Martin Adomeit als Tischtennis-Entwicklungshelfer in Togo
Von der Tischtenniswelt hat Martin Adomeit schon viel gesehen, Togo jedoch war im vergangenen Jahr Neuland für den ehemaligen Bundestrainer.

19.02.2014
In der Hauptstadt des westafrikanischen Staates, in Lomé, hat er ein Tischtennis-Entwicklungshilfe-Projekt geleitet, dabei Lehrgänge für Spieler abgehalten und eine Trainerfortbildung sowie den Nationalverband zu verschiedenen Themen in Sachen Professionalisierung und Internationalisierung beraten. Finanziert hat das Projekt das Auswärtige Amt, organisiert der DOSB, unterstützt der DTTB.
Unter den 6,5 Millionen Einwohnern Togos sind rund 2.500 Tischtennisspieler. Die Ausstattung ist karg verglichen mit den Verhältnissen von Vereinen in Europa. Trainingsort in Lomé etwa war eine ehemalige Schulmensa mit Steinfußboden. Fünf Tische gab es dort, in Spitzenzeiten bis zu acht Spielerinnen und Spieler haben sich einen Tisch geteilt unter Adomeits Anleitung.
„Die simplen Rahmenbedingungen führen dazu, dass die Spieler eine hohe Eigenverantwortung für alles übernehmen“, sagte der 50-jährige Soester. „Wenn die Ausstattung schlecht ist, muss der Spieler umso mehr an sich selbst arbeiten.“ Und das taten seine Schützlinge.
Togos Nachwuchs: Koordination, Grundsportlichkeit und Bewegung gut
Vier Stunden ging das Vormittagstraining mit seinen Schützlingen, und das bei 39 Grad Hitze und extremer Luftfeuchtigkeit. Die Schläger bestanden zumeist aus deutlich gebrauchtem Material, teilweise gespendet von Togolesen, die es immerhin in den französischen Ligabetrieb geschafft haben. „In Togo wird vieles so lange wiederverwertet, bis es gar nicht mehr geht. Dementsprechend wird das Material gut behandelt“, erklärt Adomeit.
Die Spieler in den verschiedenen Bereichen hatten unterschiedliches Niveau. Die männlichen Kinder und Jugendlichen seien in ihren Grundfertigkeiten mit deutschen Spielern auf Landesverbandsebene anzusiedeln. Adomeit lobte ihre Koordinationsfähigkeit, ihre viel bessere Grundsportlichkeit gegenüber Europäern und ihr besseres Bewegungsgefühl, was er vor allem in einem völlig anderen Freizeitverhalten begründet sieht. Im Bereich Spieltaktik und Spielfähigkeit sei der Nachwuchs in Lomé allerdings deutlich schlechter, maximal auf Bezirksniveau anzusiedeln. Die Erwachsenen, mit denen er dort arbeiten durfte, waren deutlich weniger spielstark, hatten aber bei Lernfähigkeit und Konzentration ein hohes Niveau.
Nachmittag und Abend: Trainer und Verbandsentwicklung
An Nachmittagen und Abenden widmete sich Martin Adomeit jeweils der Trainer-Fortbildung. Zwischendurch gab es Treffen mit Vertretern des Verbands, um in strukturellen und organisatorischen Fragen zu helfen. Die Kerngruppe von zehn Trainern, zu denen während des Lehrgangs einzelne Interessierte hinzustießen, hatte erste Erfahrung gesammelt und Anfang September einen einwöchigen Intensiv-Kurs des Weltverbands ITTF absolviert. „Ihr prinzipielles Fachwissen war daher vorhanden“, bestätigte Adomeit, „aber es fehlte ihnen oft an einer Übertragung dieses Wissens in die Praxis. Sie wussten bei Techniken, wie sie funktionieren sollten, aber die Bedeutung von Bewegungsfehlern oder das Erkennen von Fehlern war noch eingeschränkt.“ Beim eintägigen Abschlussturnier, bei dem sich über 100 Menschen in der Halle einfanden, konnten Spieler und Trainer ihre neuen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Als Preise gab es vom Auswärtigen Amt finanzierte Tischtennis-Materialien.
Kontakt zu Teilen seiner Gruppe in Togo hat Martin Adomeit noch heute. Immer wieder erreichen ihn Fragen per E-Mail. „Es ist gelungen, einige Aspekte des modernen Tischtennissports zu vermitteln und Denkanstöße zu geben. Wir haben versucht, alle Kräfte einzubinden, um so etwas wie ein Verbandsgefühl zu entwickeln“, sagte er. Er empfiehlt einen internationalen Austausch für Wettkampf (Adomeit: „Gerade im Aufschlag-Rückschlag-Bereich wird man vor allem durch viele Wettkämpfe stärker“) und Training. Er selbst wäre auf jeden Fall bereit, für die Fortsetzung des Projekts wieder nach Togo zu reisen. Den Antrag dafür beim Auswärtigen Amt, muss allerdings der togolesische Verband stellen.
"Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie der Deutsche Tischtennis-Bund die Entwicklung des Tischtennissports weltweit fördert", sagt Glenn Tepper, stellvertretender Geschäftsführer des Weltverbands. Seit 2006 unterstützt der DTTB das 'ITTF Development Program' regelmäßig mit Materialpaketen für Entwicklungsländer und war unter anderem 2012 maßgeblich am Projekt 'Ping Pong Paix', Frieden durch Tischtennis, in Burundi und Kongo beteiligt, hat Kinder aus diesen Kriegs- und Krisengebieten zur WM nach Dortmund eingeladen und für eine internationale Begegung gesorgt." "Ping Pong Paix" ist inzwischen international und sportartübergreifend mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. Das Ausbildungsprojekt für Trainer in Leipzig sei ebenfalls exzellent, so Tepper. "Auch Projekte wie der Arbeitsbesuch in Togo sind sehr wichtig. Unser Dank gilt Präsident Thomas Weikert und Generalsekretär Matthias Vatheuer für ihre Unterstützung und ihren Weitblick bei der Entwicklungshilfe."
(Quelle: Deutscher Tischtennis Bund / Martin Adomeit)