Neue Sportanlage in Jena: Schon Zar Peter spielte Gorodki
Anlage zum Spielen von Gorodki im Sportpark Lobeda eingeweiht. Sport kommt aus Russland und nordischen Ländern.

13.06.2014
Jena. Noch kennen ihn nur ganz wenige in Jena - den Sport Gorodki. In Russland hingegen, aber auch in Finnland, Schweden und in den baltischen Ländern ist er seit langer Zeit sehr populär. Sogar der russische Zar Peter der Große soll schon Gorodki gespielt haben, wie die Chronisten berichten. Nun ist dies auch in Jena möglich. Denn auf dem gerade erst frisch sanierten Sportplatz des Lobedaer Sportparks in der Alfred-Diener-Straße wurde jetzt eine extra Anlage für diesen Sport eingeweiht. Sie war vom städtischen Eigenbetrieb Kommunale Immobilien Jena (KIJ) aufgrund einer Initiative des Programms "Integration durch Sport" im Landessportbund Thüringen und gerade auf Wunsch von in Jena heimisch gewordenen Russland-Deutschen, als integrationspolitisch willkommene Zugabe bei der Neugestaltung des Sportplatzes spendiert worden. So entstand im hinteren Teil des Sportplatzes zwischen dem Großfeld und dem kleinen Kunstrasenfeld eine Gorodki-Anlage mit zwei Bahnen. Das Ganze sieht recht einfach aus. Auf einem zwei mal zwei Meter großen Feld wird eine Figur aus mehreren Holzklötzchen aufgebaut. Es gibt 16 verschiedene Aufbaumöglichkeiten, von denen jede einen eigenen Namen hat - zum Beispiel Kanone, Gabel, Stern oder auch Sichel. Aus unterschiedlich gewählten Entfernungen müssen der Spieler oder die Spielerin einen ein Meter langen und gut zwei Kilogramm schweren Stock so werfen, dass möglichst alle fünf Holzklötzchen umgeworfen werden. So können nach und nach alle 16 Figuren durchgespielt werden.
Jeden Sonntag um 10 Uhr Treff zum Mitmachen
Einer der sich dabei besonders gut auskennt, ist der in Jena heimisch gewordene Russland-Deutsche Artur Keck. Er ist so etwas wie der neue Übungsleiter für Gorodki in Jena. Und er weiß auch, wie der Stock zu bewegen ist, so dass sich Erfolg einstellt. "Der Stock muss rotieren und dabei möglichst die Holzklötzer auf breiter Front treffen, so dass alle umfallen." Seit gut einem Jahr beschäftigt er sich intensiv mit diesem Sport und hat auch bereits zehn Enthusiasten um sich geschart, die nun auf der neuen Anlage einen ordentlichen Trainingsbetrieb beginnen wollen. Sie können das im Rahmen einer Sportgruppe der Wohnsportgemeinschaft (WSG) Lobeda tun. Der langjährige Vereinsvorsitzender Gerd Busch hat die Gorodki-Freunde gern aufgenommen "Das wird unseren Verein ganz bestimmt noch farbiger machen. Über Nachwuchs freuen wir uns immer." Und auch Trainer Artur Keck freut sich bereits auf viele neue Mitstreiter. Jeder könne kommen und einsteigen in den Trainingsbetrieb, der allen viel Spaß machen soll. Wer Lust hat, kann immer sonntags ab 10 Uhr zu der Gorodki-Anlage auf den Sportplatz kommen und sich das Training anschauen und dann natürlich selber auch probieren. Innerhalb der Woche dürfte ebenfalls immer mal jemand an der Anlage im Einsatz sein, dem man über die Schultern schauen könne.
Die erste Gorodki-Anlage in Thüringen
Ortsteilbürgermeister Volker Blumentritt , der sich gleich mit einem Superwurf einführte, ist dankbar für die neue Anlage. Denn man müsse dem Fakt Rechnung tragen, dass mit dem Zuzug vieler Deutscher aus dem Osten auch neue interessante Möglichkeiten der Freizeitgestaltung hinzu kämen. Das bereichere Jena und Neulobeda. Für Elisabeth Wackernagel , Vorsitzende des Stadtsportbundes und Mitglied des Neulobedaer Ortsteilrates, ist die geschaffene Anlage ein Stück wirksame Integrationsarbeit. Hier können Menschen verschiedener nationaler Herkunft gemeinsam Spaß finden und sich besser verstehen lernen. Die Anlage in Lobeda-West ist die erste Gorodki-Anlage in Thüringen, wie von Gerald Gehlich vom Landessportbund auf der Eröffnungsveranstaltung zu hören war, die auch vom Verein "Festival de Colores", dem Institut für Bildung und Integration und jungen Tänzern der Bewegungsküche unterstützt wurde.
Quelle: Michael Groß / 13.06.14 / OTZ Z0R0001990841
Foto: Andreas Klossek