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Großes Potenzial bei der Integration von Flüchtlingen durch Sport

Auf Einladung der Deutschen Sportjugend und des DOSB diskutierten Expertinnen und Experten im Rahmen des Deutschen Präventionstages zum Thema "Flüchtlinge und Sport".

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

24.06.2015

  • Während der Veranstaltung wurden die Ideen und Schwerpunkte der Diskussion auf Pinnwänden festgehalten.
    Während der Veranstaltung wurden die Ideen und Schwerpunkte der Diskussion auf Pinnwänden festgehalten.
  • Marius Dietrich vom Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Integration und Flüchtlinge (links) und Moderator Dr. Daniel Illmer (DOSB-FA)
    Marius Dietrich vom Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Integration und Flüchtlinge (links) und Moderator Dr. Daniel Illmer (DOSB-FA)
  • Interessante Vorträge und Diskussionen erlebten die über 40 Teilnehmer/innen der Veranstaltung "Flüchtlinge und Sport" (Fotos: Döpgen)
    Interessante Vorträge und Diskussionen erlebten die über 40 Teilnehmer/innen der Veranstaltung "Flüchtlinge und Sport" (Fotos: Döpgen)

    Der organisierte Sport ist ein wichtiger Partner bei der Integration von Flüchtlingen. Er kann sein Potenzial mit den Vereinen und bedarfsgerechten Maßnahmen durch die Vernetzung von externen Partnern aber noch weiter ausschöpfen – so lässt sich das Fazit der Veranstaltung „Flüchtling und Sport“ im Rahmen des 20. Deutschen Präventionstags zusammenfassen. Auf Einladung der Deutschen Sportjugend und des DOSB diskutierten über 40 Vertreter/innen der Landessportbünde, Spitzenverbände und Verbände mit besonderen Aufgaben über Chancen und Herausforderungen der Arbeit mit Flüchtlingen. dsj-Geschäftsführer Martin Schönwandt begrüßte die Teilnehmer/innen und wies darauf hin, dass sich bereits heute viele Sportvereine und -verbände an dieser aktuellen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe beteiligen. Auf der Grundlage von Berichten über einige beispielhaft ausgewählte Projekte und Programme solle im Laufe des Gesprächs versucht werden, gemeinsam zentrale Aspekte des Themas zu erfassen sowie Handlungsperspektiven zu entwickeln.

    Bereits zu Beginn der Veranstaltung zeigte sich, dass die Teilnehmer/innen mit unterschiedlichen Vorerfahrungen angereist waren. So wurde die Frage des Moderators Daniel Illmer ans Publikum, ob der Sport sein Potenzial bei der Integration für Flüchtlinge bereits ganz ausgeschöpft hat, zwar einhellig mit „nein“ beantwortet. Bei den Fragen, ob ehrenamtlich Engagierte ausreichend auf die Situation vorbereitet seien oder wie wichtig der Sport für Flüchtling überhaupt sei, gingen die Meinungen hingegen erheblich auseinander.

    In seinem Vortrag ging Marius Dietrich vom Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Integration und Flüchtlinge auf die aktuellen Zuwanderungs-Zahlen ein und zeigte auf, was der Sport leisten kann. Gleichzeitig wies Dietrich darauf hin, dass man Sportvereine und ihre Mitglieder bei der Arbeit mit Flüchtlingen nicht überfordern solle.

    Im anschließenden Experten/innen-Hearing wurden sowohl die „Perlen“ und „Baustellen“ verschiedener Projekte für Flüchtlinge hervorgehoben als auch auf zukünftige Chancen und Grenzen hingewiesen. Während die ersten Referenten/innen aus der Perspektive der Sportorganisationen berichteten, warfen ausgewählte Netzwerkpartner einen Blick von außen auf den organisierten Sport.

    Stefanie Schulte vom DFB stellte das Projekt „Willkommen im Verein“ vor, das bis zu 600 Fußballvereine jährlich mit einer Summe von je 500 Euro dabei unterstützt, Flüchtlinge in ihre Mannschaften aufzunehmen. Angelika Ribler zeigte am Modellprojekt „Sport und Flüchtlinge“, wie mithilfe ausgebildeter Sport-Coaches die Vernetzung zu lokalen Akteuren, beispielsweise den Erstaufnahmeeinrichtungen, gelingen kann. Um den Programmansatz in Brandenburg und einen konkreten Verein ging es im Vortrag von Jörg Schneider von der Brandenburgischen Sportjugend. Der aus den Medien bekannte Fußballverein SV Babelsberg 03 e.V. hat ein Team gegründet, das sich ausschließlich aus Flüchtlingen und Asylbewerbern zusammensetzt und für den kommenden Spielbetrieb angemeldet ist. Ziel sei neben der konkreten Unterstützung dieses Klubs vor allem auch die interkulturelle Sensibilisierung weiterer Sportvereine. Jörg Schnitzerling vom ASC Göttingen machte deutlich, wie konkrete Projektarbeit „vor Ort“ aussieht. Nachdem bekannt geworden sei, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vereinsgelände eine Flüchtlingsunterkunft gebaut wird, sei der Mehrspartenverein aktiv auf seine Mitglieder und die Politik zugegangen, um rechtzeitig bedarfsgerechte Sportangebote bereitzustellen. Das geplante Konzept, finanziert durch verschiedene Förderer – unter anderem den LSB Niedersachsen – sehe auch eine dauerhaft benutzbare Spielfläche direkt neben der Unterkunft vor, die allerdings noch gebaut werden müsse.

    Andrea Kothen, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit bei der unabhängigen Menschenrechtsorganisation Pro Asyl, hob die große Bereitschaft und das aktuell hohe positive Potenzial bei der einheimischen Bevölkerung hervor, das sich durch vielfaches freiwilliges Engagement, getragen insbesondere durch  Verbände und Vereine, auszeichne. Ehrenamtliche, so Kothen, übernähmen dabei teilweise Aufgaben, die eigentlich dem Staat zufallen würden. Aus ihrer Sicht stecke in der Zusammenarbeit zwischen dem organisierten Sport und Flüchtlingsinitiativen noch viel Potenzial. Dr. Reiner Becker von der Universität Marburg zeigte anschließend als Leiter das Beratungsnetzwerks Hessen, wie Kommunen pro-aktiv bei der Vermeidung von Ressentiments und Konflikten im Zusammenhang mit der Unterbringung von Asylbewerbern unterstützt werden können.

    In der abschließenden Diskussion mit den Teilnehmenden wurde der Wunsch geäußert, Projekte und Aktivitäten zu dokumentieren und sie interessierten Vereinen zur Verfügung zu stellen. Der organisierte Sport, so die einhellige Meinung, könne eine strukturelle Unterstützung bieten, Qualifizierung anbieten und durch  Sport- und Spielangeboten einen positiven Beitrag zum Lebensalltag von Flüchtlingen leisten. Nur durch Bündnisse mit kommunalen Partnern gelänge es dem Sport jedoch,  sich bei dieser herausforderungsvollen Aufgabe nicht zu überfordern. Martin Schönwandt hob abschließend hervor, dass die aktuell große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung und den Vereinen  nicht ungenutzt bleiben und konsequenter in örtliche Netzwerke eingebunden und unterstützt werden sollte.

    (Quelle: dsj/DOSB)

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