Sportausschuss setzt sich für weitgehende Quellensteuer-Befreiung ein
Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages will sich für eine weitgehende Befreiung von der so genannten Quellensteuer einsetzen, die bei internationalen Sportveranstaltungen in Deutschland fällig wird.

24.10.2006

Wie der Ausschussvorsitzende Dr. Peter Danckert erklärte, sei die einseitige, restriktive Betrachtung der Finanzbehörden für den Sport hier zu Lande ein Ärgernis. „Wir müssen auf die Haushalts- und Finanzpolitiker Einfluss nehmen und bei dieser Problematik eine volkswirtschaftliche Sichtweise durchsetzen“, sagte der SPD-Abgeordnete. „Wir werden jetzt mit Bundesfinanzminister Peer Steinbrück reden müssen. Da er ein kluger Kopf ist, wird es ihm einleuchten, dass wir eine volkswirtschaftliche Bilanz ziehen müssen.“
Nach dem Einkommenssteuergesetz müssen Ausländer Einkünfte aus „sportlichen Darbietungen“ in Deutschland pauschal mit 20 Prozent versteuern. Befreiungen werden in der Verwaltungspraxis vorab nur erteilt, wenn von den obersten Finanzbehörden ein konkreter volkswirtschaftlicher Vorteil festgestellt wird. Ausländer können sich später in einem umständlichen Verfahren die pauschal versteuerten Beträge möglicherweise vom Fiskus zurückholen.
Der aktuelle Aufhänger: Der Europäische Fußball-Verband UEFA verlangt für die Ausrichtung der Finalspiele der Champions League und des UEFA-Cups bedingungslos eine Quellensteuerbefreiung. Berlin und Hamburg waren deshalb vor kurzem mit ihren Endspiel-Bewerbungen für 2008 und 2009 in der UEFA-Exekutive gescheitert. DFB-Direktor Wolfgang Niersbach, auch Vizepräsident des Organisationskomitees für die Fußball-WM 2006, machte im Sportausschuss deutlich: „Solange es keine Quellensteuerbefreiung gibt, werden wir auch kein Europacup-Endspiel in Deutschland mehr erleben. Dabei können wir den erheblichen volkswirtschaftlichen Nutzen jederzeit durch Gutachten nachweisen.“ Mit der Quellensteuer flössen relativ bescheidene Einnahmen, hingegen sei das Steueraufkommen im Radius von Sport-Events viel höher zu beziffern.
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„Es ist eine merkwürdige Situation“, bilanzierte Danckert die fiskalpolitische Situation, die schon seit Jahren von Spitzenverbänden gerügt wird. „Wir haben jetzt keine Endspiele bekommen und können daher keine Quellensteuer einnehmen. Hätten wir auf die Pauschalversteuerung verzichtet, hätten wir die Finals bekommen und wenigstens die Steuereinnahmen erhalten, die im Umfeld solcher Sportereignisse entstehen. Sie gehen in die Millionen. Das sind achtstellige Beträge, die der Fiskus erzielen und mit denen die Wirtschaft angekurbelt werden kann. Es muss mehr Logik in dieses System kommen.“