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Tag der Archive deckt am 6. und 7. Mai 2006 Sportgeschichte auf

Neben unzähligen anderen Dokumenten und Unterlagen aus dem Sport liegt auch die Akte „In Sachen gegen Herberger Josef“ dem Landesarchiv Baden-Württemberg vor und wird am 6. und 7. Mai 2006 am bundesweiten 3. Tag der Archive zu sehen sein.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

04.05.2006

„Ich habe aus meiner Einstellung keinen Hehl gemacht, und ich war bereit, mich jedem und allen anzuschließen, die entschlossen waren, gegen Hitler vorzugehen. Ich habe es bedauert, dass ich keinen Anschluss an die Widerstandsbewegung fand, weil ich mich unter dem Deckmantel meiner beruflichen Tätigkeit als Verbindungsmann äußerst nützlich hätte machen können.“ Diese Sätze schrieb Sepp Herberger, der legendäre Fußball-Bundestrainer, der die deutsche Nationalmannschaft 1954 in Bern zum Weltmeistertitel geführt hat. Entnommen sind sie einer sechs Schreibmaschinen umfassenden Stellungnahme des Fußball-Lehrers an die Spruchkammer Weinheim an der Bergstraße im Zuge des Entnazifizierungsverfahrens gegen den Mann, der auch während der Nazi-Herrschaft als Reichstrainer wirkte und von der Spruchkammer am 21. September 1946 als Mitläufer eingestuft wurde. Die Akte „In Sachen gegen Herberger Josef“ liegt dem Landesarchiv Baden-Württemberg vor und wird neben unzähligen anderen Dokumenten und Unterlagen aus dem Sport am 6. und 7. Mai 2006 am bundesweiten 3. Tag der Archive zu sehen sein, der in vielen Städten und Gemeinden Deutschlands Sporthistorie lebendig werden lässt.

 

Motto: "Der Ball ist rund"

Dieser Tag der Archive, zu dem der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) aufgerufen hat, steht angesichts der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft unter dem Motto „Der Ball ist rund“, der Deutsche Sportbund (DSB) hat dafür die Schirmherrschaft übernommen. DSB-Generalsekretär Dr. Andreas Eichler: „Damit wollen wir ein Zeichen setzen und deutlich machen, wie wichtig es ist - vom Spitzenverband bis zur Vereinsebene - trotz der vielfältigen Aufgaben der Gegenwart und der Zukunft, die Vergangenheit zu dokumentieren.“ Eichler spricht von einer „besonderen Allianz“ zwischen DSB und VdA, „denn unsere 90.000 Vereine schreiben auch Geschichte, und der Tag der Archive ist ein willkommener Anlass, nach Möglichkeiten zu suchen, wie wir das alles dokumentieren können“.

 

400 Archive beteiligt

Der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Archivarinnen und Archivare, Dr. Robert Kretzschmar, teilte bei einer Pressekonferenz im Haus des deutschen Sports in Frankfurt am Main mit, dass sich am 6. und 7. Mai 2006 rund 400 Archive bundesweit an der Präsentation des Themas „Der Ball ist rund“ beteiligen werden. Er erinnerte daran, dass schon im Mittelalter mit einer Schweinsblase Fußball gespielt wurde und wies darauf hin, dass viele Unterlagen aus der Sportgeschichte vorhanden sind, allerdings ungesichert und nicht richtig betreut. Auch der Sporthistoriker Dr. Karl Lennartz sieht hier großen Nachholbedarf und appelliert besonders an die Sportverbände, ihrer kulturellen Aufgabe und Verpflichtung der Archivierung nachzukommen, weist aber auch deutlich darauf hin: „Archive brauchen Pflege.“ Lennartz hofft, dass auch die Neugründung des Deutschen Olympischen Sportbundes Anlass zur Rückbesinnung und zum Sammeln alter wichtiger Unterlagen sein wird.

 

Am Tag der Archive gibt es in vielen Städten und Gemeinden Ausstellungen, Vorträge, Filmvorführungen und Informationsstände. Beteiligt sind Stadtarchive, aber auch kirchliche Einrichtungen, wie zum Beispiel das Landeskirchliche Archiv Stuttgart, das zu einer Ausstellung zum Verhältnis von Kirche und Sport unter dem Motto „Herr Pfarrer, was ist los mit mir, ich treff´ den Ball nicht mehr?“ einlädt.

 

Aussage von Fritz Walter "In Sachen gegen Herberger Josef"

Wer die Entnazifizierungsakte „In Sachen gegen Herberger Josef“ durchblättert, wird übrigens auch auf eine Aussage des unvergessenen Spielführers der 54-er-WM-Truppe, Fritz Walter, unterzeichnet am 12. November 1946, stoßen. Darin schreibt er: „Herr Herberger hielt nicht nur streng alles fern, was irgendwie mit Politik hätte zu tun haben können, sondern lehnte auch entschieden ab, was sich mit seiner und unserer Auffassung von sportlicher sauberer Denkweise und fairer Gesinnung nicht deckte.“

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