Thema des Monats Februar 2010: Mit Schwanensee und Breakdance zu den „Sternen des Sports“

28.02.2010
Wenn die Kinder des Wetzlarer Jugendorchesters Tschaikowskys Schwanensee anstimmen, stehen keine Balletttänzer auf der Bühne. Stattdessen zeigen Kids von der Straße mit Breakdance und Hip Hop-Tänzen, dass klassische Musik und Jugendkultur gut zusammen passen. Dieses ungewöhnliche Zusammenspiel wurde vom Tanzsportverein der Wetzlarer Karnevalsgesellschaft auf den Weg gebracht. Dass sich dahinter kein Kalauer verbirgt, zeigen die Würdigungen der Vereinsarbeit durch den hessischen Integrationspreis und durch die „Sterne des Sports“ 2009.
Als Petra Weiß, Gründerin und ehemalige Vorsitzende des Tanzsportvereins, am 4. Februar neben Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der großen Bühne der „Sterne des Sports“ in Berlin stand, war ihr klar: „Ich glaube nicht, dass wir so was Tolles noch einmal erleben werden. Dieses Erlebnis bleibt unbezahlbar fürs Selbstwertgefühl der Jugendlichen.“
Vielleicht hat sie auch daran gedacht, wie vor sieben Jahren alles angefangen hat. In einer Kaserne im Wetzlarer Westend, einem Stadtteil mit vielen Migranten, Spätaussiedlern und Wenigverdienern, richtete die Wetzlarer Karnevalsgesellschaft ihre Umzugswagen her. „Als die Gardekinder drinnen übten, haben sich die Kinder aus der Gegend buchstäblich die Nasen an den Fensterscheiben platt gedrückt“, erinnert sich Petra Weiß.
„Wir wollten diese Jugendlichen einbeziehen“, fährt sie fort. Schnell zeigte sich jedoch, dass sie mit dem Gardetanz nichts anfangen konnten, sondern lieber Hip Hop und Breakdance tanzen wollten“, so Petra Weiß. „Also haben wir uns um einen Trainer gekümmert und den Tanzsportverein der Wetzlarer Karnevalsgesellschaft gegründet.“ Die Resonanz war beachtlich. „Von jetzt auf gleich haben 40 Jugendliche und Kinder aus aller Welt mitgemacht“, berichtet Petra Weiß. Schon zwei Jahre später wurde der Club in das Programm „Integration durch Sport“ aufgenommen.
Ausgezeichnete Integrationsarbeit
2007 organisierte der Verein einen landesweiten Hip Hop und Breakdance-Contest, den „Big Jam“. „Das haben die Jugendlichen weitestgehend in Eigenregie gemacht“, sagt Petra Weiß. Ein Aufwand, der sich in allen Belangen gelohnt hat. Noch im selben Jahr wurde der Verein für die gelungene Aktion mit dem Integrationspreis des Landes Hessen ausgezeichnet. Gemäß dem Vereinsmotto „Alleine sind wir nichts, gemeinsam sind wir stark“, fand Petra Weiß mit der Wetzlarer Musikschule einen Kooperationspartner für eine weitere ungewöhnliche Idee. Sie wollte in einem Projekt Hip Hop und Breakdance mit klassischer Musik verbinden. „Es ging uns darum, die Kinder auch an für sie unbekannte Musik und Kultur heranzuführen“, sagt sie.
In „Classic meets Hip Hop“ sorgt das Wetzlarer Jugendorchester für die Musik, während die Kinder aus dem Wetzlarer Westend dazu tanzen. „Zu Beginn gab es schon Berührungsängste“, berichtet Petra Weiß. „Da waren zwei Gruppen, die sich sehr kritisch beäugt haben.“ Auf der einen Seite die hauptsächlich deutschen jugendlichen Orchestermusiker, auf der anderen die Tänzer aus Ghana, der Türkei, den Philippinen und anderen fernen Ländern. Mit fortschreitender Trainingsdauer stieg die gegenseitige Achtung vor der Leistung der anderen. Die Jugendlichen rückten zusammen und brachten eine tolle Show auf die Bühne.
Nach mehreren Aufführungen vor begeistertem Publikum ging es im Februar nach Berlin, wo Bundeskanzlerin Angela Merkel die „Sterne des Sports“ in Gold vergab. „Wir haben einen ‚Stern des Sports’ in Gold und insgesamt 5.500 Euro gewonnen“, berichtet Petra Weiß. Die Wetzlarer konnten sich gemeinsam mit den Sportlern des Güstrower Handballvereins freuen. Der Stützpunktverein aus Mecklenburg-Vorpommern konnte ebenfalls im Bundesfinale punkten. Das gewonnene Geld wollen die Wetzlarer projektbezogen für die Hip Hopper ausgeben.“ So ausgestattet, darf mit Spannung erwartet werden, mit welchen ungewöhnlichen Projekten der Tanzsportverein in diesem Jahr überrascht.
Mehr Informationen zu den "Sternen des Sports" finden Sie hier.