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Lernort Stadion ist einer von 365 Orten im Land der Ideen

Das Projekt „Lernort Stadien“, an dem zwölf Fanprojekte an verschiedenen Standorten beteiligt sind, ist jetzt zum Preisträger im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ gekürt worden.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

10.10.2012

Im Berliner Olympiastadion wurde der Preis stellvertretend an das Berliner „Fanprojekt Lernzentrum@Hertha BSC“ überreicht. Mehr als 2.200 Forschungsinstitute und Unternehmen, Kultureinrichtungen sowie soziale Initiativen hatten sich bundesweit für die Auszeichnung „Ausgewählter Ort 2012“ beworben. Das gab die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) bei der Deutschen Sportjugend bekannt.

Die Idee für die Lernzentren stamme aus dem Mutterland des Fußballs. In England sei schon früher als in Deutschland erkannt worden, „wie sinnvoll eine Zusammenarbeit zwischen Fußballvereinen und öffentlichen Einrichtungen sein kann“, heißt es in der Mitteilung. Mit den „Study Support Centres“ unterstützen dort schon seit den 1990er-Jahren Vereine Jugendliche aus ihren Stadtteilen durch Bildungsangebote.

2006 kam das Konzept nach Deutschland, importiert durch das Fanprojekt Dortmund. Entwicklungshilfe leistete hier außerdem Birger Schmidt vom nun stellvertretend ausgezeichneten Berliner Fanprojekt, der rund um die WM in Deutschland im Auftrag des British Council den deutsch-englischen Kulturaustausch förderte und dabei auch die „Study Centres“ mit nach Deutschland brachte.

Der Grundgedanke sei einfach, heißt es bei der KOS: Die Nähe zum Fußball, das Stadion als Ort und der Verein als Partner seien perfekte Anreize, um Jugendliche zu motivieren, und zwar auch solche, die durch die klassischen Bildungskonzepte nicht oder nicht genügend angesprochen werden. In Deutschland seien die Fanprojekte – ohnehin eine Schnittstelle von Jugendarbeit, politischer Bildung und Fußball – in der perfekten Rolle, um als Träger der Lernzentren zu fungieren.

„Der Erfolg der Lernzentren ist ein weiterer Beleg dafür, wie die vielfältige Arbeit der Fanprojekte über den Fußball hinausreicht und der Gesellschaft – hier beim bedeutenden Thema Bildung – insgesamt zugutekommt“, sagt Gerd Wagner von der KOS. „Gleichzeitig machen diese Projekte deutlich, wie viel Potenzial im derzeit so gerne kritisierten Fußball steckt. Um dieses Potenzial tatsächlich nutzbar zu machen, sind die Fanprojekte unverzichtbar.“

Seit 2010 fördert die Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit der Bundesliga-Stiftung Lernzentren zur politischen Bildung. Mit dabei sind aktuell (und in der Reihenfolge der Entstehung) die zwölf Standorte Dortmund, Bochum, Bremen, Berlin, Bielefeld, Gelsenkirchen, Frankfurt, Dresden, Rostock, Braunschweig, Nürnberg und Kaiserslautern/Saarbrücken. Unter Projektnamen wie „Stadionschule Bielefeld“, „Soccer meets Learning“ (Bochum), „Schalke macht Schule“, „Grenzenlos/Anstoß“ (Doppelprojekt Kaiserslautern/Saarbrücken) oder „Lernzentrum@Hertha BSC“ werden hier Schülerinnen und Schüler, vor allem von Hauptschulen der Jahrgangsstufen sieben bis zehn und fußballbegeisterte Jugendliche und junge Erwachsene aus der Fanszene angesprochen. In Kooperation mit den Netzwerkpartnern, das heißt Verein, Schule und Schulsozialarbeit, machen die Lernzentren Bildungsangebote, die durch ihre Verknüpfung mit dem Fußball – also den buchstäblichen Lernort Stadion – aber auch durch ihre Inhalte über traditionellen Lernen hinausgehen.

Konkret sehe das beispielsweise im Berliner Lernzentrum im Olympiastadion so aus, erläutert die KOS: Direkt vor Ort gehe es dort über die Bedeutung des Sport im Nationalsozialismus und die politische Instrumentalisierung sportlicher Großereignisse, um Geschlechterrollen oder um Themen wie Diskriminierung im Fußball und der Gesellschaft ebenso wie um Gegenstrategien, die auch auf den Alltag der Jugendlichen anwendbar seien. In praktischen Einheiten gebe es sportpädagogische Angebote, zur Ernährung oder um in Einheiten zu Selbstverteidigung und Selbstbehauptung den Umgang mit den eigenen und den Aggressionen anderer zu erlernen.

Auch hier böten Fußball und Fankultur mit ihrem Rivalitätsdenken und dem gleichzeitigen verbindenden Gemeinschaftsgefühl eine perfekte Hintergrundfolie und viele Denk- und Lernanstöße. Module zu Medienkompetenz, Bewerbungstraining oder Berufsfindung, auch im Fußball- und Vereinsbereich, gehören ebenfalls zum Angebotsspektrum der Lernzentren. Unterstützt werden die Teams der Fanprojekte hier durch Sozial- und Medienpädagogen und -pädagoginnen, Anti-Gewalt- oder Konflikttrainer und -trainerinnen.

Das Projekt „Lernort Stadion“

Das Projekt „Lernort Stadion“ wird auch wissenschaftlich begleitet und durch Eva Feldmann-Wojtachnia vom Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) evaluiert, regelmäßige runde Tische fungieren zudem als Netzwerk- und Weiterbildungstreffen. Die ersten Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass das Lernen am Lernort Stadion Erfolg hat. Der ungewöhnliche Ort und seine Verknüpfung mit dem Fußball motiviert Jugendliche, sie zeigen sich aufgeschlossener als in der Schule. Über 80 Prozent der mehr als 1.200 befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, sie würden das Projekt anderen Jugendlichen weiterempfehlen.

(Quelle: Koordinationsstelle Fanprojekte)

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