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Vom Lehrling zum wahren Meister für das Sportabzeichen

Für Carl-Heinz Engelke aus Hannover wurde ein berühmter Nachbar zur Symbolfigur, die sein ganzes Leben prägte.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

06.03.2012

    Wenn sich jemand im deutschen Breitensport auskennt, dann ist es ohne Übertreibung Carl-Heinz Engelke. Der gebürtige Hannoveraner ist von Kindesbeinen an sportlich aktiv. Seine Leidenschaften waren und sind Fußball und Leichtathletik, aber auch im Hockey feierte er Erfolge – später sogar als Trainer.

    Seit fast 70 Jahren ist Carl-Heinz Engelke ehrenamtlich im Sport tätig. Von 1981 an arbeitete er für das Deutsche Sportabzeichen. Und zwar weltweit. Als 2010 im Rathaus von Hannover das 60-jährige Gründungsjubiläum des Deutschen Sportbundes (heute Deutscher Olympischer Sportbund, DOSB) gefeiert wurde, war Carl-Heinz Engelke der Einzige im Saal, der auch schon 1951 bei der Gründung persönlich dabei war. Allerdings war das damals eher ein Zufall, bei dem Albert Lepa, der erste Sportabzeichenbeauftragte des DOSB nach dem Krieg, die Schlüsselrolle spielte.

    Wie ein paar Sportschuhe ein ganzes Leben veränderten

    „Albert Lepa war damals mein Nachbar“, erzählt Carl-Heinz Engelke. „Ich kam 1945 zurück aus der Kriegsgefangenschaft. Alles begann dann mit ein paar Nagelschuhen, die mir Lepa vermachte“, erinnert sich der heute 87-Jährige. Zur Erklärung: Nagelschuhe sind in der Leichtathletik die Vorgänger der heute bekannten Spikes und waren nach dem Krieg schwer zu bekommen. Dieses Paar Schuhe war der Beginn einer langjährigen Freundschaft, die auch den beruflichen Weg von Carl-Heinz Engelke bestimmen sollte. Albert Lepa führte nach dem Zweiten Weltkrieg als Sportwart des Kreissportbundes das Sportabzeichen wieder ein.

    Im Jahr darauf wurde er Sportabzeichenbeauftragter des Deutschen Sportbundes und 1955 Vorsitzender des Landessportbundes Niedersachsen. „So kam auch ich zum LSB“, berichtet Carl-Heinz Engelke. „Dort hatte das Deutsche Sportabzeichen immer einen hohen Stellenwert. Ich selbst habe mein erstes Sportabzeichen in Bronze mit 17 Jahren abgelegt. Das war offiziell zwar erst mit 18 möglich aber es gab eine Sondergenehmigung für Kriegsdienstfreiwillige unter 18. Mit 32 Jahren machte ich dann das Sportabzeichen in Silber und mit 40 folgte das Goldene“, erzählt der Hannoveraner. Weitaus größer ist allerdings die Zahl der Sportabzeichen, die durch die Hände von Carl-Heinz Engelke gingen. „Als Prüfer und hauptberuflicher Leiter der Sportabzeichenstelle im Landessportbund Niedersachsen sind es bestimmt mehrere Hunderttausend, die ich auf dem Tisch hatte“, schätzt er.

    „Meine Unterschrift ist weltweit bekannt“

    1987 wurde Carl-Heinz Engelke Auslandsbeauftragter für das Sportabzeichen. „Bis dahin hatte sich die Ehefrau von Albert Lepa – Mieze – darum gekümmert. Nach ihrem Tod übernahm ich diese Aufgabe“, so Engelke. Seit 1954 ist es möglich, das Deutsche Sportabzeichen auch im Ausland abzulegen. „Vor allem in Südamerika ist das sehr verbreitet. Das wird dort meist über die deutschen Schulen oder Vereine organisiert“, erzählt der heute 87-Jährige. Die Urkunden auszustellen, war dabei nicht immer einfach“, erinnert sich Carl-Heinz Engelke.

    „Vor allem die Schreibweise der fremden Namen war oft problematisch, deshalb habe ich mich häufig am Geburtsdatum orientiert. Mit den Jahren bekommt man dann eine gewisse Routine“, erklärt er. Ausgestellt wurden die Urkunden generell in Deutschland und dann verschickt. „Auch wenn ich Auslandsbeauftragter war, waren die Reisemöglichkeiten damals beschränkt, vor allem wegen der Kosten“, erzählt er uns. Aber über die Jahre konnte er aber nach Mailand, Südtirol, Argentinien und Chile reisen, um dort Sportabzeichen-Verantwortliche zu treffen oder Vertreter der jeweiligen Nationalen Olympischen Komitees zu beraten. Bis heute pflegt Carl-Heinz Engelke Kontakte zu Sportfreunden in Südamerika und Italien.

    Das sportliche Wirken von Carl-Heinz Engelke und seine Verdienste um das Deutsche Sportabzeichen wurden in den letzten Jahren mehrfach geehrt. Ein Ereignis wird er allerdings nie vergessen: 2005, zu seinem 80. Geburtstag, wurde ihm das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande für 60 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit verliehen. Eine Ehre, die bereits knapp 30 Jahre zuvor auch seinem großen Vorbild und Lehrmeister, Albert Lepa, zuteil wurde.

    (Quelle: wirkhaus)

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