Sportwissenschaftler machen den Praxistest
Wie schwer ist das Deutsche Sportabzeichen nach der Reform? Dozenten der Technischen Universität München wollten es genau wissen.

25.12.2012

Die Sportwissenschaftler Dr. Peter Spitzenpfeil und Olav Schmid von der TU in München haben den Reformprozesses des Deutschen Sportabzeichens mit ihrem Know-how begleitet. Gemeinsam mit weiteren Dozenten der Universität und wissenschaftlichen Hilfskräften schnürten sie nun die Sportschuhe und testeten den neuen Leistungskatalog – mit Erfolg.
Normalerweise suchen sich Breitensportler eine Disziplin innerhalb der jeweiligen Leistungsgruppe des Deutschen Sportabzeichens aus, nicht so bei den Münchner Sportwissenschaftlern. „Dr. Spitzenpfeil und ich begleiten den Reformprozess seit 2009“, erklärt Olav Schmid. Deswegen lag es uns auch am Herzen, die Disziplinen umfangreich in größerer Runde zu testen.“
Gesagt, getan: Acht Kollegen der TU ließen sich vom kalten und ungemütlichen Wetter nicht abhalten und wagten den Praxistest. Dabei stand fast jede Disziplin auf dem Prüfstein. „Aus organisatorischen Gründen haben wir die Schwimmdisziplin ausgelassen und im Ausdauerbereich haben wir nur den 3.000-Meterlauf gemacht“, so Schmid.
Erschöpft und erfolgreich
Am Ende des Tages waren die Sportwissenschaftler vor allem eins: glücklich, dass der Test vorbei war. „Wir waren am Abend auch ganz schön geschunden und tags darauf hat auch noch alles wehgetan“, lacht Olav Schmid. „Wenn man nur die besten Disziplinen innerhalb der Gruppen zählt, haben wir alle bestanden, viele von uns sogar mit Gold.“
Bei der Nachbesprechung waren sich alle einig, dass die neuen Leistungsanforderungen plausibel sind. „Natürlich gibt es – je nach sportlicher Vorprägung unserer Experten – Disziplinen, die eher als ‚gut machbar‘ empfunden wurden, während andere dafür gerade so mit Bronze erreichbar waren“, so Schmid. „Wir kommen schließlich alle aus unterschiedlichen Sportarten. Jeder von uns hat schon Leistungssport betrieben. Ich stamme aus dem turnerischen Bereich. Der ist mir beim Deutschen Sportabzeichen sehr leicht gefallen, wobei Turnen die größte Hürde für die meisten anderen war.“
Im Rahmen der Auswertung sprachen die Sportwissenschaftler auch darüber, wie das Deutsche Sportabzeichen langfristig im Curriculum verankert werden könnte. Sie planen nun, im nächsten Sommersemester für Bachelor-Studenten ein Seminar zum Deutschen Sportabzeichen anzubieten. Die Teilnehmer dieses Seminars sollen bei erfolgreichem Bestehen eine Prüferlizenz erhalten. „Außerdem“, so Schmid, „möchten wir, dass die Sportstudenten in Zusammenarbeit mit dem Zentralen Hochschulsport (ZHS) im Sommersemester einen großen Sportabzeichentag in München organisieren. Der ZHS-München erreicht etwa 30.000 sportaffine Studenten.“
Das Seminar in München könnte Pioniercharakter haben. „Es gibt die Idee, mit dieser Strategie auch an andere Hochschulen zu gehen. Unser Ziel ist ja schließlich möglichst viele junge Menschen als junge Prüfer zu gewinnen“, so Schmid. Ein wichtiger Baustein für dieses Vorhaben ist die neue Dreiteilung des Deutschen Sportabzeichens. „Das spornt an und wird neue Zielgruppen ansprechen – da bin ich mir ganz sicher – mit drei Ausrufezeichen“, sagt Schmid. Ein Anfang ist in München jedenfalls gemacht.
(Quelle: wirkhaus)