Zum Inhalt springen

Eine Klasse für sich

Johanna Quaas vom SV Halle hat mit 90 Jahren das Deutsche Sportabzeichen in Gold abgelegt.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

22.11.2016

Turnen ist ihre große Leidenschaft, aber auch das Deutsche Sportabzeichen hat ihr Herz erobert. „Mir gefällt daran, dass es so abwechslungsreich ist und man sich für die Prüfungen in den Bereichen Ausdauer, Kraft, Koordination und Schnelligkeit verschiedene Übungen aussuchen kann" sagt Johanna Quaas. Die 90-Jährige, die bei YouTube mit ihrer Kür als „Turnoma vom SV Halle" ein Star mit Millionen von Klicks ist, hat sogar einen eigenen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde. Sie wird als älteste aktive Wettkampfturnerin der Welt geführt.

18 Deutsche Sportabzeichen hat Johanna Quaas mittlerweile gemacht. Die meisten davon in Gold. Das letzte am 2. September 2016 beim Sparkassen-Sportabzeichen-Tag in Halle, den der SV Halle gemeinsam mit dem Stadtsportbund, dem Landessportbund Sachsen-Anhalt und dem Leichtathletikverband Sachsen-Anhalt ausgerichtet hat. Davor hatte die Veranstaltung vier Jahre pausiert.

Das Deutsche Sportabzeichen – ein guter Test!

„Ich bin froh, dass es dieses Jahr wieder die Möglichkeit gab, alle Prüfungen für das Deutsche Sportabzeichen kompakt an einem Tag abzulegen", meint Johanna Quaas. Sie selbst empfindet das Deutsche Sportabzeichen als anspruchsvoller als das Turnen. „Da muss ich mich mehr anstrengen. Es ist immer wieder ein guter Test, was ich körperlich noch schaffe. Und wenn ich dann antrete, soll es natürlich auch 'Gold' werden", sagt sie und lacht. „Im Bereich Ausdauer bin ich dieses Jahr 200 Meter geschwommen. Da habe ich schon gemerkt, dass ich im vergangenen Jahr nur wenig trainieren konnte, weil mein Mann krank war." In den Jahren davor ist sie auch schon 20 Kilometer mit dem Rad gefahren oder hat 7,5 Kilometer beim Nordic Walking 7,5 zurückgelegt. Dieses Jahr hat sie neben Schwimmen Prüfungen beim 30-Meter-Lauf, Kugelstoßen und Schleuderball absolviert.

Erst seit sie Rentnerin ist, hat sie Zeit das Deutsche Sportabzeichen abzulegen. Davor hat sie es als Prüferin ihren Schülerinnen und Schülern abgenommen. Dass sie Sportlehrerin werden will war für Johanna Quaas (Jahrgang 1925) schon früh klar. Doch weil sie ihren Abschluss noch vor Ende des 2. Weltkriegs gemacht hat, wurde er in der DDR nicht anerkannt. Sie musste ein zweites Mal studieren und unterrichtete nach dem Examen an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg am Institut für Körpererziehung angehende Sportlehrerinnen und Sportlehrer. Später wechselte sie als Turntrainerin zum SC Chemie Halle, danach arbeitete sie als Berufsschullehrerin.

Immer in Bewegung

Noch immer probiert die 90-Jährige beim Sport gerne Neues aus. „Ich bin in einer Gruppe, wo wir die Fünf Tibeter üben. Dabei kommt es vor allem auf die richtige Atmung an. Man muss darauf achten, kräftig auszuatmen. Das hat mir auch in anderen Bereichen schon viel geholfen", so Johanna Quaas. Außerdem macht sie bei einer Sportgruppe für Seniorinnen und Senioren mit, bei der die meisten zwischen 65 und 80 Jahre alt sind. Aber längst nicht alle von ihnen sind so fit wie Johanna Quaas. „Wir machen Spiele und Übungen, bei denen es vor allem um Balance, Gleichgewicht und Koordination geht", sagt sie. Darüber hinaus feilt Johanna Quaas gerade an ihrer Kür für die nächsten Seniorenmeisterschaften im Turnen oder springt schon mal selbst als Übungsleiterin ein, wenn die eigentliche Trainerin verhindert ist.

Dass sie kein Lampenfieber kennt, das bewies Johanna Quaas zuletzt am 5. Juni, als sie ihren ersten Fallschirmsprung machte. Ihr Tandempartner war Reckolympiasieger Eberhard Gienger, der ihr den Sprung zum 90. Geburtstag geschenkt hatte. Beide kennen sich von vielen Turnveranstaltungen, die sie im Laufe der Jahre gemeinsam besucht haben. Der Sprung war eine Hommage an Queen Elizabeth, die bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in London 2012 mit Daniel Craig als James Bond aus dem Flugzeug abgesprungen war. Natürlich wurde sie dabei gedoubelt - anders als Johanna Quaas.

„Weil ich im November Geburtstag habe, mussten wir mit dem Sprung warten, bis das Wetter passte und wir haben wirklich einen herrlichen Tag erwischt, so dass ich den Sprung in vollen Zügen genießen konnte." Den nächsten Tandemsprung soll es dann zum 100. Geburtstag geben.

(Quelle: Wirkhaus)

Title

Title