Interview mit Erich Marks, Geschäftsführer Deutscher Präventionstag
Der Deutsche Präventionstag ist ein nationales Forum zum Thema Kriminalprävention. Bei seiner 11. Auflage vom 8. bis 9.Mai in Nürnberg widmet sich der Präventionstag dem Schwerpunktthema „Sport und Prävention“. Im Vorfeld der Veranstaltung gibt der Geschäftsführer des Deutschen Präventionstages Erich Marks Auskunft über die Ziele der Veranstaltung.

11.04.2006
In den Medien überwiegen Schlagzeilen der zunehmenden Gewaltbereitschaft vor allem ausländischer Jugendlicher und gescheiterter Integration. Wie beurteilen Sie die momentane Situation?
Erich Marks: Wir alle haben uns in der Vergangenheit schlicht zu wenig um Integration gekümmert. Die Gewaltbereitschaft in der Schule und insbesondere bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund ist ein ernst zu nehmendes Problem und findet, zumindest medial, aktuell hohe Aufmerksamkeit. Zentrale Aufgabe ist und bleibt die Prävention, also die Vermeidung von Gewalt. Prävention bedeutet, dass wir den unerwünschten Entwicklungen mit Maßnahmen zuvor kommen, die sich vielerorts bereits als wirksam erwiesen haben. Hier sind die sehr früh anzusetzende Sprachförderung, die möglichst ausgewogene Mischung von deutschen und ausländischen Kindern in Vorschulgruppen und Schulklassen ebenso zu nennen wie die Notwendigkeit von Ganztagsschulen und die Entwicklung von Präventionskonzepten und Unterrichtsinhalten speziell für jede einzelne Schule. Zugleich ist auch der Sport ein wichtiger Baustein.
Welchen Stellenwert hat Ihrer Meinung nach der Sport im Rahmen der Kriminalprävention?
Erich Marks: Der Sport hat einen sehr großen Stellenwert. Sport darf allerdings auch nicht überfordert und für die Kriminalprävention funktionalisiert werden. Sport ist vor allem erst einmal Sport und das heißt körperliche Betätigung und Freude an Bewegung und gemeinsamem Spiel. Doch dort, wo Sport stattfindet, treten erwiesenermaßen nicht selten auch kriminalpräventive Wirkungen ein. In diesem Sinne ist der Sport unverzichtbar. Oft kann der Sport als Schutzfaktor wirken, insbesondere dann, wenn die verschiedenen Disziplinen und Präventionsbereiche ihre Angebote aufeinander abstimmen und gut kooperieren. Wenn wir also dafür sorgen, dass junge Menschen Erfolge haben können, dass sie Wertschätzung erfahren und Glück empfinden können, dann wird auch das Risiko von Auffälligkeit und Straffälligkeit geringer.
An wen richtet sich der Präventionstag mit seinen Vorträgen und Aktionsflächen?
Erich Marks: Der Präventionstag ist ein jährliches Forum des fachlichen Austausches. 150 Aussteller zeigen ihre Projekte und Programme, das bietet die Möglichkeit zum Vergleich und für Anregungen. Experten aus der Wissenschaft und die Organisatoren aus den Einrichtungen vor Ort treffen aufeinander und können sich austauschen. Erfolge und Misserfolge können diskutiert werden. Dabei wollen wir die Gesamtbreite der Prävention abdecken. Von der schulischen Gewalt bis hin zu sexueller Gewalt und Übergewicht. Zum Kongressangebot gehören auch 50 Fachvorträge, ein Filmforum, eine Kinder- und Jugenduniversität sowie eine Eventbühne. Jedes Jahr gibt es zu dem ein Schwerpunktthema, das besonders beleuchtet wird, in diesem Jahr ist es der Sport. Dabei können wir auf eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit DSB und DSJ aufbauen, die als Kooperationspartner des Kongresses fungieren.
Welche Hoffnungen und Ziele knüpfen Sie an dieses Forum?
Erich Marks: Jedes Jahr haben wir aufs Neue die Hoffnung, dass alle, die übers Jahr sehr stark in ihren Bereichen eingespannt sind, diese zwei Kongresstage als Aus- und Trainingszeit nutzen können um zu reflektieren und sich Anregungen zu holen. Daraus ergibt sich dann auch immer ein Stimmungsbild der Gesamtsituation, woraus wiederum Anregungen für die Politik entstehen können. Zugleich hoffen wir in diesem Jahr die Bedeutung des Sports als wichtigen Baustein bewusst machen zu können. Wir wollen die Partnerschaft zwischen dem Sport und dem Präventionstag auch in Zukunft vertiefen und mit dem DSB und der DSJ eine langfristige partnerschaftliche Verbindung eingehen.