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Man muss einfach seine Stärken nutzen

Gertrud Dischinger aus Lörrach hat 39 Mal das Sportabzeichen in Gold abgelegt und hält den Vereins-Rekord.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

28.09.2012

    Gertrud Dischinger ist 74 Jahre alt, sie hat drei erwachsene Kinder und ist seit 52 Jahren verheiratet. 39 Mal in Folge hat sie die Sportabzeichen-Disziplinen absolviert und war 25 Jahre lang selbst als Sportabzeichen-Prüferin und Gruppenleiterin aktiv. Beeindruckende Zahlen, hinter denen eine beeindruckende und bis heute aktive Frau steht.

    Sportlich von Kindesbeinen an

    „Ich habe schon als junges Mädchen immer Sport getrieben“, erzählt Gertrud Dischinger. Zuerst war sie im Turnverein aktiv, bevor sie ihre Leidenschaft für die Leichtathletik entdeckte. „Meine Stärken waren Sprint und Weitsprung“, erinnert sich Gertrud Dischinger. „Mit 18 Jahren bin ich die 100 Meter in 13,2 Sekunden gelaufen. Bei den Wurfdisziplinen musste ich dagegen immer kämpfen, besonders beim Kugelstoßen, aber das geht ja vielen Frauen so“, lacht sie. 1974 legte sie zum ersten Mal das Sportabzeichen ab, und bis heute hat sie dieses Ritual jährlich wiederholt – ohne Unterbrechung. Dass der Fitnessorden ein fester Bestandteil ihres Lebens werden sollte, hätte Gertrud Dischinger damals selbst nicht gedacht. „Schon ein Jahr nach meinem ersten Sportabzeichen habe ich gemeinsam mit meinem Mann beim TSV Rot-Weiss Lörrach e.V. eine Sportabzeichen-Gruppe geleitet, er die Männer und ich die Frauen“, erzählt sie. Ein Mal wöchentlich gab Gertrud Dischinger Frauen aus dem Ort Unterstützung und nahm auch die Prüfungen für das Sportabzeichen ab. Für sie stand dabei immer der persönliche Kontakt im Vordergrund. „Ich habe in dieser Zeit auch eine Gymnastik- und Turngruppe für Frauen über 40 geleitet“, erzählt sie. „Es ist wichtig, auch in diesem Alter aktiv zu bleiben, selbst wenn die Familie und Arbeit die meiste Zeit in Anspruch nehmen.“ Viele ihrer Kursteilnehmerinnen ließen sich vom Elan der dreifachen Mutter anstecken, und einige kamen durch Gertrud Dischinger so auch zum Sportabzeichen.

    Ehrung muss sein

    Besonders gern erinnert sich die 74-Jährige an die so genannten Goldenen Jahre. „In den 1980er und 1990er Jahren hatten wir hier in Lörrach einen richtigen Sportabzeichen-Boom. Ich kann mich erinnern, dass wir in einem Jahr mal knapp 120 Abnahmen hatten, das war schon eine Zahl, die selbst uns stolz gemacht hat“, sagt sie. Das Sportabzeichen-Jahr fand im TSV immer im Dezember einen feierlichen Abschluss. „In der Weihnachtszeit gab es traditionell eine Übergabe an alle Sportabzeichen-Absolventen und Ehrungen für die Besten“ erinnert sich Gertrud Dischinger gern zurück. „Das hatte immer eine ganz besondere familiäre Atmosphäre.“

    Manchmal fehlt einfach etwas

    Mehr als 25 Jahre lang standen Gertrud Dischinger und ihr Ehemann Woche für Woche auf dem Sportplatz und gaben Sportabzeichen-Prüflingen Hilfestellung. Eine Aufgabe, die für beide nie eine Last war – im Gegenteil. „Das gehörte fest zu unserem Leben, auch der Urlaub wurde danach geplant“, erinnert sie sich. „Als wir 2004 aufgehört haben, war es manchmal anfangs schon komisch. Dann saßen wir auch mal montags zu Hause, und wenn es 18 Uhr schlug, dachten wir: eigentlich wären wir jetzt auf dem Sportplatz“, lacht sie. Inzwischen genießen die Dischingers ihre Freizeit. Zwei Mal wöchentlich zieht es das aktive Ehepaar ins Fitnessstudio, wo Rücken-und Muskeltraining sowie Sauna auf dem Programm stehen. „Wissen Sie, wenn man immer Sport gemacht hat, kann man nicht von heute auf morgen einfach aufhören. Und so lange wir gesund sind, machen wir weiter“, sagt Gertrud Dischinger. Und die 74-Jährige hat ein ganz klares Ziel: „Wenn das Deutsche Sportabzeichen im nächsten Jahr 100 Jahre alt wird, werde ich zum 40. Mal versuchen, die Disziplinen abzulegen. Das treibt mich an, denn es gibt in meinem Alter kaum eine schönere Bestätigung.“

    (Quelle: wirkhaus)

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