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Sportausschuss fordert Konsequenzen wegen NADA-Unzulänglichkeiten

Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Dr. Michael Vesper, fordert wegen der Unzulänglichkeiten im deutschen Trainingskontrollsystem Konsequenzen und eine neue Qualität des Anti-Doping-Kampfes ein.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

07.02.2007

Im Sportausschuss des Deutschen Bundestages erklärte er, die finanzielle Basis der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) müsste verbessert werden: „Der DOSB will für die NADA ein besseres Marketing initiieren, um die Zahl und die Qualität der Trainingskontrollen zu verbessern.“ Klare Regeln und eine bessere Abstimmung zwischen WADA, NADA und internationalen Verbänden seien nunmehr erforderlich, damit es Klarheit für die Verantwortlichkeit der Athleten gebe. „Es muss aber auch eine bessere Kooperation mit den Spitzenverbänden durchgesetzt werden“, machte Dr. Vesper deutlich. „Die NADA ist Dienstleister und hat hier eine Bringschuld.“ Zudem sei für die staats- und sportferne Stiftung eine offensive und offene Informationspolitik erforderlich, um der Öffentlichkeit ein klares Bild zu vermitteln, verlangte der Generaldirektor. 

201 "missed tests"

Vertreter der NADA hatten in einer Schwerpunktsitzung des Sportausschusses deutlich gemacht, dass es im vergangenen Jahr bei insgesamt 4418 Trainingskontrollen 201 so genannte „missed tests“ gegeben habe, also: Dopingkontrolleure hatten Athleten am zuvor gemeldeten Aufenthaltsort nicht erreicht, was auf Fahrlässigkeit oder Vorsatz der Sportler zurückzuführen ist. „Diese 201 Meldungen hätten wir an die Spitzenverbände weitergeben müssen“, sagte der neue NADA-Vorstands-vorsitzende Armin Baumert. Insgesamt hat das nebenberuflich tätige Kontrollpersonal 8,7 Prozent der Aufträge - exakt: 385 Fälle - als so genannte „no shows“ eingestuft und an die NADA weitergemeldet. Damit wurden die Angaben des ARD-Fernsehens bestätigt, das von „etwa 400 Fällen“ nicht durchgeführter Trainingskontrollen im Jahr 2006 gesprochen hatte. 

DLV-Präsident Prokop: "Zweifel an Trainingskontrollsystem"

Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Dr. Clemens Prokop, erklärte beim Hearing, es gebe erhebliche Zweifel, ob das deutsche Trainingskontrollsystem überhaupt noch zukunftsfähig sei. Bei
Urinkontrollen seien das Wachstumshormon und andere Substanzen nicht auffindbar, Testosteronester und etwa Andrenol seien nur wenige Stunden nachweisbar. Deshalb müsse es einen „umfassenden Systemwechsel“ geben: „Wir müssen weg von den Urinkontrollen und hin zu Blutkontrollen“, forderte Dr. Prokop. „Es müssen Blutprofile erstellt werden.“ Ein anderes Laborsystem sei nötig: Auf der Basis von Verdachtsmomenten, wenn Testergebnisse von den Werten in den Blutprofilen stark abwichen, müssten Kontrollen viel engmaschiger durchgeführt werden.  

Sportausschussvorsitzender Danckert: "Schwachstellen des Systems abbauen"

Der Vorsitzende des Sportausschusses, Dr. Peter Danckert, unterstrich, das Volumen von 201 „missed tests“ sei eindeutig zu hoch. Der SPD-Parlamentarier: „Fünf Prozent aller Trainingskontrollen konnten nicht durchgeführt werden, weil durch Verschulden der Sportlerinnen und Sportler die Dopingkontrolleure die Testpersonen am angegebenen Aufenthaltsort nicht angetroffen haben und deren Angaben in der NADA-Datenbank nicht mit den tatsächlichen übereinstimmten. Das ist ein deutliches Zeichen für die mangelnde Ernsthaftigkeit einiger Aktiver bei der Übermittlung der erforderlichen Daten. Dass aber die NADA 201 verpasste Tests nicht an die nationalen Sportverbände zur Sanktionierung weitergeleitet hat, ist mindestens ebenso verwerflich.“ Alle für das Dopingkontrollsystem verantwortlichen Stellen müssten jetzt daran arbeiten, die Schwachstellen des Systems abzubauen.  

Verbände müssen schneller informiert werden

Die Parlamentarier forderten aber auch klare Dienstanweisungen für die Kontrolleure - es sei nicht hinzunehmen, dass sie beim Nichtantreffen der Aktiven per Handy Kontakt aufnehmen, nur um dadurch eine erfolgreiche Kontrolle abrechnen zu können. Dadurch ergebe sich eine Vorwarnzeit, so dass von einer unangekündigten Kontrolle nicht mehr gesprochen werden könne. Die administrativen Schwächen bei der NADA müssten abgestellt und Verbände schneller über „no shows“ informiert werden, damit zeitnah die Anhörung der Athleten stattfinden und etwaige Sanktionen ausgesprochen werden können. Überhaupt sei der NADA-Code an den nunmehr völkerrechtlichen Welt-Antidoping-Code anzupassen, der schon beim ersten verpassten Test eine Sperre von drei Monaten bis zu zwei Jahren verlange.

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