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Sportwissenschaftler Mittag: Erfolg ist planbar

Im Interview mit dem Kölner Sportwissenschaftler Prof. Jürgen Mittag spricht er über passende Zielsetzungen und hilfreiche Kooperationen für Sportvereine.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

25.06.2014

Herr Professor Mittag, wann ist ein Sportverein erfolgreich?

PROF. JÜRGEN MITTAG: Erfolg ist immer mit Blick auf die Ziele zu sehen, die sich ein Verein setzt. Diese können sehr unterschiedlich sein. Ein wesentlicher Aspekt bei Breitensportvereinen ist immer die Frage der Einbindung, Teilhabe und Mobilisierung der Mitglieder. Zudem lassen sich zahlreiche weitere Aspekte finden.

Welche können das sein?

Der Verein muss sich erst über sein Leitbild und seine Ziele verständigen. Geht es darum, einen breit gefächerten Personenkreis ansprechen oder nur bestimmte Zielgruppen? Will man ausgewogene soziale Verhältnisse oder verstärkt Menschen mit Migrationshintergrund einbeziehen? Natürlich spielt es auch eine Rolle, Kooperationen mit Schulen und Verbindungslinien zu anderen Organisationen der Zivilgesellschaft herzustellen.

Und welche Rolle spielt der sportliche Erfolg?

Sicherlich ist naheliegend, den sportlichen Erfolg in den Mittelpunkt zu rücken. Die Frage ist, wie stark dies ausfallen soll. Es mag einzelne Vereine mit einem hohen Spezialisierungsgrad geben, für die es sinnvoll ist, eine Sparte zu fördern und ein hohes Maß an Erfolgsorientierung zugrunde zu legen. Dabei sollte aber der Breiteneffekt für den Gesamtverein nicht verloren gehen.

Also – zum Beispiel – kein Aufstieg der Fußballer um jeden Preis?

Tatsächlich ist es problematisch – mit Blick etwa auf die finanziellen Ressourcen oder die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins –, wenn die Ziele einer Abteilung zu Lasten allgemeiner Anliegen des Vereins angestrebt werden. Die Bedürfnisorientierung aller Mitglieder kommt dann meist nicht mehr zum Tragen, der Klub kann sogar seine Identität verlieren. Wenn man etwa einen Klub wie RB Leipzig anhand von Kriterien misst, die für Breitensportvereine gelten, ist dies aus Sicht des Vereinswesens trotz des sportlichen Erfolgs eine Farce. Allein schon, was die Struktur der Mitglieder betrifft, die ja ausschließlich Mitarbeiter des Hauptsponsors sind.

Ist Erfolg denn planbar?

Ja. Den Einsatz von Ressourcen, den Professionalisierungsgrad sowie das Aktivierungs-, Mobilisierungs- und Rekrutierungspotenzial des Vereins kann man in erheblichem Maße planen. Natürlich gibt es Bereiche, etwa sportliche Triumphe, die bei allen Anstrengungen unwägbar bleiben. Aber das macht ja gerade den Reiz des Sports aus.

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 26/Axel vom Schemm)

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