Neues Förderkonzept der Stiftung Deutsche Sporthilfe
Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hatte im November 2007 an alle 3.800 Sporthilfe-Geförderte Athleten eine Fragenbogenaktion adressiert, deren Ziel es war, das derzeitige Fördersystem kritisch zu hinterfragen.

04.12.2008

Mehr als 1.000 geförderte Athletinnen und Athleten haben geantwortet - eine außerordentlich hohe Rücklaufquote. Der Gutachterausschuss der Sporthilfe hat in mehreren Sitzungen die Daten ausgewertet und ein neues Förderkonzept ab 2009 entwickelt, das nach verschiedenen Arbeitssitzungen mit Athleten- und Verbandsvertretern der Sporthilfe-Vorstand am 22. Oktober verabschiedet hat. Die Auswertung der Fragebogenaktion hatte die Sporthilfe in den ersten beiden Ausgaben 2008 ihres Magazin sporthilfe.de veröffentlicht, in der aktuellen Heftausgabe stellt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Stiftung Deutsche Sporthilfe, Dr. Michael Ilgner, nun das neue Förderkonzept vor, das zum 1. Januar 2009 in Kraft treten wird. Wir drucken diesen Artikel nachfolgend in der DOSB Presse ab.
„Mit einer Strukturreform und neuem Förderkonzept will die Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) den deutschen Leistungssport in eine bessere Zukunft führen.“ So überschrieb die Deutsche Presse Agentur (dpa) am 14. November ihre Meldung zum neuen Sporthilfe-Förderkonzept. Es ist natürlich journalistischen Zwängen geschuldet, dass der Fakt im Titel nicht noch genauer gefasst werden konnte. Denn die Arbeit der Stiftung Deutsche Sporthilfe zielt von jeher darauf ab, die Förderung unserer Athleten fortwährend zu optimieren, Rahmenbedingungen für sportliche Höchstleistungen mit verschiedenen Karrieremodellen zu ermöglichen und dabei neben den sportfachlichen Anforderungen insbesondere die berufliche wie schulische Ausbildung zu berücksichtigen.
Der Förderetat der Sporthilfe liegt im Schnitt aktuell bei elf Millionen Euro per annum. Dieser Förderrahmen wird auch im Zug der jüngst verabschiedeten Förderstruktur beibehalten. Allerdings werden Fördermittel in Höhe von rund zwei Millionen Euro umgeschichtet werden, so dass von der kommenden Förderperiode an folgende neue Schwerpunkte gesetzt werden:
I) Neuauflage der finanziellen Grundförderung für B-Kader
Die Deutsche Sporthilfe hat sich seit dem Ende der Neunzigerjahre verstärkt der Förderung von C-Kader (Nachwuchs) und A-Kader (internationale Spitze) gewidmet. Ein Schritt, der für viele aber auch mit Problemen behaftet war: Beim Wechsel vom C- zum B-Kader mussten viele Athletinnen und Athleten zunächst auf die monatlichen Finanzmittel verzichten, auch wenn weitere Fördermaßnahmen (Versicherungsschutz, Medienseminare, Rabatte etc.) davon unberührt blieben. Dieser sportfachliche Entwicklungs- und Übergangszeitraum und die Form einer kontinuierlichen monatlichen Grundförderung wurden von vielen Athletinnen und Athleten als bedeutend angesehen. Dem versucht die Sporthilfe in Zukunft wieder mehr Rechnung zu tragen, indem sie die B-Kader zusätzlich mit einer Grundförderung in Höhe von durchschnittlich 75 Euro pro Monat unterstützen wird. Wesentliches Ziel ist dabei, den Wechsel vom C- über den B- in den A-Kader - bei dem dann wieder verstärkt die Leistungsprämien greifen sollen - gezielt zu unterstützen. Die Sporthilfe erwartet zusätzliche Ausgaben in Höhe von ca. einer Million Euro.
II) Ausbau der Förderung „Duale Karriere“
Der Bereich ausbildungs- und berufsbezogene Fördermaßnahmen wird um ca. 800.000 Euro erhöht. Er umfasst drei wesentliche Positionen:
1. Sporthilfe-Stipendium für Studenten: Wir erwarten, dass rund 400 Athleten diese neue Form der Unterstützung, die ihnen monatlich 150 Euro zusätzlich bringt, in Anspruch nehmen können, und halten diese Förderung für dringend erforderlich, insbesondere da klassische studentische „Neben-Jobs“ mit Hochleistungssport nicht vereinbar sind. Die Voraussetzungen für dieses Stipendium erfüllt, wer als ordentlich Studierender an einer staatlich anerkannten Hochschule immatrikuliert ist und mindestens das dritte Semester erreicht hat. Die Regelstudienzeit kann maximal zur Hälfte überschritten werden, ohne dass das Sporthilfe-Stipendium ausläuft. Damit soll Planungssicherheit gewährleistet und auf die besondere Situation von Spitzensportlern eingegangen werden, da aufgrund der erhöhten Trainings- oder Wettkampfbelastung in der Regel längere Studienzeiten erforderlich sind.
2. Verstärkte schulische Förderung (insbesondere Nachhol- und Nachhilfe-Unterricht): Fortan werden zusätzliche Mittel zur schulischen Unterstützung, z.B. zur Vorbereitung auf das Abitur, zur Verfügung gestellt. Der Rahmen für individuelle Anträge wurde entsprechend erweitert.
3. Einbindung der Förderer in die berufliche Ausbildung und Karriere: Ziel der Sporthilfe ist es, in Zusammenarbeit mit den vier Nationalen Förderern (Lufthansa, Telekom, Deutsche Bank, Mercedes Benz), ihrem Premium Partner Deutsche Fußball Liga (DFL) und weiteren engagierten Partnern und Förderern den Athleten bei Praktika oder Berufseinstiegen noch intensiver zu helfen. Details werden derzeit erarbeitet.
III) Individualisierung in der Spitze durch stärkere Eliteförderung
Bislang erhalten die herausragenden Top-Athleten (durchschnittlich etwa 100 bis 150 Medaillengewinner und -anwärter bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften) zusätzlich zu ihrer Beruf- und Prämien-Förderung eine sogenannte Elite-Förderung. Diese summiert sich pro Athlet auf 4.200 Euro im Jahr. Dieser Betrag soll in Zukunft bei Nachweis spezifischer sportfachlicher oder beruflicher Bedarfe auf maximal 10.000 Euro per annum erhöht werden können, um insbesondere Spitzenathleten, die im Wettbewerb mit Sportlern aus anderen Ländern mit professionellen Strukturen stehen, aber in Deutschland einer Dualen Karriere nachgehen, einen gewissen Ausgleich in der Förderung zu bieten. Rund 200.000 Euro werden für dieses erweiterte Angebot eingeplant.
Das neue Fördersystem 2009 stellt im Grundsatz keine Revolution, sondern eine Evolution dar, denn es baut in vielen Bereichen auf den bewährten Förderarten der letzten Jahre auf. Wir hoffen allerdings, dass unsere Maßnahmen, die Förderung in bestimmten Bereichen gezielt weiterzuentwickeln, bereits bei den Olympischen Spielen 2012 in London Erfolge zeigen. Gerade in Deutschland ist das Thema Duale Karriere eine enorme Herausforderung für Nachwuchs- und Spitzenathleten. In vielen anderen Ländern wird die professionelle Athletenförderung immer stärker in den Fokus gerückt.
Unsere Aufgabe und unser Ziel ist es, in Deutschland Strukturen gezielt zu unterstützen, die ein erfolgreiches, langfristiges, aber auch flexibles Arbeiten ermöglichen. Um die beschriebenen Bausteine zu finanzieren, wurde vor allem die über die generellen Leistungsprämien (zum Beispiel für olympische Medaillen) hinausgehende Prämienförderung in Grundförderung und Berufs- und Ausbildungsförderung umgeleitet.
Trotz der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage hoffen wir, die Förderleistung der Stiftung Deutsche Sporthilfe auch im nächsten Jahr auf dem konstant hohen Niveau von ca. elf Millionen Euro halten zu können, obwohl die Erlöse aus der GlücksSpirale und dem Verkauf von Sonderbriefmarken in den vergangenen zwei Jahren um nahezu drei Millionen Euro gesunken sind.
Die Deutsche Sporthilfe hat ihre Anstrengungen in den letzten Jahren weiter intensiviert, mit neuen Bausteinen im Fundraising für die Finanzierung ihrer Förderung zu werben. Mit diesen neuen Finanzierungsquellen und den neuen, herausragenden Partnern, aber auch einer optimalen Nutzung vorhandener Ressourcen sind wir zuversichtlich, die Unterstützung der Athleten auch in Zukunft in der jetzigen Form beibehalten und sogar weiter ausbauen zu können