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Integration durch Sport : Rückblick 2011

Das vom Bundesinnenministerium geförderte Programm „Integration durch Sport“, das durch den DOSB und seine Landessportbünde und -verbände seit Jahren konsequent vorangetrieben und bundesweit umgesetzt wird, konnte in Schleswig-Holstein auch im letzten Jahr zahlreiche erfolgreiche Maßnahmen und Aktivitäten verzeichnen. Darüber hinaus wurden die zuständigen Mitarbeiter des Programms „Integration durch Sport“ im Rahmen einer fachlichen Weiterqualifizierung durch eine dreiteilige Fortbildung fit gemacht für die „Beratung und Begleitung von Veränderungsprozessen in Sportorganisationen“ bezogen auf deren interkulturelle Öffnung.

DOSB Redaktion
K. Lübbe

19.01.2012

Durch einen engen Kontakt zu den aktuell 44 Stützpunktvereinen in Schleswig-Holstein ließen sich auch die neu aufgestellten Ziele des DOSB-Programms besser mit den Konzepten und Methoden der Vereine abstimmen. Eine Zielvereinbarung erleichtert zudem die Orientierung am DOSB-Konzept.

In 16 Vereinen wurden neue und offene Projektgruppen angeregt, wodurch das Angebotsspektrum der Stützpunktvereine erweitert wurde und die Zielgruppen angesprochen wurden. Bereits geförderte Stützpunktvereine verfolgen als Kooperationspartner weiterhin die Ziele des Programms und haben die Projekte übernommen.

2.591 Menschen werden Woche für Woche durch die Angebote der Stützpunktvereine erreicht – mehr als in den Jahren zuvor (2009: 2.085 Personen; 2010 = 2.384 Personen). Die Sportvereine konnten 925 neue Vereinsmitglieder gewinnen. Der überwiegende Anteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommt mit 47 Prozent (2010: 48,5 Prozent) aus dem Altersbereich der 14-27-jährigen, während bei den 0-13-jährigen Kindern 28 Prozent (2010: 24,5 Prozent) und bei den über 28-jährigen 25 Prozent (2010: 26 Prozent) teilnehmen.

Die beliebtesten Sportarten sind Boxen (18 Projekte), Sambo/Ringen (14), Fitness (6) und Wushu (7). 36,5 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den offenen Projektgruppen sind weiblich. Mit Tanzen (9 Projekte), speziellen Mädchensportangeboten (2) und Schwimmen (3) konnten in fast jedem vierten Angebot der Stützpunktvereine und in den Starthelfergruppen spezifische Mädchensportangebote eingerichtet werden. Zudem wurden Spiel-, Sport-, Gesundheits-Angebote (12), Fitnessangebote (6) und Fußballangebote (7) genannt. Insgesamt wurden 488 Integrationsmaßnahmen in den Stützpunktvereinen umgesetzt.

Unverändert haben 58,5 Prozent der Teilnehmenden in allen Gruppen eine „Migrationsgeschichte“. In den offenen Gruppen der freiwillig engagierten Integrations-Mitarbeiter liegt der Anteil bei etwa 77 Prozent. Die Stützpunktvereine haben 82 Sportangebote organisiert, um speziell die Zielgruppen anzusprechen. Von 120 erfassten ehrenamtlich aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben 66 Prozent einen Migrationshintergrund (2010: 63 Prozent). Dabei sind 31 Prozent Spätaussiedler und 35 Prozent Personen ausländischer Herkunft im Programm tätig. Insgesamt sind 148 freiwillig Engagierte in den Vereinen oder direkt über das Programm aktiv. Davon haben 113 eine Übungsleiterlizenz. Elf Fachtrainerinnen und -trainer, elf Sportlehrerinnen und -lehrer sowie vier Sozialpädagoginnen und -pädagogen unterstützen die Programmarbeit.

Viele Vereine haben bereits Integrationsbeauftragte benannt, die dem LSV als direkte Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Es zeigt sich, dass sich die Vereine meist mit zwei oder mehr Sparten an dem Programm beteiligen. Familiensport-Projekte sind oft die ersten positiven Anfänge. Besondere Zielgruppen sind ältere Migrantinnen und Migranten, Kinder und Jugendliche.

Die 13 freiwillig engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das hauptamtliche LSV-Team „Integration durch Sport“ direkt im Programm unterstützen, organisieren aktuell 17 offene Sportangebote mit insgesamt 283 Teilnehmenden, 79,5 Prozent davon mit „Migrationsgeschichte“. Über diese offene Gruppenarbeit werden überwiegend junge Migrantinnen und Migranten angesprochen, die ansonsten nicht den Weg in den Sportverein finden würden. So wurden z.B. spezifische Angebote für Migrantinnen wie Gymnastik/Fitness in Mildstedt (TSV Mildstedt), Schwimmen in Norderstedt (SG Wasserratten Norderstedt) und verschiedene Hip Hop-Tanzprojekte durchgeführt. In Ahrensburg/Bad Oldesloe betreut Michael Rogolowski Inliner- und Eishockeygruppen, die jeweils aus 20 Jugendlichen und Erwachsenen bestehen.

Aus der guten Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein ist das Positionspapier „Sport und Zuwanderung - Interkulturelles Arbeiten des LSV und seiner Verbände und Vereine“ entstanden. Es wurde im März 2010 vom LSV verabschiedet. Dieses Positionspapier wird zur Verbesserung der Kommunikation und sportpolitischen Diskussion in und zwischen Sportorganisationen genutzt. Netzwerke wurden besucht und das Thema wurde auch im Jahr 2011 regelmäßig in die entsprechenden Landesgremien eingebracht. Zwei Fachseminare „Sport Interkulturell“ wurden durchgeführt. Ein Kurzseminar „Sport Interkulturell“, das sich speziell an die Führungskräfte im organisierten Sport richtet, soll erstmalig 2012 in das Bildungsprogramm des LSV-Bildungswerkes aufgenommen werden. Bei einer hohen Eigenbeteiligung konnten 26 Veranstaltungen der Stützpunktvereine mit dem Sportmobil des LSV besucht werden, wobei die Vermittlung interkultureller Kompetenzen im Mittelpunkt der Veranstaltungen stand. Durch die ebenfalls gute Zusammenarbeit mit dem Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein konnten durch Landesmittel weitere Projekte in Sportvereinen gefördert werden, mit denen auch die interkulturelle Öffnung in Sportorganisationen unterstützt wurde. Für die mobile Programmarbeit, bei der im vergangenen Jahr 146 Einsätze mit dem Sportmobil gefahren wurden, konnten insbesondere durch die verstärkte Einbeziehung freiwillig engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im letzten Jahr mehr Einsätze durchgeführt werden. Ein Übungsleiter hat allein im Kieler Stadtteil Mettenhof (geschätzter Migrantenanteil an Schulen von rund 50 Prozent) zehn Sportmobileinsätze durchgeführt. Nach Schätzungen der „Mobilisten“ hatte nahezu die Hälfte der rund 31.000 Besucherinnen und Besucher bei den oben genannten Sportmobil-Einsätzen einen Migrationshintergrund. Die Sportmobil-Einsätze für die Umsetzung der Vorhaben werden mit den dem Programm „Integration durch Sport“ zur Verfügung stehenden Mitteln (z.B. Socceranlage oder durch den Einsatz qualifizierter Fachkräfte) unterstützt. Die jährlichen Großveranstaltungen, wie der „Tag des Sports“ in Kiel, der „Tag der Integration“ (insgesamt 15 Veranstaltungen an verschiedenen Orten), E.on Hanse-Rudercup und das „Interkulturelle Spiel- und Sportfest“ im Rahmen der „Interkulturellen Wochen“ in Kiel-Gaarden wurden wieder sehr gut angenommen. Beim „Tag des Sports“ im Jahr 2011 beteiligten sich zehn Stützpunktvereine und zwölf freiwillig Engagierte wirkten mit. Die TuS Gaarden (Kiel) veranstaltete zum sechsten Mal ein internationales Städte-Turnier für Jugendmannschaften im Ringen, seit mittlerweile drei Jahren mit russischer Beteiligung aus Kiels Partnerstadt Kaliningrad/Sovetsk. Der Stützpunktverein SV Makkabi aus Kiel setzte die Reihe der norddeutschen Sambo-Meisterschaften im Rahmen des „Tag des Sports“ fort und die Socceranlage wurde vom schleswig-holsteinischen Fußballverband (SHFV) für ein offenes Mädchen- und Jungenturnier genutzt, an dem auch mehrere Projektmannschaften teilnahmen. Zudem wurden beim „Tag des Sports“ auch die bei Migrantinnen und Migranten beliebten Sportarten Boxen, Wushu, Faustball, Tai Chi, Gorodki, Volleyball, Inline-Hockey, Fußball, Streetdance, Tae KwonDo und Sambo präsentiert.

Auch in diesem Jahr sind zahlreiche Veranstaltungen geplant. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Zielgruppe „Ältere Migrantinnen und Migranten“, der sich die verantwortlichen LSV-Mitarbeiter 2012 verstärkt widmen möchten. Im vergangenen Jahr wurden die Angebotsstrukturen vor Ort für diese Zielgruppe analysiert und bewertet. Dabei wurde erkennbar, dass diese Strukturen verbesserungsfähig sind. Für 2013 ist bereits jetzt eine gemeinsame Tagung zum Thema mit dem Hamburger Sportbund geplant.

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