Gesund altern mit Sport
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann hält Sport auch mit zunehmendem Alter für wichtig, denn dazu gäbe es keine Alternative. Der Autor ist Professor für Sportwissenschaft an der Leibniz Universität Hannover.

09.10.2013

Wir alle werden älter. Diese Feststellung klingt ziemlich banal. Das Faktum lässt sich mindestens in zweifacher Hinsicht deuten: Wir können die Lebenszeit nicht anhalten so wie man ein Handballspiel durch „Time-out“ unterbrechen kann. Und: Wir alle haben eine viel höhere Lebenserwartung als die Generation unserer Eltern und Großeltern. Ob und wie uns das Älterwerden zugute kommt, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie es uns gelingt, körperliche Aktivitäten in unseren Lebensalltag auch zukünftig kontinuierlich zu integrieren.
Gleichwohl müssen wir mit zunehmendem Alter unsere eigenen Begrenztheiten anerkennen, unseren alternden Körper akzeptieren lernen. Aber wir können versuchen, ihn nach vorhandenen Möglichkeiten und mit selbst gesetzten Maßstäben für Sport im umfassenden Sinne weiterhin zu nutzen: Das Älterwerden verlangt in dieser Hinsicht die Einstellung zur „paradoxen konstruktiven Resignation“. So hat es vor Jahren einmal der Wiener Sportpädagoge Prof. Michael Kolb in einem Plädoyer für eine Sportgeragogik formuliert. Niemand muss sich wegen des Alters mit regelmäßiger Bewegung einschränken oder gar auf sie verzichten. Es kommt darauf an, sie immer wieder neu zu justieren.
Anlässlich des „Internationalen Tag der älteren Menschen“, den die Vereinten Nationen schon 1990 in Leben gerufen hatten und der neulich wieder begangen wurde, hat der Deutsche Olympische Sportbund wieder auf die vielfältigen positiven Aspekte von Sport und Bewegung für ältere Menschen hingewiesen und dabei auf die derzeit laufenden Modellprojekte wie „AUF (Aktiv Und Fit) Leben“ zusammen mit seinen Mitgliedsverbänden (u. a. dem Deutschen Turner-Bund) hingewiesen.
Ein anderes Beispiel: Im Rahmen der „Zweiten Heidelberger Hundertjährigen-Studie“ wurde untersucht, von welchen psychischen Stärken Menschen über hundert trotz nachlassender Ressourcen profitieren: „Selbstwirksamkeit wahrnehmen“ und „dem Leben einen Sinn geben“ wurden hier genannt. Auch das sind Offerten, die mit Sport gefüllt werden können.
Summa summarum lässt sich in Bezug auf das Älterwerden mit Sport auch dieser Schluss ziehen: Vorstellungen von Fitness und Fitsein mit ihrer jugendlich anmutenden Semantik werden immer mehr auch auf Menschen in höherem Alter transferiert: „Fit in die Urne“ – mit diesem Slogan versucht ein in Berliner Sportkreisen durchaus bekannter Mediziner auf seiner Homepage jüngst nicht direkt um Patienten zu werben, sondern seine Patienten für ein solches Dasein zu Lebzeiten (also: „Fit vor der Urne“!) zu gewinnen.
Ob das Schule macht? Egal: Gesund altern mit Sport – dazu gibt es im Grunde gar keine Alternative.