Zum Inhalt springen

Weltklasse-Sprinter aus Köln: Manfred Germar vollendet 90. Lebensjahr.

Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1956 feiert 90. Lebensjahr.

DOSB Redaktion
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

11.03.2025

Der frühere Kölner Weltklasse-Sprinter Manfred Germar vollendete am Montag, dem 10. März 2025, sein 90. Lebensjahr. Manfred Germar gehörte in den 1950er und 1960er Jahren über 100 und 200m zu den besten Sprintern der Welt. Heute zählt der gebürtige Kölner Manfred Germar zu den ältesten noch lebenden deutschen Medaillengewinnern bei Olympischen Spielen überhaupt. Seine Bronze-Medaille gewann er vor bald 70 Jahren – wer erinnert sich noch?

Wir schreiben Samstag, den 1. Dezember 1956: Es ist 16.35 Uhr Ortszeit, da fällt der Startschuss zum Finale über 4x100 Meter bei den Olympischen Spielen in Melbourne (Australien). Manfred Germar vom ASV Köln erringt als Schlussläufer der Staffel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mit dem 3. Platz die Bronzemedaille für das Olympiateam der Bundesrepublik Deutschland zusammen mit Lothar Knörzer (91) vom Karlsruher SC, Leonhard Pohl (1929-2014) vom TSV Pfungstadt und Heinz Fütterer (1931-2019) ebenfalls vom Karlsruher SC in 40,34 Sek. hinter den Staffeln der USA (39,5) und der Sowjetunion (39,8) bzw. vor Italien (40,43). Außerdem hatte Germar in Melbourne als einziger Europäer im Finale über 100-m gestanden, hier aber verletzungsbedingt leider nur Platz 5 belegen können.

Im Jahre 1958 lief Manfred Germar mit 20,6 Sek. sogar einen Weltrekord über 200m und stellte als Schlussläufer mit der deutschen 4x100m-Staffel (zusammen mit Manfred Steinbach, Martin Lauer und Heinz Fütterer) in 39,5 Sek. einen weiteren Weltrekord auf. Seine Paradestrecke waren immer die 200m: In 74 Rennen hintereinander blieb Manfred Germar hier unbesiegt. Mit 18 Jahren war Manfred Germar erstmals deutscher Meister, weitere 22 nationale Titel sollten folgen. Zwischen 1954 und 1962 kam er auf 54 Berufungen für Länderkämpfe mit der Mannschaft des DLV und brachte es dort auf 123 Wettkampf-Einsätze in den Sprintdisziplinen. 

Manfred Germar gewann bei den 6. Europameisterschaften 1958 in Stockholm den Titel über die 200-m-Distanz in 21,0 Sek. sowie mit der 4x100-m-Staffel in der Besetzung zusammen mit Armin Hary (87), Walter Mahlendorf (90) und Heinz Fütterer in 40,2 Sek.; über 100m wurde Manfred Germar dazu noch zweiter hinter Armin Hary. Die Olympischen Spiele 1960 in Rom waren für Germar leider durch Verletzungen beeinträchtigt. So schied er über 200m bereits in seinem Vorlauf „nur“ auf Rang drei aus; der zweite Platz hätte zum Weiterkommen gereicht. Bei der 7. Europameisterschaft 1962 in Belgrad errang Manfred Germar mit der Sprintstaffel des DLV nochmals den Titel – hier mit seinem Kölner Vereinskameraden Klaus Ulonska (1942-2015), Peter Gamper (84, vom SV Salamander Kornwestheim) und Jochen Bender (83, von Eintracht Frankfurt).

Der studierte Diplom-Kaufmann Germar war beruflich zunächst in der Hauptverwaltung einer Kölner Kaufhauskette tätig und später drei Jahrzehnte bis zum Eintritt in den Ruhestand in leitender Funktion bei der Westdeutschen Lotterie-Gesellschaft in Köln beschäftigt: „An Popularität gewann er aber über Deutschland hinaus noch mehr durch sein Auftreten und sein Vorbild als fairer Sportsmann und Mannschaftskamerad. Dennoch sind seine großartigen sportlichen Leistungen in den leichtathletischen Sprintwettbewerben bis heute unvergessen“, schrieb Fritz Mevert, langjähriger Chronist des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), schon zum 75. Geburtstag von Manfred Germar in seiner Laudatio für den Pressedient des DOSB.

Auch die Karriere im Ehrenamt von Manfred Germar sucht im Sport ihresgleichen: 1968 wurde er Geschäftsführender Vorstand im „seinem“ ASV Köln, ab 1978 dann dessen Präsident. Nach seinem Ausscheiden 1997 wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. Über 30 Jahre wirkte Manfred Germar als Leiter des ASV-Sportfestes „Weltklasse in Köln“, das zwischen 1934 und 1999 insgesamt 50-mal im Müngersdorfer Stadion ausgetragen wurde. Bereits 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio war Manfred Germar Assistent von Willi Daume (1913-1996), der damals in der Doppelfunktion als Präsident DSB und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) agierte.

In der Stiftung Deutsche Sporthilfe gehörte Germar zu den Verantwortlichen der ersten Stunde – wie heißt es dazu in der Hall of Fame des deutschen Sports, in die Manfred Germar 2006 aufgenommen wurde, wörtlich: „Zudem schrieb er im Ehrenamt Rekorde: Bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe arbeitete Germar über 40 Jahre ehrenamtlich im Gutachterausschuss. Niemand sonst gehörte so lange und ohne Unterbrechung diesem Gremium an.“ Auch die Liste der Ehrungen, die Manfred Germar für seine großartigen Leistungen im Sport und für sein unermüdliches Schaffen für den Sport zugedacht wurden, ist lang und vielschichtig. Es seien beispielhaft erwähnt:

Im Jahre 1957 war Manfred Germar Sportler des Jahres und erhielt das Goldene Band der Sportpresse; 1960 den Rudolf-Harbig-Preis des DLV. Das Bundesverdienstkreuz folgte im Jahre 1998, der Olympische Orden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) 2001 und die Goldene Sportpyramide 2003: „Dass, was Manfred Germar zur Förderung der Leichtathletik getan hat, ist mindestens genauso wertvoll wie seine hervorragenden Leistungen auf der Bahn“, hatte Walther Tröger (1929-2020) als langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident den Jubilar schon früher einmal öffentlich gewürdigt. Der „frische“ 90-jährige Manfred Germar verbringt seinen Ehrentag im Kreis der Familie an seinem Wohnsitz in Köln.

Title

Title