und sich öffnen - eben auch für Menschen, die erwachsen sind und noch nicht schwimmen können. Egal, ob sie nun Deutsche oder Syrier oder anderer Nationalität sind“, führt Arne Haupt aus.
Gemeinsam mit Familie Khoshdil hat er eine Liste mit an Schwimmkursen Interessierten erstellt. Vorausgegangen ist eine Diskussion, in der Ängste und Sorgen ausgesprochen wurden. „Musilimische Frauen haben oft Angst vor den Blicken fremder Männer. Auf der anderen Seite möchten sich die deutschen Teilnehmer nicht einschränken lassen“, führt Björn Manneck aus.
Ein langer bürokratischer Weg
Momentan prüft der Verein, welche Voraussetzungen nötig sind, damit Burkinis als Badekleidung im örtlichen Schwimmbad zugelassen werden. Manchmal sind Wege lang. Doch Manneck und der VfL Pinneberg bleiben dran: „Wir möchten einen Beitrag zur Integration leisten. Unter Integration verstehe ich nicht unbedingt Angebote, die sich ausschließlich an geflüchtete Menschen richten. Sport soll für alle offen sein, auch für Flüchtlinge. Denn Sport ist ein Abbild unserer Gesellschaft. Flüchtlinge gehören dazu“, ist sich Björn Manneck sicher.
(Quelle: Wirkhaus)