Meister der Meisterschaften
Karl-Heinz Springer aus Fürstenwalde hat in seiner sportlichen Laufbahn nahezu keinen Wettkampf ausgelassen.

09.07.2013
Am 11. Juni 2013 machte die Sportabzeichen-Tour des DOSB Station im brandenburgischen Fürstenwalde. Mehr als 1.500 Teilnehmer erlebten an diesem Tag im PneumantSportForum ein buntes Sportfest. Und besonders auffällig war dabei, dass auch die ältere Generation zahlreich vertreten war, um zu beweisen, dass Sport auch im Alter Spaß machen kann. Einer von ihnen war Karl-Heinz Springer. Der 83-Jährige hat eine beeindruckende sportliche Erfolgsgeschichte vorzuweisen.
59 Jahre lang war Karl-Heinz Springer aktiver Leichtathlet. Und schon früh merkte er, dass Laufen und Springen zu seinen Leidenschaften gehören. „Ich bin in Mecklenburg geboren und lebte mit meinen Eltern auf dem Land. Ich war viel draußen und hatte schon immer einen ausgeprägten Bewegungsdrang“, erzählt er. Als 15-Jähriger nahm Karl-Heinz Springer dann an seinem ersten Wettkampf teil. „Wir waren in der Zwischenzeit umgezogen und ich startete 1945 für den VfB Lübeck bei einem Sportfest. Dort holte ich sofort zwei Mal den 1. Platz, im 1.000-Meter-Lauf und im Kugelstoßen“ erinnert er sich. Dieses Sportfest war der Grundstein für eine außergewöhnliche Sportgeschichte.
Die Konkurrenz schläft nicht
Seit diesem Tag im Sommer 1945 ließ Karl-Heinz Springer wohl kaum einen Wettkampf aus, den er in seinem Umfeld erreichen konnte. Betriebssportfeste, Läufe aller Art, Kreis- und Bezirksmeisterschaften, die Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften und der höchste zu erreichende Wettkampf, die DDR-Meisterschaft. Karl-Heinz Springer war überall dabei, sammelte Medaillen wie Andere Briefmarken. Allerdings musste sich der Leichtathlet oft mit dem zweiten Platz begnügen.
„Bei den Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften habe ich insgesamt elf Medaillen gewonnen, neun Mal war es Silber. Mein größter Konkurrent damals war Willy Schlotte aus Mühlhausen. Der hatte am Ende meist die Nase vorn, wenn auch knapp“, erinnert sich der 83-Jährige. Bei den DDR-Meisterschaften holte Karl-Heinz Springer zwei Silber- und vier Bronzemedaillen. Sprint, Sprung und Kugelstoßen waren über die vielen Jahre hinweg immer seine Stärken und deshalb war auch das Sportabzeichen für ihn nie ein Problem.
„Ich kann mich nicht mehr an alle erinnern, aber 14 Sportabzeichen-Medaillen habe ich zu Hause. Ich konnte ja nicht wissen, dass ich die irgendwann nochmal brauchen könnte“, lacht der Pensionär.
Die Sache mit dem Flur
2004 musste Karl-Heinz Springer seine aktive Sportler-Laufbahn aus gesundheitlichen Gründen beenden. Seither sind Sprints und Sprünge für ihn nicht mehr machbar und damit auch nicht alle Disziplinen für das Deutsche Sportabzeichen. Aber der 83-Jährige hat sich Alternativen gesucht, die fest zu seinem Tagesablauf gehören.
„Ich gehe jeden Tag mindestens eine Stunde lang spazieren und ich mache jeden Abend etwas Kraftsport“, erzählt er. Dafür macht er sich auf dem Teppich im Flur lang und macht 16 bis 18 Liegestütze. Diese Zahl ist zwar in Anbetracht seines Alters beeindruckend, aber trotzdem erinnert er sich auch gerne an seine Spitzenzeiten zurück. „Mein Rekord liegt bei 116 Liegestützen und 26 Klimmzügen – aber das war 1975“, lächelt Karl-Heinz Springer.
Bestätigung statt Medaillen
Kleine Erfolgsmomente geniesst er auch heute noch. Zuletzt bei der Sportabzeichen-Tour in Fürstenwalde. „Dr. Greiff, der hier in Fürstenwalde eine Senioren-Sportgruppe betreut und als Heilpraktiker arbeitet, hat mich zu der Veranstaltung mitgenommen. Und ich habe im Kugelstoßen mit der 3 Kilo-Kugel auf Anhieb 6,70 Meter geschafft, das würde beim Sportabzeichen immerhin für Silber reichen“, freut sich Karl-Heinz Springer.
Und auch wenn er nicht mehr alle Disziplinen absolvieren kann, ist er sich doch bewusst, dass ihm sein sportliches Leben noch heute Vorteile bringt. „Ich habe immer trainiert und sehe heute, dass ich trotz einiger Einschränkungen noch eine gute Kondition habe“, sagt er. Und auch heute Abend wird er sich deshalb wieder in seiner Wohnung in den Flur legen und seine Liegestütze machen. So viele und so lange es eben geht.
(Quelle: wirkhaus)