In Asunción hat der BreitensportordenTradition.
An der deutschen Auslandsschule in der Hauptstadt Paraguays legen jedes Jahr rund 80 Schülerinnen und Schüler das Deutsche Sportabzeichen an.

27.10.2014
In Paraguays Hauptstadt Asunción liegt Frühlingsduft in der Luft, fast 30 Grad Celcius erreicht heute das Thermometer. Mitten im Oktober. Während wir uns hier in Deutschland auf kalte Tage einstellen, beginnen auf der anderen Erdhalbkugel die wärmeren Jahreszeiten. „Jetzt im Oktober legen wir die letzten Prüfungen für das Deutsche Sportabzeichen ab“, erzählt Rüdiger Dyck, Sportlehrer und Leiter der Primarstufe der Goethe Schule Asunción. „Denn bald wird es dafür zu heiß. Dann klettern die Temperaturen auf über 40 Grad. Was aber das Schwierigste ist, um hier Sport zu treiben, ist die unerträgliche Schwüle“, erzählt Rüdiger Dyck. Sport ist deshalb ein Unterrichtsfach für die ersten Schulstunden des Tages.
Rund 1.200 Mädchen und Jungen vom Kindergartenalter bis nach dem Abitur besuchen die Goethe–Schule in Paraguay. Jedes Jahr legen etwa 80 von ihnen das Deutsche Sportabzeichen ab. „Auf diese Zahl sind wir sehr stolz, denn das Deutsche Sportabzeichen macht nur, wer das auch möchte. Alles ist freiwillig“, erzählt der Primarstufenleiter, dem der Breitensportorden am Herzen liegt. „Meine Eltern sind 1948 von Danzig aus zuerst nach Uruguay ausgewandert, wo ich geboren wurde. Dort habe ich bei deutschen Lehrern auch das Sportabzeichen kennen gelernt“, erzählt Rüdiger Dyck, der einen Teil seiner Ausbildung zum Lehrer unweit von Kiel absolvierte und dort vor 38 Jahren eine Sportabzeichen-Prüferlizenz ablegte.
Das Sportabzeichen im Herzen immer mitgenommen
Nach dem Studium beschloss Dyck, als Lehrer nach Paraguay zu gehen. Die Begeisterung für das Deutsche Sportabzeichen war mit im Gepäck. „Wir bieten das Deutsche Sportabzeichen hier an. Zum einen, weil wir den Kindern und Jugendlichen natürlich deutsche Traditionen vermitteln möchten, zum anderen, weil das Abzeichen Spaß macht“, meint der südamerikanische Sportlehrer. „In unserem Land gibt es eine Reihe anderer Turniere für junge Sportlerinnen und Sportler. Aber die richten sich fast ausschließlich an die Besten. Wir möchten aber zur Bewegung motivieren und dazu, sich zu verbessern“, beschreibt er sein Anliegen.
Deswegen legt er auf Eigeninitiative an vier unterrichtsfreien Samstagen die Termine für die Prüfungen für das Sportabzeichen. Wer Lust hat, kommt. Unterstützt wird Rüdiger Dyck von zwei seiner acht Sportlehrer-Kollegen. „Die machen das auch sehr gerne“, lacht er.
Ein Schwimmbad muss organisiert werden
Dyck ist überzeugt, dass sicher noch mehr Kinder mitmachen würden beim Sportabzeichen. Doch für viele ist Schwimmen eine große Hürde. An der Schule wird es nicht angeboten, sodass den Mädchen und Jungen nur eine Chance bleibt, es privat zu lernen. Nicht jeder hat sie. „Für die Prüfungen mieten wir extra ein Schwimmbad etwas außerhalb unserer Stadt an. Das ist auch der erste Schritt im Sportabzeichenjahr, das bei uns im März beginnt. Danach ist es für das Schwimmen zu kalt, denn in Paraguay gibt es keine beheizten Bäder“, so Rüdiger Dyck.
Die soziale Komponente des Sportabzeichens
Für die Kinder hat das Deutsche Sportabzeichen eine ganz besondere Relevanz und eine soziale Komponente: „Mit dem Abzeichen haben die Kinder eine schöne Möglichkeit, auf sich aufmerksam machen zu können und zu zeigen, dass sie Leistungen erbringen“, berichtet der Lehrer. Einmal in der Woche findet an der Goethe-Schule ein Zusammentreffen im Hof statt, bei dem Informationen rund um die Schule ausgetauscht werden. „Bei dieser Gelegenheit werden die Sportabzeichen verliehen. Manchmal kommen auch die Eltern dazu und freuen sich gemeinsam mit ihren Kindern über die Urkunde und die Anstecknadel“, erinnert sich Dyck, der seinen norddeutschen Akzent auch nach über vierzig Jahren in Paraguay bewahrt hat.
(Quelle: wirkhaus)