Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen
Klaus Erbguth aus Lübeck hat bereits 60 Mal erfolgreich das Deutsche Sportabzeichen abgelegt und sieht die Reform im Jubiläumsjahr sportlich.

24.01.2013
Klaus Erbguth wurde schon früh auf´s Eis geführt – allerdings freiwillig.
„Als Kind liebte ich das Schlittschuhlaufen. Dabei konnte ich meinen sehr ausgeprägten Bewegungsdrang bestens ausleben“, erzählt der heute 77-Jährige. „Aber nicht etwa auf einem zugefrorenen Teich. Wir flitzten mit den Schlittschuhen in meiner alten Heimat, der Stadt Gollnow im früheren Hinterpommern, im Winter über die Straßen. Durch die Kufen der Schlitten waren die vereist und schön glatt“, erinnert er sich. Doch diese Fahrrinnen reichten dem furchtlosen Jungen nicht aus. Deshalb fuhr Klaus Erbguth als 7-Jähriger auf Schlittschuhen Hügel herunter, die für andere schon auf dem Schlitten ein Abenteuer waren. Ernsthaft passiert ist ihm nie etwas. Im Gegenteil, es war ein gutes Training für´s Leben: „Ich habe eine sehr gute Balance“, erzählt Klaus Erbguth lächelnd.
Erst Lehrer, dann Freund für´s Leben
1945 siedelte er mit seinen Eltern nach Lübeck über. Er spielte viel Fußball, entdeckte aber schnell seine Leidenschaft für die Leichtathletik. Höher, schneller, weiter – genau das Richtige für den jungen Klaus Erbguth. Zwei Mal wurde er als Gymnasiast an seiner Schule Erster seines Jahrgangs für die Bundesjugendwettkämpfe. Mentor und Motivator für den sportbegeisterten Schüler war dabei Klaus Zimmer, Lehrer für Sport, Englisch, Geschichte und Erdkunde. Er legte bei Klaus Erbguth den Grundstein für dessen Sportabzeichen-Karriere. „Ich habe ihn sehr bewundert, aber manchmal habe ich ihn auch verflucht, weil er so gnadenlos mit uns war, vor allem bei den Langstrecken-Läufen“, erinnert sich Klaus Erbguth. Und während die meisten Jugendlichen nach dem Schulabgang wohl ganz froh sind, ihre Pauker erstmal nicht mehr sehen zu müssen, kam es bei Klaus Erbguth und Klaus Zimmer ganz anders. Seit mehr als 50 Jahren haben die beiden jedes Jahr einen festen Termin: den 27. Dezember, den „dritten Weihnachstag“, wie ihn Klaus Erbguth nennt. Dann treffen sich seit Jahren mehrere ehemalige Schüler von damals mit dem einstigen Lehrer in der „Schiffergesellschaft“, einem Traditions-Lokal in Lübeck, um über das Leben zu plaudern. 97 Jahre alt ist der pensionierte Pädagoge inzwischen, lässt sich dieses Treffen aber nicht entgehen. „Die erste Frage von Klaus Zimmer an mich ist jedes Mal, ob ich schon das Sportabzeichen gemacht habe“, berichtet Klaus Erbguth. „Und ich kann ihm jedes Jahr sagen, dass ich die Disziplinen ohne Probleme geschafft habe“, lacht er.
Gemeinsam im Boot und auf dem Berg
Den Spaß an Bewegung und auch am Deutschen Sportabzeichen teilt Klaus Erbguth seit 1962 mit seiner Ehefrau Waltraud. Die beiden lernten sich beim Skilaufen kennen, heirateten kurze Zeit später und bekamen zwei Kinder. Dass ihr Mann jedes Jahr das Sportabzeichen ablegte, machte Waldtraud Erbguth irgendwann neugierig, und so ging sie mit auf den Sportplatz. „Als ich das sah, war mein Ehrgeiz geweckt, und ich wollte es auch schaffen. Es fiel mir zwar nicht immer leicht, aber ich habe es geschafft und inzwischen 35 Mal das Sportabzeichen abgelegt“, erzählt sie. Einen kleinen Vorsprung hat ihr Ehemann in dieser Hinsicht. 60 Mal hat Klaus Erbguth die Bedingungen für das Sportabzeichen bereits erfüllt. Auch außerhalb des Sportplatzes sind die Erbguth´s ein aktives Duo. Die Berge haben es ihnen besonders angetan, und deshalb ist das Salzburger Land seit Jahrzehnten das Urlaubsziel der begeisterten Bergsteiger und Skiläufer – inzwischen auch gemeinsam mit Kindern und Enkeln.
Reizvolle Aussichten
Im Jahr 2013, dem 100. Jubiläums-Jahr des Deutschen Sportabzeichens, gibt es neue Anforderungen – auch für die ältere Generation. „Ich gebe zu, ich war anfangs etwas skeptisch. Immerhin hat sich das Sportabzeichen seit 100 Jahren bewährt. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto reizvoller erscheinen mir die neuen Bedingungen“, sagt Klaus Erbguth. Sein Ehrgeiz ist geweckt. „Ich will ganz ehrlich sein. Um Bronze zu machen, brauche ich nur hingehen. Aber ich will ja Gold, und ich glaube, dafür muss sich etwas tun. Und genau das gefällt mir, weil es ein Ansporn ist. Ich weiß, dass ich mir und niemandem sonst etwas beweisen muss“, sagt er. „Aber in sportlicher Hinsicht war und bin ich nie zufrieden – und genau das ist meine Motivation“. Und selbstbewusst fügt der 77-Jährige hinzu. „Ich will Gold. Auch beim neuen Sportabzeichen“.
(Quelle: wirkhaus)