Zum Inhalt springen

Integration als Chance für die Sportentwicklung verstehen

In Teil 3 der Artikelreihe des Projekts „Zugewandert und Geblieben“ werden drei Vereine des LSB NRW vorgestellt.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

14.04.2015

(Quelle: LSB NRW/A. Bowinkelmann)
(Quelle: LSB NRW/A. Bowinkelmann)

Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen und drei seiner Vereine suchen im Rahmen des DOSB-Projekts „Zugewandert und Geblieben“ (ZuG) nach den richtigen Wegen um Migrantinnen und Migranten ab 60 Jahren zu mehr Bewegung und sportlicher Aktivität zu motivieren. Der dritte Teil der Artikelreihe zeigt, dass alle drei Vereine dabei unterschiedliche Wege gehen und erste Erfolge verzeichnen.

Für den LSB NRW kam die Ausschreibung des ZuG-Projekts wie gelegen, verfolgt der Verband doch schon seit einigen Jahren die NRW-Landesprogramme „Bewegt ÄLTER werden in NRW“ und „Bewegt GESUND bleiben in NRW“. Diese sollen von den neuen Erkenntnissen in Zukunft profitieren. Dass die Ansprache älterer Migrantinnenund Migranten jedoch nicht ganz einfach ist, war den Beteiligten schon im Vorfeld klar. „Es bestehen weit mehr Barrieren als zum Beispiel im Kinder- oder Jugendbereich. Sportliche Vorerfahrungen und das Wissen, wie funktioniert ein Sportverein, sind oft kaum vorhanden. Ein notwendiger Vertrauensaufbau ist ein langer Prozess und es müssen mehrere Aspekte beachtet werden“, meint Siggi Blum vom LSB NRW. Für ihn steht außer Frage, dass Integration nicht nur problemorientiert angegangen werden sollte: „Wir verfolgen einen Potenzialansatz und verstehen darin eine Chance für die Sportentwicklung. Um unsere Zukunft zu sichern müssen wir auf diesem Gebiet noch aktiver werden, da auch diese Gruppe der Älteren weiter zunehmen wird“, so Blum. Um erfolgreich zu sein reiche es aber nicht, „einfach nur einen Flyer zu übersetzen und dann melden sich alle an. Wir müssen auch schauen, wo sind von Vereinsseite die Willkommenssignale, so dass die Leute sagen, ja, da geh ich hin.“

Beim BS Oberhausen wurde bereits festgestellt, dass nicht jedes Angebot auch angenommen wird. Während sich der Wassergymnastikkurs für Frauen einer großen Beliebtheit erfreut und ausgebucht ist, schwankt die Teilnehmerzahl beim Nordic Walking nur zwischen vier und sechs. Hier soll mit neuen Ideen ein weiterer Anlauf gestartet werden. Fikret Sisman, ZuG-Koordinator in Oberhausen, stellt fest: „Viele Sportangebote, die wir so kennen, sind in anderen Kulturen ungewohnt oder auch gar nicht erwünscht. Afrikanische Gruppen können beispielsweise nichts mit einem Angebot in einer Turnhalle anfangen und wünschen sich eher Aktivitäten im Freien. Darauf muss man Rücksicht nehmen und reagieren.“

Um Zugang zu älteren Migrantinnen und Migranten zu bekommen arbeitet man in Oberhausen mit der Stadtverwaltung zusammen, was Sisman als „absoluten Glücksgriff“ bezeichnet. Da die Stadt schon in der Vergangenheit gut mit Migrantenselbstorganisationen (MSOs) zusammengearbeitet hat, besteht hier schon ein gewisses Vertrauen. Dank der Vermittlung der Stadt wurde Sisman bereits zu zwei MSOs eingeladen, um für die Angebote des BS Oberhausen zu werben. Neue Kursteilnehmer bedeuten jedoch nicht gleich neue Mitglieder, was laut Sisman daran liegt, dass es wenige Länder mit einer so durchstrukturierten Vereinsstruktur gibt wie in Deutschland: „Wegen des fehlenden Verständnisses, was sie da genau unterschreiben, stehen Migranten den Mitgliedsanträgen meist skeptisch gegenüber. Das gemeinsame Erleben von Sport und seinen Strukturen stellt somit eine wichtige Basis für die Vertrauensbildung dar.

Ähnliche Erfahrungen haben sie auch bei der TVG Holsterhausen in Essen gemacht. Die Bindung an den Verein gelang hier über ein Gesundheitssportangebot, welches von Ärzten empfohlen wurde. „Über die Teilnahme konnten wir Vertrauen in unseren Verein schaffen. Daraus hat sich Interesse an unserem weiteren Sportangebot entwickelt“, sagt der 1. Vorsitzende Peter Wehr. In Holsterhausen nehmen Männer und Frauen gemeinsam an den Sportangeboten teil. Bei ihnen steht das Interesse am Sport im Vordergrund. Wehr ist überzeugt, dass diese Zusammensetzung ein wichtiger Schritt zur Integration ist, insbesondere wenn er von den Teilnehmenden selbst so gewählt wird.

Gleiches strebt man auch beim Verein „Sport für betagte Bürger Gladbeck“ an und hat beim Kurs „Bauchtanz trifft Zumba und Stepper“ Erfolg damit. Die Wassergymnastik für muslimische Frauen wird hingegen kulturell bedingt als eigener Kurs veranstaltet, und auch dieses Angebot wird sehr gut angenommen. Mittlerweile haben schon 33 Frauen mit Migrationshintergrund erfolgreich das Seepferdchen absolviert und der SfbB Gladbeck hat einige neue Mitglieder gewonnen. Um etwaige Barrieren abzubauen, wurden ein Frauenfrühstück und ein gemeinsamer Kinobesuch organisiert. Und um herauszufinden welche weiteren sportlichen Angebote Migranten interessieren, hat man sich in Gladbeck mit der Universität Wuppertal zusammengetan. Über eine Umfrage sollen die Wünsche und Bedürfnisse ermittelt werden. Für Gladbecks Vorsitzenden Hartmut Knappmann steht ein großes Ziel im Vordergrund: „Wir müssen es schaffen, dass das soziale Miteinander unterschiedlicher Menschen gelingt“. Der Spaß an der Bewegung und die Geselligkeit eines Sportvereins können da ein gutes Mittel sein, um genau das herauszufinden.

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 14/2015, Text: Daniel Mayr)

Weitere Informationen zum Projekt „ZuG“ sowie den teilnehmenden Verbänden und Vereinen finden Sie hier.

Für Fragen und Anregungen steht Ihnen Projektleiterin Opens window for sending emailVerena Zschippang gern zur Verfügung.

Title

Title