Eine Familie fürs Sportabzeichen

16.12.2008
„Wir leben das Sportabzeichen", sagt Peter Plaschke. Gemeinsam mit seiner Frau Barbara und seinen drei Kindern engagiert sich der 64-Jährige im Südwesten Berlins für das Deutsche Sportabzeichen. Alle Familienmitglieder sind Sportabzeichenprüfer und ziehen an einem Strang. Im Ernst-Reuter-Stadion in Zehlendorf stehen bisweilen die Plaschkes geschlossen auf dem Platz, um das Deutsche Sportabzeichen abzunehmen.
Vor etwa 25 Jahren hat mit dem Kindersportabzeichen der damals achtjährigen Tochter Michaela alles begonnen. Als sie erfuhr, dass ihr Vater noch kein Sportabzeichen gemacht hatte, nannte sie ihn „Schlappi". Das konnte der nicht auf sich sitzen lassen und legte nach. Inzwischen ist Peter Plaschke seit über zwanzig Jahren Sportabzeichenprüfer, er selbst hat das Deutsche Sportabzeichen 25 Mal abgelegt. Frau Barbara übernimmt beim Tell Berlin e.V. die Aufwärmgymnastik, der jüngste Sohn Andreas auch schon mal die Werbung. Zu Beginn der Sportabzeichensaison fährt er mit dem Fahrrad durch den Süden Berlins und wirft die Einladungen des Vereins in die Briefkästen. Sohn Thomas ist auch so oft wie möglich im Stadion. Tochter Michaela ist fortgezogen, doch am Tag des Deutschen Sportabzeichens kommt sie extra nach Berlin um zu helfen. Während der Sportabzeichensaison fahren Peter und Barbara Plaschke nie länger als sechs Tage in den Urlaub, damit sie am Freitag wieder auf dem Platz stehen können. "Wenn wir Unterstützung brauchen, dann ist die Familie Plaschke zur Stelle?, berichtet Ruth Al-Gaddooa, die beim Landessportbund Berlin für das Deutsche Sportabzeichen zuständig ist.
Die familiäre Atmosphäre während der Prüfungen hat sich herumgesprochen. In der Weitsprunggrube buddeln die Kleinsten, während die Eltern das Sportabzeichen ablegen. "Wir betreuen jeden, der zu uns kommt. Man muss nicht Mitglied in unserem Verein sein?, so Peter Plaschke. "Doch das Sportabzeichen lässt sich nicht aus dem Stand machen. Um Verletzungen vorzubeugen, bieten wir unsere freiwillige Zwangsgymnastik an?, berichtet er augenzwinkernd. Die Gruppen sind immer bunt gemischt. Familienvater Plaschke erzählt vom 80-jährigen Sportabzeichenanwärter, dem es im Altersheim zu langweilig ist, vom Bodybuilder, der sich beim Nachweis der Schwimmfähigkeit kaum über Wasser halten kann und von Marathonläufern, die beim Hochsprung mit den erforderlichen Höhen kämpfen.
Engagiert im Behindertensport
Die Plaschkes haben auch die Befähigung, das Sportabzeichen für behinderte Sportler abzunehmen. Die durch einen Unfall verursachte Behinderung des Sohnes Andreas motivierte die ganze Familie, sich hier zu engagieren. "Es gibt tausend verschiedene Behinderungen. Das Regelwerk für das Sportabzeichen für Behinderte ist wesentlich komplizierter?, führt Peter Plaschke aus. "Sie müssen die Art der Behinderung und die Funktionseinschränkungen feststellen, um die passenden Übungen auszuwählen."
In diesem Jahr haben sie beim Tell Berlin e.V. 340 Sportabzeichen abgenommen. Für seine beachtliche Anzahl von Sportabzeichenabnahmen konnte der Verein schon zweimal den Wanderpokal des Landessportbundes Berlin einheimsen. Einmal wurde das Ehepaar Plaschke für ihr ehrenamtliches Engagement vom damaligen Bundespräsidenten, Johannes Rau, zu dessen Sommerfest eingeladen. "Das verliert an Bedeutung?, sagt Peter Plaschke, der nicht gerne über solche Ehrungen spricht. "Wenn wir nur einem einzigen behinderten Menschen geholfen haben, aus seiner Isolation herauszukommen, dann hat sich der ganze Aufwand schon gelohnt."