„Ich war ein sportlicher Spätzünder“
1957 legte Klaus Kiefert sein erstes Sportabzeichen ab. Fünfeinhalb Jahrzehnte später nennt er 55 Fitnessorden sein eigen.

23.12.2011

Als Kriegskind musste sich Klaus Kiefert das Schwimmen selbst beibringen – mit zunächst leidlichem Erfolg. Als er Jahre später, 1957, bei der Bundeswehr zum ersten Mal das Deutsche Sportabzeichen ablegen wollte, wog er so wenig, dass er mit der Kraftdisziplin große Mühe hatte. Aber der nach eigenen Aussagen „zähe Hund“ trainierte eifrig und schaffte den Fitnessorden im ersten Anlauf.
„Das Deutsche Sportabzeichen ist ja eine Ehrengabe der Bundesrepublik“, sagt Klaus Kiefert. „Als ich jung war hat es mir sehr imponiert, wenn jemand das Sportabzeichen als Großabzeichen an der Uniform getragen hat. Als ich dann schließlich selbst zur Bundeswehr gegangen bin, um Berufssoldat zu werden, wollte ich das natürlich auch tragen.“
Trainiert hat er dafür auf einem einfachen Sandplatz in der ehemaligen Hermann-Löns-Kaserne im nordrhein-westfälischen Bergisch Gladbach. „Früher waren die Bedingungen noch viel strenger als heute“, erinnert sich der 74-Jährige. „Es mussten immer zwei Prüfer anwesend sein. Außerdem waren die 300-Meter-Schwimmen und der 5.000-Meter-Lauf Pflicht.“
Ein Strich in der Landschaft
Das Laufen lag ihm am meisten. „Die 100 Meter habe ich unter 12,4 Sekunden und die 5.000 Meter unter 17 Minuten absolviert“, berichtet Kiefert und fügt lachend hinzu: „Das waren noch Zeiten! Davon bin ich heute weit entfernt.“ Nicht alles ist ihm aber so leicht gefallen. „Ich war damals nur ein Strich in der Landschaft“, sagt er. „Die Kraft habe ich mir erst viel später antrainiert. Deswegen hatte ich Schwierigkeiten beim Kugelstoßen. Ich bin dann als Alternative auf das Steinstoßen gekommen. Ich habe lange dafür trainieren müssen aber dann hat das geklappt.“ Später ist er öfter aufs Gewichtheben ausgewichen. „Dabei müssen Sie 75 Prozent Ihres Körpergewichtes stemmen. Das war zu schaffen, ich habe ja nicht viel gewogen.“
Zum Schwimmen ging es in den ersten Jahren in ein Freibad außerhalb von Bergisch Gladbach. „Früher gab es ja so gut wie keine Hallenbäder“, berichtet Kiefert. „Ich bin zwar auf den 300 Metern nicht untergegangen, aber das waren unmögliche Zeiten damals. Ich habe mir als Kind das Schwimmen in einem Bach selbst beigebracht. Wirklich gelernt habe ich es erst viel später. Inzwischen bin ich sogar Lehrscheininhaber bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Man könnte sagen, ich bin ein sportlicher Spätzünder.“
Seit seinem ersten Sportabzeichen hat Klaus Kiefert die Prüfungen für den Fitnessorden Jahr für Jahr lückenlos wiederholt, bis zum 55. in diesem Jahr. Bei seinem jetzigen Verein, der TuS 05 Daun ist er seit 1964. „Unsere ganze Kaserne ist damals von Bergisch Gladbach hier nach Daun in die Vulkaneifel gezogen. Ich habe dann im Sportverein zunächst die Leichtathletikabteilung übernommen und bin dann Leiter der Breitensportabteilung geworden.“ Inzwischen ist er Ausschussmitglied „Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport”, Referent und Lehrgangsleiter „Aus- und Weiterbildung für Sportabzeichenprüfer” beim Sportbund Rheinland sowie Kreisprüferobmann in der Vulkaneifel. Eine ausfüllende Tätigkeit: „Bei mir laufen bis zu 1.000 Sportabzeichen im Jahr durch“, sagt er.
2007 bekam Kiefert sogar vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck die Landessportplakette überreicht. Das ist die höchste Auszeichnung, die das Bundesland an ehrenamtlich Arbeitende im Sport verleiht. Vom Sportabzeichen hat Kiefert noch lange nicht genug. In diesem Jahr stieg er für sein 55. Deutsches Sportabzeichen Neujahr auf die Skier und hatte es schon am 2. Januar komplett. Für Klaus Kiefert lediglich ein Etappenziel. „Das 60. Sportabzeichen möchte ich schon noch schaffen.“
(Quelle: wirkhaus)