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Integrationsgipfel: DOSB bietet Inhalte und Netzwerk / Präsident Dr. Thomas Bach benennt Botschafterinnen

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

14.07.2006

Beim heutigen Integrationsgipfel in Berlin hat sich DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach gegenüber den anwesenden Vertreterinnen aus Politik und Gesellschaft wie folgt geäußert:

 

Statement des DOSB-Präsidenten Dr. Thomas Bach:

- es gilt das gesprochene Wort -

 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,

sehr geehrte Bundesministerinnen und –minister,

sehr geehrte Herren Ministerpräsidenten,

sehr geehrte Damen und Herren,

 

im Namen des Deutschen Olympischen Sportbunds, des deutschen Sports und seiner mehr als 27 Millionen Mitglieder darf ich mich herzlich für die Einladung zum Integrationsgipfel bedanken. Ich freue ich mich außerordentlich, Ihnen die Chancen darstellen zu können, die der Sport für die Integration bietet.

Sport ist von seinem Wesen her international und integrativ, er grenzt nicht aus, sondern er bezieht ein.

Der Sport bietet Verständigung und Integration über Sprach- und Kulturbarrieren hinweg. Gemeinsames Sporttreiben schafft Gemeinsamkeiten und gegenseitiges Vertrauen. Sport eröffnet Möglichkeiten der Selbstverwirklichung, Sport lehrt Selbstbehauptung in einem vorgegebenen Regelwerk. Sport vermittelt daher motorische und soziale Kompetenz. Der Sport reicht aber weiter als Schule und Bildungsprogramme. Der Sport – meine Damen und Herren – der Sport ist Integration. Mit dem DFB hat eine unserer Mitgliedsorganisationen dies gerade eindrucksvoll unter Beweis stellen können.

Dabei kann der Sport ein hocheffektives und flächendeckendes Netzwerk nutzen:

1,2 Millionen Frauen und Männer arbeiten als Trainer und Übungsleiter in den 90.000 Vereinen des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Der deutsche Sport hat das Thema Integration bereits in den 70er Jahren in dieses Netzwerk eingebracht. Ich werde Ihnen das zentrale Integrationsprojekt des DOSB kurz näher vorstellen: es nennt sich „Integration durch Sport“ und wird mit Hilfe des Bundesinnenministeriums seit 1989 bundesweit angeboten.

In diesem Projekt wird vor allem an der Ausbildung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern gearbeitet, sie erhalten mit dem Modul „Sport interkulturell“ eine Zusatzqualifikation. Die Ausbildung von Migrantinnen und Migranten zu Übungsleitern ist eine weitere Säule des Konzepts. Ein gutes Beispiel kommt aus Bremen, wo der Landessportbund gemeinsam mit unseren Integrationsfachleuten vor allem islamische Frauen zu Übungsleiterinnen ausbildet, sechs im vergangenen, zehn in diesem Jahr. Die Vorbild- und Türöffnerfunktion für Frauen und Mädchen, die diese muslimischen Übungsleiterinnen in ihrem Umfeld haben, ist nicht hoch genug einzuschätzen. „Integration durch Sport“ arbeitete im vergangenen Jahr mit einem Netzwerk von 470 ausgewählten Stützpunktvereinen, mit deren Hilfe knapp 12.800 Integrationsmaßnahmen umgesetzt werden konnten. Auf 2.700 Einsätze im Jahr 2005 brachten es die 35 „Sportmobile“ des Integrationsprogramms: mit ihnen bieten Sportvereine Migrantinnen und Migranten Spiel- und Sportfeste an. Der DOSB hat über diesen Weg allein im vergangenen Jahr 1,9 Millionen Menschen erreicht.

Um die guten Ansätze des Programms auszubauen und verstetigen zu können, müssen die Rahmenbedingungen und die Förderung für Integration durch Sport verbessert werden. Dies gilt gleichermaßen für die neuen innovativen Schwerpunkte, die der DOSB dann setzen kann:

1. Wir werden in zehn deutschen Großstädten mehr Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund in die Vereine holen. Junge Migrantinnen wünschen sich mehr Selbstverteidigungssportarten, mehr Gymnastik- und Tanzangebote, mehr Wassersport und mehr Fußball - die Vereine werden dafür ihre Angebote auf diese insgesamt 3,5 Millionen Menschen umfassende Zielgruppe ausrichten.

2. Im Rahmen der Programme „Soziale Stadt“ und „Stadtumbau Ost“ werden wir sportliche Integrationsprojekte in sozialen Brennpunkten anbinden. Das betrifft den Bau von Street-Soccer oder –Basketballplätzen ebenso wie Betreuungs- und Bildungsmaßnahmen wie zum Beispiel nächtliche Mini-Turniere für die Zielgruppe.

3. Die Deutsche Sportjugend wird an Schulen, im Verein und, gemeinsam mit dem DFB, in Fan-Projekten Integrationsangebote machen. Das reicht vom Integrationshandbuch über spezielle „Toleranztrainer“ bis zu Workshops und Integrations-Turnieren für die Fan-Szene.

4. Der deutsche Sport wird darüber hinaus Integrationsbotschafter benennen. Ich darf Ihnen heute die ersten drei seitens des DOSB benannten Persönlichkeiten vorstellen: die Olympiasiegerin im Trampolinturnen Anna Dogonaze, die Volleyballnationalspielerin Atika Bouagaa und die Karatesportlerin Ebru Shikh Ahmad werden für den DOSB den Anfang machen. Ebru Shikh Ahmad leitet heute gemeinsam mit ihrem aus Israel stammenden Mann eine Karateschule. Sie begann als junge Schwimmerin und musste diesen Sport wieder aufgeben, weil der Auftritt im Schwimmanzug gegen Konventionen verstieß. Erst als Jugendliche kam sie zum Karatesport, schwamm sich dann, bildlich gesprochen, frei und wurde unter anderem dreifache Europameisterin. Ebru Shikh Ahmad sagt über das Verhältnis von Sport und Integration: „Sport ist für mich eine Einstellung, ein Lebensgefühl, und dies teilt man mit anderen Sportlern. Man ist unter Gleichgesinnten, Nationalität, Hautfarbe oder Religion spielen keine Rolle. Um allerdings selbst Sport betreiben zu können, musste ich mich anfangs gegen Widerstände in der eigenen Familie durchsetzen.“

Der Deutsche Fußballbund wird aus seinen Reihen weitere Integrationsbotschafter benennen. Für diese Initiative und Zusammenarbeit bin ich meinem Freund Theo Zwanziger ganz besonders dankbar.

5. Der DOSB wird die besondere Bedeutung des Themas betonen, indem er die Verantwortung für die Integration direkt im Präsidium bei einem Vize-Präsidenten ansiedelt.

6. Der DOSB wird den IOC-Preis „Sport and Community“ an eine Persönlichkeit verleihen, die sich besonders um die Integration durch Sport verdient gemacht hat.

 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, meine sehr verehrten Damen und Herren,

Der Deutsche Olympische Sportbund hofft mit diesem Angebot an Initiativen auch weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Integration in unserem Land zu leisten zu können. Der deutsche Sport stellt seine Inhalte, seine Erfahrung und sein nationales Netzwerk in den Dienst unserer gemeinsamen Aufgabe Integration.

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