Rauchschwalben und Eulen in Pferdeställen
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) will zukünftig verstärkt Projekte zur biologischen Vielfalt in Reitvereinen und Pferdebetrieben fördern.

06.08.2014
„Pferde bewegen – Biologische Vielfalt erkunden, erhalten und fördern“ lautet der Titel des FN-Projekts, mit dem ein Beitrag zum Bundesprogramm Biologische Vielfalt geleistet und ein Beispiel zur Zukunftsfähigkeit des Sports gegeben werden soll. Es hatte Anfang des Jahres den DOSB-Förderwettbewerb „Sport bewegt – Biologische Vielfalt erleben“ als einer von fünf Gewinnern für sich entschieden. Die Umsetzung des Projektes wird daher mit 15.000 Euro unterstützt. Der DOSB-Förderwettbewerb wird vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert.
Vor diesem Hintergrund traf sich die Projektgruppe „Pferde und biologische Vielfalt“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zur zweiten Begehung im Reitstall Lemberger in Ludwigsburg-Oßweil und im Reitclub Ulm-Böfingen. Der Projektgruppe gehören neben Stefan Rösler und Gerlinde Hoffmann, der Pferdesportberater Rolf Berndt aus Ulm und Charlotte Günther vom Pferdesportverband Baden-Württemberg an. Ziel der Treffen war nach den Erstbegehungen im Mai des Jahres ein aktueller Überblick über die biologische Vielfalt in den Stallungen sowie auf Koppeln und Weiden der beiden Reitvereine vor Ort.
„Wir sind begeistert über die zahlreichen jungen Rauchschwalben, die derzeit von ihren Eltern mit Fliegen aus dem Pferdestall gefüttert werden“, so Dr. Stefan Rösler, der Biodiversitätsexperte des Projektteams. „Da immer mehr Bauernhöfe ihre Tore für immer schließen, wird auch der Wohnraum für Rauchschwalben immer knapper. Pferdehaltende Betriebe mit offenen Stalltüren und naturnahem Umfeld sind daher besonders wichtig für den Erhalt dieser Art“. Nach einer Besichtigung der Koppeln und Weiden des Reitstalls betonte Gerlinde Hoffmann, die Umweltexpertin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, die ökologische Bedeutung reich strukturierter Wiesen mit altem Gras und verblühten Stauden. „Vögel, Schmetterlinge und Heuschrecken brauchen auch ungemähte Flächen und andere Rückzugsorte. Aus Sicht der Natur ist etwas weniger Ordnung immer ein Mehr an Lebensqualität“.
Ähnlich positiv fiel die Einschätzung nach dem Besuch im Reitclub Ulm-Böfingen aus. „Gleich nach unserer ersten Begehung haben wir die maroden Schleiereulen-Nistkästen im Giebel der großen Scheune durch neue Nistkästen ersetzt“, so Rolf Berndt, der Pferdesportberater des Projektteams. „Nun hoffen wir, dass die Schleiereulen die neuen Appartements möglichst auch bald für sich entdecken und im nächsten Jahr hier brüten. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn wo Pferde gehalten werden, gibt es ganzjährig Stroh und Heu und beim naturnahen Umfeld des Reitclubs Ulm-Böfingen sind eigentlich alle Wohlfühlfaktoren für die Schleiereule erfüllt“. Auf den ungewöhnlich strukturreichen Koppeln und Weiden des Reitclubs aus Schotterflächen, offenen Bodenstellen, kurzgeweidetem Gras, blütenreichen Wiesen, Büschen und Bäumen, wo sich ganze Staren-Familien auf der Suche nach Insekten und Kerbtieren auf den kurzgrasigen Flächen zwischen den Pferdebeinen bewegten, schaffe die beste Voraussetzung für eine große Artenvielfalt, erläuterte Gerlinde Hoffmann weiter die besondere ökologische Bedeutung der Flächen rund um den Reitclub.
Die Ergebnisse der in verschiedenen Betrieben in ganz Deutschland durchgeführten Begehungen münden in einen sogenannten „Biodiversitäts-Quick-Check“ und in einen Maßnah-menkatalog. Diese Ausarbeitungen bieten dann konkrete Handlungsempfehlungen zur Förderung der biologischen Vielfalt und dienen dem bundesweiten Austausch von best-practise-Beispielen in Pferdeställen und Reitanlagen.
Weitere Informationen:
Deutsche Reiterliche Vereinigung
Gerlinde Hoffmann
ghoffmann(at)fn-dokr.de