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Im Kanu Freunde gewinnen

DOSB Redaktion
S.O. Foto: Club Maritim Erfurt e.V.

11.03.2011

Club maritim Erfurt geht neue Wege.

Kleine Wellen kräuseln ihre weißen Schaumkronen am Ufer des Alperstedter Sees. Schwäne ziehen behäbig ihre Kreise auf der Suche nach Futter. Idylle pur. Doch lange währt die Ruhe auf dem 1.700 Meter langen See nahe Erfurt nicht mehr. Denn bald ist Frühling und für den Seesportverein Club maritim Erfurt heißt es „Leinen los“. Dann werden Jollen, Kutter-ZK10, Katamarane und sogar Drachenboote vom Stapel gelassen. Der Verein ermöglicht seinen 290 Mitgliedern Segeln, Rudern, Knoten, Schwimmen, Laufen und Wurfleine werfen. Zwei EM-Bronzemedaillen und 22 nationale Meister gab es 2010. Ausgetragene Veranstaltungen wie Deutsche Meisterschaften, Ranglistenwettkämpfen und Drachenbootregatta runden die Vielfalt des Vereins ab. Noch ungewöhnlich, weil relativ unbekannt, sind für die gefiederten Bewohner des Sees zwei 30 Zentimeter schmale und fünf Meter lange Kanurennboote. 2010 hat der Verein seine Flotte entsprechend erweitert. „Bis dahin hatten wir weder Material oder jegliche Erfahrung mit dieser Sportart“, so der Vereinsvorsitzende Michael Stolze. Vorhanden war mit dem Heimatrevier Alperstedter See lediglich eine passende Wasserfläche und mit dem Ukrainer Liubomyr Afanasiev ein Top-Trainer auf diesem Gebiet. Durch die Vermittlung des Landessportbundes Thüringen kam 2009 der Kontakt zustande. Da war der diplomierte Sportlehrer und Trainer aus Kiew bereits seit zwei Jahren in Thüringen und auf der Suche nach einem passenden Verein. Er wollte endlich wieder aufs Wasser und seine umfangreichen Kenntnisse an Kinder und Jugendliche weitergeben. Sogar Olympiasieger erlernten bei dem 50-Jährigen das Paddeln. Michael Stolze war von der „vorsichtigen“ Anfrage des Landessportbundes, ob sich der Verein ein Integrationsprojekt vorstellen könne, sofort begeistert. Ebenso die weiteren Mitglieder des Vorstands. „Unsere Vereinsziele sind zur Gesunderhaltung beizutragen und gezielt Talente zu fördern, warum sollten wir da ablehnen, auch wenn wir über keine Tradition auf diesem Gebiet verfügen? Los ging es mit vier Kindern und zwei ausgeliehenen Wanderkanus“, erinnert sich Stolze an die Anfänge der neu gegründeten Abteilung Kanu fahren. Heute treffen sich regelmäßig 20 Migrantenkinder und Deutsche im Alter von neun bis 15 Jahren, um gemeinsam mit den neuen Einer-Kajaks, die Anschaffung unterstützte der LSB, in „See zu stechen“. Saison ist von März bis Oktober. Im Winter steht vor allem Athletiktraining und Schwimmen auf dem Programm. Im Sommer wird nach der Erwärmung, Technik-Trockenübungen und dem Üben des Einsteigens in das schmale Gefährt auf dem See gepaddelt. Bis zu 500 Meter beträgt die Trainingsdistanz der Schützlinge von Liubomyr Afanasiev. Fachmännische Hinweise des Trainers übersetzen die Kinder sich gegenseitig ins deutsche oder russische. Berührungsängste sind da Fehlanzeige. Ziel ist es, 2011 erstmals bei Wettkämpfen an den Start zu gehen. Zudem gibt der erfahrene Mann den Takt als Steuermann in den Drachenbooten des Vereins vor und bildet aus. So werden auch die oft arbeitslosen Eltern in das Vereinsleben integriert, etwa beim Frühjahrsputz, bei Familiensportfesten, Schnupperkursen oder Ferienfreizeiten. Langfristiges Ziel des Club maritim Erfurt ist es, dem Ukrainer eine feste geförderte Stelle bieten zu können. Und so trägt der Verein völlig zu Recht den offiziellen Titel „Anerkannter Stützpunktverein Integration durch Sport 2011“. „Fehlen nur noch interessierte Mädchen und ein günstiger mobiler Untersatz, um den Migrantenkinder die Anreise an den See zu erleichtern“, nimmt Michael Stolze bereits die nächsten Aufgaben in Angriff.

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