Studierende sind an der Hälfte aller Goldmedaillen in Peking beteiligt
Die 440 Athleten umfassende deutsche Olympiamannschaft kehrt nach dem fünften Platz im Medaillenspiegel zufrieden nach Deutschland zurück. An diesem Erfolg hatten auch die 162 studierenden Athleten einen Anteil.

01.09.2008

In China holten 440 Aktive in zwölf Sportarten 16 Goldmedaillen. Die Hälfte steuerten Studierende bei. Auch ein Drittel der Bronzemedaillen ging an studentische Spitzensportler. Der Allgemeine Deutsche Hochchul-Sportverband (ADH) in Dieburg bilanzierte zugleich 21 Platzierungen zwischen Platz vier und zehn. Die Mannschaftssportarten wurden von Studierenden getragen. In der Auswahl der Hockey-Olympiasieger (Männer) zum Beispiel standen 13 Studenten. In Individualsportarten wie Leichtathletik (23) und Rudern (22) starteten große Gruppen . Während 2004 in Athen 34 Prozent und 2006 in Sydney 33 Prozent Studierende waren, stieg der Anteil in Peking auf 38 Prozent, errechnete der ADH
Zweimal Gold hamsterte Schwimmerin Britta Steffen über 50 und 100 Meter Freistil. Schon bei der Universiade 2007 in Bangkok gelang der Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens an der TFH Berlin ein Doppelsieg. Gold holte auch Judoka Ole Bischof, ADH-Sportler des Jahres 2007. Bei der Universiade 2003 in Daegu (Südkorea) belegte Bischof Platz drei, bei der Studierenden-WM 2006 in Korea gewann er den Titel. Ab September erwarten den Studenten der Uni Köln (Volkswirtschaft) die letzten Diplomprüfungen. Für Britta Heidemann war die Studierenden-Olympiade in Peking 2001 ein einschneidendes Erlebnis. Die damals 18 Jahre alte Sinologie-Studentin der Uni Köln sammelte dort die ersten internationalen Wettkampferfahrungen. "Ich habe mir damals vorgenommen, auch bei den Olympischen Spielen in Peking an den Start zu gehen. Es ist wie ein Traum, dass sich der Kreis in Peking für mich schließt und ich hier Gold gewinne", bilanziert die Degenfechterin nach Peking heute. Benjamin Kleibrink stach im Florett: Der Sportstudent der DSHS Köln feierte bei der Olympia-Premiere das erste Gold für die deutschen Fechter seit 16 Jahren. Triathlet Jan Frodeno, Student der Uni des Saarlandes (Betriebswirtschaft), war in Peking einer der Überraschungen. Gleiches gilt für Lena Schöneborn, Studentin der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin. Sie dominierte Weltelite der Modernen Fünfkämpferinnen. Gold im Hockey nach dem 1:0 gegen Spanien schmückte die Studenten Matthias Witthaus (DSHS Köln), Timo Weß (Uni Köln), Sebastian Biederlack (Uni Hamburg), Moritz Fürste (Hamburg School of Business Administration), Oliver Korn, Maximilian Weinhold, Tibor Weißenborn (alle DSHS Köln), Juan Carlos Nevado (FH Elmshorn), Niklas Meinert (Uni Mannheim), Benjamin Weß (Uni Köln), Philipp Witte (TU Hamburg-Harburg), Christopher (Uni Bonn) und Philipp Zeller (Uni Hamburg) .
Fünf Mal Bronze fürstudentische Spitzensportler
Fünf Bronzemedaillen bilanziert das ADH-Ranking: Synchronspringerin Ditte Kotzian, Sportstudentin der Humbold Uni Berlin, eroberte mit Partnerin Heike Fischer die erste Medaille für Deutschland in Peking. Ditte Kotzian sprang zuvor zwei Mal erfolgreich bei Universiaden - 2001 in Peking und 2003 in Daegu. Nun widmet sich sie sich ihrer Diplomarbeit. Tema: Die Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport.
Die Brüder Jan-Peter, Student des Wirtschaftsingenieurwesens an der TU Hamburg-Harburg, und Hannes Peckolt, Medizinstudent der Uni Kiel, gewannen Bronze im Segeln (49er-Klasse). Die Lehramtstudentin der Uni Freiburg, Christina Obergföll (Bronze), holte im Speerwurf die einzige Medaille für die deutschen Leichtathleten. In Peking belegte sie schon bei der Universiade 2003 Platz acht. Christian Reitz, Student der VfH Wiesbaden, erzielte mit der Schnellfeuerpistole Bronze.
Universiaden als Wegbereiter für Olympia
Für viele Olympioniken bildeten Universiaden, die größte Multisportveranstaltung nach Olympia, wichtige Etappen auf dem Weg nach Peking, unterstreicht die ADH-Regie. Generalsekretär Olaf Tabor: "Internationale studentische Wettkämpfe, wie die Universiaden und Studierenden-Weltmeisterschaften, sind Sportveranstaltungen auf sehr hohem Niveau. Nicht selten ist die Teilnahme an diesen Wettkämpfen für die Aktiven eine wichtige Station für die individuelle Leistungsentwicklung und eine Standortbestimmung in den vorolympischen Jahren."
„Partnerhochschule des Spitzensports“ ermöglichen die duale Karriere
Damit Elite-Sportler Studium und Spitzensport miteinander vereinbaren können, hat der ADH schon 1999 die Kooperation "Partnerhochschule des Spitzensports" initiiert. Inzwischen stärken 84 Hochschulen dieses Kooperationsnetzwerk. In den Verträgen verpflichten sich die Partner - ADH, Hochschulen, Olympiastützpunkte, Fachverbände und Studentenwerke - Training, Wettkämpfe und berufliche Karriereplanung für Kaderathleten zu erleichtern. Beispiel für den Wert únd Nutzen dieses Förderprojektes ist Langstreckenschwimmer Thomas Lurz. Der 29 Jahre alte Diplom-Sozialpädagoge beendete 2008 sein Studium an der FH Würzburg-Schweinfurt. Der dreifache Universiade-Teilnehmer hatte fast alles erreicht - nur ein Ziel noch nicht: Die Olympische Medaille. Diese holte sich der mehrfache Welt- und Europameister in Peking. Olaf Tabor: "Thomas Lurz ist ein Musterbeispiel für eine gelungene duale Karriere. Inzwischen profitieren bundesweit über ein Drittel der gut 1200 studentischen Athleten und mehr als die Hälfte der studentischen Olympioniken vom Projekt "Partnerhochschule des Spitzensports". Dieses ist in den letzten vier Jahren gewachsen und gereift. Regelmäßige Qualitätskontrollen verbessern es.
Dennoch sieht Tabor Optimierungsbedarf in der Förderung: "Ziel des ADH ist es, die Hochschulen neben der Bundeswehr und der Bundespolizei als tragende Säule im deutschen Sportsystem fest zu verankern." Einen Beitrag dazu könnte Universiade-Bewerbung Deutschlands für das Jahr 2015 leisten. Hamburgs Pläne allerdings sind angesichts finanzieller Turbulenzen ins Stocken geraten. Die Entscheidung über Ja oder Nein soll nun bis Ende des Jahres fallen, in Spitzengesprächen mit dem ADH ,der Hansestadt Hamburg , dem Bundesinnenministerium und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).