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Gemeinsam für die Vielfalt

Der LSV Baden-Württemberg und das Landesministerium für Integration arbeiten künftig zusammen – Drittmittel für IdS, um unter anderem die interkulturelle Ausbildung zu forcieren.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

25.10.2013

Die Kooperation ist neu, das Prinzip über 20 Jahre alt. Seit den Anfängen, seit 1989, fußt das Programm „Integration durch Sport“ (IdS) auf einer Arbeitsteilung zwischen Politik und Sport: Das Bundesministerium des Innern (BMI) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stellen finanzielle Mittel bereit, mit denen der DOSB und Landessportbünde auf die interkulturelle Öffnung von Sport und Gesellschaft hinwirken. In Baden-Württemberg wird diese Arbeitsteilung nun um eine zweite Ebene erweitert: Ende September verkündeten der Präsident des Landessportverbandes (LSV) Dieter Schmidt-Volkmar und die Integrationsministerin Bilkay Öney eine Zusammenarbeit ihrer Institutionen. „Heimspiel“ heißt die LSV-Veranstaltung in Stuttgart, die dafür den passenden Rahmen abgab, ein Kontaktforum für regionale Akteure der Integrationsarbeit.

Was zeichnet die Kooperation aus? Zunächst, dass sie in Baden-Württemberg etwas wirklich Neues ist, wie Ministerin Öney Opens external link in new windowim Interview bestätigt. Und dass sie zwar eigenständigen Charakter hat und spezielle Ziele verfolgt, aber an gleicher Stelle und nach gleicher inhaltlicher Linie umgesetzt wird wie das Programm „Integration durch Sport“ im LSV – hier fließt etwas zusammen, nicht nebeneinander her. „Wir sind von Seiten des BMI und des BAMF ausdrücklich aufgefordert, Drittmittel einzuwerben“, sagt Torsten Schnittker von der IdS-Leitung im Südwesten. Tatsächlich erhalten auch Kollegen in einigen anderen Bundesländern Mittel von der jeweiligen Landesregierung für programmergänzende Maßnahmen.

Öffnen und bilden

Es steht Baden-Württemberg gut an, die integrative Kraft von Sport und Politik zu vereinen: Ein Flächenland, in dem deutlich mehr Menschen mit Migrationsgeschichte leben als im deutschen Schnitt – 26 statt circa 19 Prozent – und das seit 2011 das einzige reine Integrationsministerium der Republik beheimatet. Einen Schwerpunkt der Partnerschaft umrissen Öney und Schmidt-Volkmar bereits bei ihrer Vorstellung: den Ausbau der Zusammenarbeit von Migrantenorganisationen mit sonstigen Sportverbänden und -vereinen. Das Thema hat bei IdS (nicht nur) in Baden-Württemberg hohes Gewicht und bildete 2013 den Schwerpunkt von „Heimspiel“.

Aber der Reihe nach. Laut Schnittker werden die Landesmittel in zwei „Fördersträngen“ an die Basis weitergeleitet. Einer davon zielt auf die interkulturelle Schulung von Übungsleitern und Vereinsmanagern. Der zweite besteht aus der Unterstützung von konkreten Maßnahmen beziehungsweise Projekten – wobei die Partner, wie erwähnt, den engen Austausch mit Migrantenorganisationen anregen. Im Interview weist die Integrationsministerin zudem auf den Themenschwerpunkt Frauen und Mädchen hin.

Für beide Stränge gilt: Die Details arbeiten das Ministerium für Integration und der LSV Baden-Württemberg in den kommenden Wochen aus, bevor 2014 die konkrete Umsetzung beginnt. Offensichtlich ist: Die Kooperation verfolgt gerade unter dem Aspekt Ausbildung hohe Ansprüche. Statt wie bisher nur Übungsleiter und Vereinsmanager zu erreichen, die aktiv IdS-Seminare belegen (und also ohnehin offen sein dürften für das Thema), soll interkulturelle Qualifikation nun Teil der regulären Ausbildung werden. „Uns schwebt ein festes Modul aus zwei bis vier Stunden vor, das zunächst in die Basislehrgänge eingebaut werden soll“, sagt Torsten Schnittker.

Der Vorteil des hohen Aufwands

Natürlich setzt das das Einverständnis der Bildungsgremien in den Landesfachverbänden voraus, die ihre Lehrpläne durchaus nicht ständig verändern. Und natürlich lässt sich so eine Veränderung nicht überall gleichzeitig vollziehen. Aber vier Verbände sollen es auch zu Beginn schon sein, und mit dreien sind die Gespräche mehr oder weniger weit fortgeschritten. Nach Auskunft des Ministeriums sind darunter sowohl Fachverbände mit besonders hohem Zugewandertenanteil als auch solche, in denen Menschen mit Migrationsgeschichte noch stärker unterrepräsentiert sind als im LSV Baden-Württemberg insgesamt; dort stellen sie laut Sportentwicklungsbericht 11,8 Prozent der Mitglieder.

Was die Nachhaltigkeit angeht, ein Zauberwort auch und gerade in der Integrationsarbeit, schreibt die Ministerin der Maßnahme in den vier Verbänden „eine Art Modellcharakter“ zu. Längerfristiges Ziel sei es, „interkulturelle Module in den Ausbildungen von Vereinsmanagern, Übungsleitern und Trainern in allen Sportarten zu etablieren“. Überdies könnte der relativ hohe Aufwand für die Umstellung auch einen Vorteil bieten: Wer das interkulturelle Thema einmal in die Ausbildung aufnimmt, dürfte es nicht so schnell wieder daraus entfernen.


(Text: Nicolas Richter)

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