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Hörmann: Ein Jahr unter besonderer Beobachtung

Mit rund 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Sport hat der DOSB bei seinem Neujahrsempfang im Frankfurter Römer auf das Sportjahr 2014 vorausgeblickt. Dabei stand nicht nur Olympia im Fokus.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

23.01.2014

    „Ein interessantes, ein spektakuläres Jahr“ wird es, darin waren sich alle einig. Ein Jahr mit Olympischen und Paralympischen Winterspielen, der Fußball-Weltmeisterschaft, Olympischen Jugendspielen und vielen weiteren Welt- und Europameisterschaften. Aber eben auch ein Jahr, in dem sich der Sport auf sich selbst besinnen und seine wahren Themen überdenken müsse.

    "Der Sport steht unter besonderer Beobachtung", sagte Alfons Hörmann, der neu gewählte Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, der erstmals Gastgeber des traditionellen Empfangs im Kaisersaal des Rathauses war.

    Im Rahmen des Empfanges wurden auch der Eliteschüler und die Eliteschule des Sports des Jahres 2013 ausgezeichnet. DOSB-Vizepräsidentin Christa Thiel und Ludger Gooßens, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, ehrten den Berliner Parakanuten Tom Kierey und die Eliteschule des Sports in Essen.

    Frankfurt sieht Sport als kommunale Aufgabe

    Hörmann dankte Sportdezernent Markus Frank, der die Gäste im Namen des Hausherrn, des verhinderten Oberbürgermeisters Peter Feldmann, begrüßt hatte. „Wir sind sehr stolz, dass der DOSB seit vielen Jahren seinen Hauptsitz hier in Frankfurt am Main hat“, sagte Frank. Die Stadt sehe Sport auch als kommunale Aufgabe. „Das Augenmerk unserer Politik liegt auf den Sportvereinen“, sagte er. Aber man werde auch „den DOSB weiterhin kraftvoll unterstützen“.

    Hörmann bestätigte, dass sich der Dachverband „in Frankfurt wohl und bestens aufgehoben“ fühle und sich auch deshalb „hier in Frankfurt in den kommenden zwei Jahren ein zeitgemäßes neues Gebäude schaffen“ wolle.

    Auch Hessens neuer Sportminister Peter Beuth lobte die „zwei Seiten derselben Medaille“, Leistungssport und Breitensport. „Deswegen war und ist es Hessen wichtig, beides zu unterstützen.“

    Hörmann griff auch das gerne auf. Für des DOSB sei klar: „Ohne diese Glanzlichter an der Basis gäbe es an der Spitze der Pyramide keine Medaillen. Doch es gilt auch umgekehrt: Die Spitzenleistungen werfen ihren Glanz auch auf die Basis; ohne diese Vorbilder in einem manipulationsfreien Spitzensport geht es ebenfalls nicht.“

    Hörmann nennt „sehr ambitioniertes Ziel“ für Sotschi

    Am Tag der Nominierung der Deutschen Olympiamannschaft, die er morgens bekanntgegeben hatte, bestätigte Hörmann das „sehr ambitionierte“ Ziel des DOSB für Sotschi: 30 Medaillen und ein Podestplatz im Medaillenspiegel sollen es möglichst wieder werden – auch wenn es sehr schwer werde, „dieses Ergebnis zu halten oder sogar auszubauen“, wie Hörmann sagte. Denn: „Die internationale Konkurrenz wird härter, unsere Wettbewerber schlafen nicht, sondern investieren enorm, um am Ende vorne zu liegen.“

    Hörmann ging auch auf die Kritik ein, in der der die Spiele von Sotschi seit Wochen stünden: wegen des Umgangs mit der Umwelt, wegen der explodierenden Kosten, wegen der Menschenrechtssituation. Natürlich dürfe der sportliche Wettbewerb nicht zur Bühne für politische Demonstrationen werden. So stehe es in der Olympischen Charta, sagte er.

    Aber deren Regeln bedeuteten keineswegs, dass man keine Meinung äußern dürfte. „Einen Maulkorb gibt es nicht. Denn unsere Athletinnen und Athleten, die Trainer und Betreuer sind mündige Bürger“, sagte Hörmann.

    Der Präsident erinnerte „wehmütig“ an „das Scheitern unserer eigenen Olympiabewerbung“. Denn: „Mit München 2022 wollten wir den genauen Gegenentwurf zu Sotschi bieten“, sagte Hörmann.

    Die Bewerbung sei nicht an ökologischen Fragen gescheitert. „Im Gegenteil“, sagte er. „Selbst die heftigsten Gegner, die Münchner Grünen, heben ja nun plötzlich hervor, dass die Münchner Olympiabewerbung ein leuchtendes Vorbild an Nachhaltigkeit für künftige Sport-Großveranstaltungen sei.“ Diese doch verblüffende Wende wolle er nicht weiter kommentieren, ergänzte Hörmann. Aber auch an diesem Thema wolle der Sport weiter arbeiten.

    Damit leitete Hörmann auf den Gastredner des Vormittags über, den früheren Bundesumweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, der die Diskussion über Nachhaltigkeit dringlich zur einzig möglichen Grundlage der Glaubwürdigkeit künftiger Arbeit im organisierten Sport erklärte.

    „Die Art und Weise, wie wir Sport treiben und vorbereiten, ist ein wichtiges und richtiges Signal“, sagte Töpfer und ergänzte mit Blick auf Bemühungen um Großveranstaltungen: „Nachhaltigkeit ist dann nicht glaubwürdig, wenn man erst damit beginnt, wenn eine Bewerbung startet. Nachhaltigkeit mit dem Sport zu verbinden, ist eine langfristige Aufgabe.“ Und: „Beginnen Sie nicht mit dem Ökologischen, beginnen Sie mit dem Sozialen, wenn Sie über Nachhaltigkeit sprechen.“

    Denn erst wenn klar werde, dass diejenigen, die sportliche Großveranstaltungen ausrichten, „auch eine ganze Menge für den sozialen Zusammenhalt tun“, dann werde es auch wieder möglich sein, Zustimmung in der Bevölkerung zu erreichen.

    Dazu sei es dringend nötig, sich Zeit zu nehmen, verantwortungsvoll zu handeln, sagte Töpfer. „Wir müssen die Alternativen durchdenken, nicht den Sachzwängen hinterherzulaufen.“ Und er forderte auf: „Wagen wir es doch wieder. Wagen wir eine Offensive gegenüber Mensch und Natur.“ Dann werde es auch wieder möglich, sich erfolgreich um Olympische Spiele zu bewerben.

    (Quelle: DOSB)

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