Ins Ziel gehoben – Bundeswehrsportler Jürgen Spieß im Porträt
Jürgen Spieß - Gewichtheber in der Klasse bis 94 Kilogramm - verdankt es dem Zufall, dass er inzwischen zu den weltweit Besten seiner Zunft zählt.

26.03.2009

„Ich habe 1995 angefangen. Das war damals ein Riesenzufall“, erzählt Spieß. Der Elfjährige wollte unbedingt Sport machen, wusste aber nicht welchen. Mit seinen Eltern ging er in die Sportgemeinschaft Kirchheim bei Heidelberg. „Dort habe ich mir verschiedene Sportarten angeschaut, darunter auch Gewichtheben.“
Von klein auf dabei
Der Vorstand der Gewichtheber war ein ehemaliger Klassenkamerad seines Vaters und bot an, den Jungen unter seine Fittiche zu nehmen. „Dort hat es mir auf Anhieb super gefallen“, verrät der Bundeswehrsportler.
Sein bisher größter Erfolg war der neunte Platz bei den Olympischen Spielen in Peking im vergangenen Jahr. „Ich habe dort mein Ziel, unter die Top Ten zu kommen, geschafft. Außerdem habe ich meine persönliche Bestleistung im Olympischen Zweikampf mit 384 Kilogramm gemacht“, erklärt Spieß – 173 Kilogramm Reißen und 211 Kilogramm Stoßen.
Seit 2003 ist der Stabsunteroffizier jedes Jahr Deutscher Meister geworden. Bei der Juniorenweltmeisterschaft 2004 gewann er eine Bronzemedaille im Stoßen und landete im Zweikampf auf einem fünften Platz. Auch bei den Weltmeisterschaften 2005, 2006 und 2007 war Spieß Teilnehmer. Seit seinen ersten Tagen als Gewichtheber 1995 hat der Bundeswehrsportler eine beachtliche Laufbahn hingelegt.
Keine Nervosität
Doch dafür muss der Spitzensportler – der 2007 zum Gewichtheber des Jahres gewählt wurde – auch hart trainieren. „Ich trainiere zehnmal die Woche zirka eineinhalb bis zwei Stunden“, sagt Spieß. Dabei besteht das Training fast ausschließlich aus Einheiten an der langen Hantel. „Ausdauertraining machen wir gar nicht. Wir trainieren spezifisch Kraft und Technik.“ Seit 2001 gehört er der Sportfördergruppe Bruchsal an. „Ich bin schon mit 17 Jahren zur Bundeswehr gegangen, weil für mich klar war, dass ich sportlich weiterkommen wollte“, erklärt der Spitzensportler. Die Sportfördergruppe bietet ihm dazu die optimalen Bedingungen. Nervös ist der Spitzensportler bei Wettkämpfen nicht mehr. „Da wir immer bestimmte Abläufe haben, kommt man schwerlich auf andere Gedanken als den Wettkampf“, erklärt Spieß. Das Abwiegen findet schon etwa zwei Stunden vor dem Wettkampf statt. Danach essen die Athleten noch etwas, machen sich warm und dann geht es auch schon an die Hantel. „Bei den festen Abläufen ist man so beschäftigt, dass man keine Zeit hat, nervös zu werden.“
London im Visier
In diesem Jahr steht der Bundeswehrsportler vor gleich zwei großen sportlichen Ereignissen, bei denen er mit guten Ergebnissen abschneiden möchte. „Wir haben im April die Europameisterschaft, bei der ich gerne eine Medaille gewinnen möchte“, sagt Spieß. Im November steht dann die Weltmeisterschaft an. „Wir haben jedes Jahr eine Weltmeisterschaft im Gewichtheben und jede davon ist entscheidend für die nächsten Olympischen Spiele. Daher ist es wichtig, dort gute Platzierungen für die Mannschaft zu machen, um sich für London zu qualifizieren.“
Bei all den Wettkämpfen und dem harten Training bleibt Spieß kaum Zeit für andere Sachen. „Neben dem Leistungssport bleibt wenig Zeit für Hobbies“, verrät er. Aber sein Sport ist auch irgendwie sein Hobby, denn er ist absolut begeistert vom Gewichtheben: „Das Faszinierende am Gewichtheben ist der tägliche Kampf gegen sich selbst.“ Aber natürlich spornt auch der Kampf Mann gegen Mann an: „Wenn der andere mehr hebt und man nachziehen muss; wenn man immer mehr heben will und das dann schafft, das ist schon toll.“ Dazu wird er dieses Jahr oft die Gelegenheit haben.