Rijhnen und Thum skaten zu Silber und Bronze
Segelkunstflieger Eugen Schaal steuert mit Bronze die dritte Medaille des Tages bei.

24.07.2017
Wie muss es einer Athletin gehen, die sich vier Jahre lang auf einen Wettkampf über 1000 Meter vorbereitet, um ihn unbedingt zu gewinnen – und dann als Favoritin nicht starten darf? Die Speedskaterin Mareike Thum hat die größte Enttäuschung ihrer Laufbahn ganz offensichtlich in die Energie umgewandelt, die nötig ist, um über eine 15 mal längere Strecke zur Bronzemedaille zu fahren.
Das war schon der positive Höhepunkt dieses Sonntages, der sich als eine wahre Achterbahnfahrt für die Speedskater gestaltete. Dass Felix Rijhnen ebenfalls im 15-Kilometer-Ausscheidungsrennen Silber erkämpfte, war die Krönung.
Am Morgen hatte eher Grabesstimmung im Lager der Speedskater geherrscht. Denn abends zuvor war Mareike Thum im Rennen über 10 Kilometer disqualifiziert worden. Im Kampf um Rang drei war sie in der Zielkurve mit der Kolumbianerin Pajaro aneinandergeraten. Die Rangelei, nach Thums Ansicht von der Gegnerin ausgelöst, führte zum Sturz Pajaros. Die Deutsche erreichte zwar als Dritte das Ziel, wurde aber umgehend disqualifiziert. Nicht nur war dagegen kein Protest möglich, sondern die Strafe führte auch zur Sperre fürs nächste Rennen – ausgerechnet Mareike Thums Paradedisziplin 1000 Meter.
Hier hatte sie vor vier Jahren in Cali World-Games-Silber gewonnen, und nun sollte es in Breslau Gold werden. Deshalb warf die Enttäuschung die Athletin vorübergehend aus der Bahn. Dass der Tag dann so endete, verlieh auch der Bronzemedaille einen goldigen Glanz.
Felix Rijhnen belohnte sich für eine besonders kämpferische Leistung. 30 Runden lang rannte er an der Spitze, immer mit dem späteren Sieger de Souza aus Frankreich im Windschatten. Beide fuhren auf diese Weise eine Runde Vorsprung aufs übrige Feld heraus. Doch erst in der letzten Runde überspurtete de Souza den entkräfteten Deutschen, der sich trotzdem sehr über Silber freute.
Segelkunstflieger Eugen Schaal landet im verkürzten World-Games-Wettkampf auf Rang drei
Der Mann lässt sich bei seiner Arbeit gerne über die Schulter gucken. Per Video lädt er dazu ein, seine Achterbahnfahrten im Segelflugzeug zu verfolgen. Schon das ist nichts für empfindliche Mägen. Wenn Eugen Schaal am Steuerknüppel zieht oder drückt, dann dreht sich der Horizont auf spektakuläre Weise.
Sturzflug, Looping, Rückwärtsflug, Rolle – der 49-Jährige kann mit seinem antriebslosen Gefährt Kunststücke fliegen, dass der Atem stockt. So ist er zweimal Weltmeister geworden, und so hat er in Breslau bei der World-Games-Premiere seiner Sportart Bronze gewonnen.
Die letzte Runde wurde vorsichtshalber abgesagt. Als am Sonntag der angekündigte Gewitterguss Breslau kurzzeitig unter Wasser setzte, war auch Schaals Flugzeug D-9630 längst sicher verstaut für den Weitertransport zur Weltmeisterschaft nächste Woche im polnischen Torun. Auch dass es Silber hätte werden können, war schon verdrängt. Ein kleiner Fehler hatte die bessere Platzierung verhindert. Um genau zu sein: „Bei Eugen hat leider die gerissene Rolle zu früh in der Avalanche eingehackt“, wie es im Expertinnen-Blog der Bundeskommission Segelflug im Deutschen Aero Club heißt.
Schwamm drüber. Eugen Schaal genoss nicht nur das Erfolgserlebnis Medaille, sondern gemeinsam mit dem zweiten deutschen Piloten Eberhard Holl, der Elfter wurde, auch die Besonderheiten dieses Wettkampfes World Games. Sonst ist man unter sich bei den Segelfliegern. Auf dem Breslauer Flugplatz Szymanov dagegen gehörten auch „Canopy Piloting“-Springer und Paraglider zur großen Familie Air Sports.
Das war eine schöne neue Erfahrung, auch wenn man sich unter Fliegern und Springern gerne flachst. Zum Beispiel wenn die Fallschirmakrobaten wegen schlechten Wetters tun müssen, war sie höchst ungern tun – mit einem Flugzeug wieder landen. Während Segelpiloten nicht verstehen wollen, wie Schaal lachend erzählt, warum man unbedingt in der Luft ein heiles Flugzeug verlassen will.
Auch die beiden Fallschirmspringer Tobias Koch (Rang 14) und Markus Scheuermann (Rang 21) nahmen die Wetterkapriolen am Sonntag mit Humor. Scheuermann hatte tags zuvor seine letzte Disziplin „Distance“ zwar bei Sonnenschein beenden können. Dafür wehte die Springer, die ihre Runde erst am Sonntag beenden konnten, ein kräftiger Rückenwind auf größere Weiten. Anderseits nahm Koch beim Sprung im „Freestyle“ so viel Schwung auf, dass er einen Bauchklatscher bei der Landung am Wasser nicht verhindern konnte.
All das hat auch dem Publikum Spaß gemacht, das nicht nur fachkundig war. Zur Belohnung gab’s zum Abschluss noch eine beeindruckende Parade der zwölf weltbesten Paraglider. Die Air Sports haben die Gelegenheit World Games gut genutzt, um auf sich aufmerksam zu machen.
Boule-Spielerinnen scheitern unglücklich
Es kam einiges zusammen für Lea Mitschker und Indra Waldbüßer, die sich eigentlich das Halbfinale bei den World Games in Breslau zum Ziel gesetzt hatten. Erst eine harte Auslosung, bei der mit Madagaskar und Frankreich gleich zwei schwierige Gegner auf das deutsche Duo warteten und dann auch noch ein Unwetter, was den Spielverlauf auf den Kopf stellte. Denn was vorher eine harte, trockene Spielbahn war, war nach dem Platzregen eine tiefe mit Wasser getränkte, auf der sich Mitschker und Waldbüßer nicht mehr so gut zurecht fanden.
Das erste Spiel des Tages hatte das Duo mit 11:10 noch gegen Frankreich gewonnen. Dann kam jedoch das Unwetter, und promt ging das Spiel gegen Madagaskar 5:13 verloren. Es musste also ein Entscheidungsspiel über den Halbfinaleinzug entscheiden. Dabei hieß der Gegner wieder Frankreich, das dieses Mal jedoch mit 13:4 das bessere Ende für sich hatte. "Frankreich hat verdient gewonnen. Der Boden war nach dem Regen stark verändert, und ihnen ist die Umstellung besser gelungen als uns", bilanzierte Sportdirektor Jürgen Hatzenbühler nach dem Ausscheiden.
Bowlerinnen ohne Fortune
Das deutsche Bowling-Doppel der Frauen ist im Viertelfinale gescheitert. Gegen starke US-Amerikanerinnen hatten Laura Beuthner und Birgit Pöppel das Nachsehen. Zuvor hatten sie die Vorrunde souverän gewonnen und an ihre starken Leistungen aus dem Einzel angeknüpft.
„Das Abschneiden heute ist bitter, da wir die Vorrunde so dominiert haben. Aber hätte mir einer vorher gesagt, dass wir bei beiden Wettbewerben unter die Top 8 kommen, dann hätte ich das genommen. Jetzt haben wir nicht nur drei Top-Acht-Platzierungen, sondern auch eine Goldmedaille. Das war nicht zu erwarten“, sagte Bundestrainer Peter Lorenz.
Faustballer stehen im Halbfinale
Die deutschen Faustballer haben den Schock über die Verletzung von Patrick Thomas anscheinend gut weggesteckt. Das Team von Trainer Olaf Neuenfeld gewann heute beide Partien. Im ersten Spiel ließen sie Chile beim 3:0-Sieg keine Chance. Das zweite Spiel gegen Brasilien war dagegen spannender. Nach Blitzstart und 6:0-Führung verloren die Deutschen noch den ersten Satz. Danach ließen sie aber nichts mehr anbrennen und gewannen 3:1. Morgen wartet zum Abschluss der Vorrunde die Schweiz. Am Nachmittag steht dann das Halbfinale an.
Jana Kierdorf bringt Korfball-Team ins Halbfinale
Die deutsche Korfball-Mannschaft steht im Halbfinale. In einem ausgeglichenen und hochspannenden Spiel setzte sie sich 13:12 gegen Großbritannien durch. Jana Kierdorf mit ihrem vierten Treffer des Spiels erzielte zwei Minuten vor Schluss den Siegtreffer. Beste Schützin bei den Deutschen war Lea Sander. Im Halbfinale warten morgen die Niederlande.
Splitter Tag 3
Die deutschen Sumo-Frauen beenden die World Games in Breslau ohne Medaille. In der offenen Klasse konnte Julia Dorny noch die erste Runde überstehen, verlor dann aber in der Runde der letzten 32. Für die anderen Kämpferinnen war bereits in der ersten Runde Schluss. Kerstin Schmidtsdorf durfte nochmal in der Trostrunde ran, verlor diese aber auch.
Bogenschützin Lisa Unruh, Silbermedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen in Rio, hat die Qualifikation mit dem Feldbogen souverän gemeistert. Sie gewann die Runde mit 375 Punkten. Sebastian Rohrberg belegte Quali-Rang sieben.
Rollkunstläufer Markus Lell musste sich stark angeschlagen mit dem siebten Platz begnügen.
Quelle: DOSB