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Wenn eine Hundertstelsekunde zum großen Glück genügt

Kyra Säbisch wird im August als 17-Jährige eine der jüngsten deutschen World-Games-Starterinnen sein. Hier erzählt die Leipziger Flossenschwimmerin, wie sie auf ihre Qualifikation reagierte und warum sie kaum Zeit für die Vorbereitung auf China hat.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

14.07.2025

Eine Flossenschwimmerin beim Sprung
Kyra Säbisch ist erst seit 2023 mit der Monoflosse im Becken unterwegs.

Die Sommerferien in Sachsen dauern in diesem Jahr bis zum 8. August. Für Kyra Säbisch ist das ein nicht ganz unerheblicher Fakt, denn während ihre Klasse am Sportgymnasium Leipzig wieder zum Unterricht erscheinen muss, erlebt die Athletin von SC DHfK Leipzig rund 7.500 Kilometer südöstlich in Chengdu (China) den Höhepunkt ihrer noch jungen Leistungssportkarriere. Bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, geht die dann 17-Jährige am ersten Wochenende im Finswimming (Flossenschwimmen) für die deutschen Frauenstaffeln über 4x50 sowie 4x100 Meter an den Start. „Ich habe noch immer nicht realisiert, dass ich mich wirklich dafür qualifiziert habe. Aber natürlich freue ich mich wahnsinnig darauf!“, sagt sie.

Um das zu schaffen, hatte Kyra Säbisch Mitte April ein Drama überstehen müssen. Die Qualifikation für den fünften Platz im Team neben Nadja Barthel (SC DHfK Leipzig), Lilly Placzek (SG Dresden), Michele Rütze (SG Dresden) und Johanna Schikora (TC FEZ Berlin) sollte beim Weltcupfinale in Barcelona ausgeschwommen werden. Nach ihren Vorleistungen lagen Kyra, Lara Gawenda und Nina Kohler gleichauf, und so wurde die in Spanien geschwommene 100-Meter-Zeit als Bewertung herangezogen. Kyra war die Schnellste - mit dem hauchdünnsten messbaren Vorsprung von einer Hundertstelsekunde. „Als ich anschlug, wusste ich noch nicht, dass die Zeit ausreichte“, erinnert sie sich. „Als es dann klar war, habe ich mich natürlich sehr gefreut. Aber die anderen beiden, die teilweise schon deutlich länger als ich auf das Ziel World Games hingearbeitet haben, taten mir auch sehr leid. Es war auch für mich, aber insbesondere für sie hart, damit umzugehen.“

Erst seit zwei Jahren ist Kyra im Finswimming aktiv

Weil Sport manchmal grausam sein kann, aber niemand für Spitzenleistungen um Entschuldigung bitten muss, darf sich Kyra Säbisch nun spätestens seit Ende Juni als Teil des Team D für Chengdu fühlen. Seit sie in der DOSB-Zentrale in Frankfurt am Main ihre Teamkleidung in Empfang nehmen konnte, ist die Vorfreude auf das größte Event ihres Sports noch einmal gewachsen. Für eine Schülerin wie die aus Altenhain bei Grimma stammende Athletin, die in Kindertagen mit dem Schwimmen begann und erst 2023 erstmals die Monoflosse anlegte, ist die Reise nach China kaum greifbar. „So etwas erlebt man nicht oft, vielleicht nur einmal im Leben“, sagt sie. „Ich habe noch immer nicht das Gefühl, zu 100 Prozent im Finswimming angekommen zu sein. Eineinhalb Jahre hat die Umstellung sicherlich gedauert.“

  • Kyra Säbisch lächelt

    Ich würde gerne etwas von Chengdu sehen, aber am meisten freue ich mich auf die Eröffnungsfeier und natürlich den Wettkampf, der ein unvergessliches Erlebnis für mich wird!

    Kyra Säbisch
    World-Games-Teilnehmerin im Finswimming
    SC DHfK Leipzig

    Insbesondere die Veränderung ihrer Muskulatur habe ihr zugesetzt. „Beim Schwimmen haben mich meine Arme oft gerettet. Nun brauche ich fast nur noch die Beine, das hat meinen Körper doch ziemlich umgekrempelt“, sagt sie. Zudem sei im Finswimming ein feineres Wassergefühl als im „normalen“ Schwimmen notwendig. „Es hat etwas gedauert, bis ich das raushatte. Umso glücklicher bin ich, dass es in Barcelona für die Qualifikation gereicht hat“, sagt sie. Eine Einzelstrecke wird Kyra Säbisch in Chengdu noch nicht absolvieren, sie ist aber für beide Staffeln vorgesehen. Ihr Ziel? „Mein Bestes geben und dann sehen, wozu es reicht.“

    Eine Vorbereitung auf China war bislang nicht möglich, denn das Programm, das die Sächsin in diesen Wochen absolviert, könnte umfangreicher kaum sein. Ende Juni war sie bei der Jugend-WM in Griechenland am Start, erreichte auf all ihren fünf Einzelstrecken das Finale und schrammte über 100 Meter Streckentauchen als Vierte knapp an Bronze vorbei. In dieser Woche gibt sie in Olsztyn (Polen) ihr Debüt bei der EM der Erwachsenen, bevor es Ende des Monats nach Asien geht. „Ich habe mich deshalb noch gar nicht mit der Gastgeberstadt beschäftigen können“, sagt sie, „ich würde gerne etwas von Chengdu sehen, aber am meisten freue ich mich auf die Eröffnungsfeier und natürlich den Wettkampf, der ein unvergessliches Erlebnis für mich wird!“

    Zwei Glücksbringer hat sie in Chengdu dabei

    Familiäre Begleitung wird Kyra Säbisch in China nicht genießen, zwei Glücksbringer ihrer Lieben hat sie jedoch im Gepäck. Einen von ihrer Mutter, die ihr vor großen Wettkämpfen immer etwas Neues schenkt. Und ein Kuscheltier, das sie sich für Wettkämpfe mit ihrem Freund Ben teilt. Der ist auch Flossenschwimmer, konnte sich aber nicht für die World Games qualifizieren und wird deshalb aus der Ferne die Daumen drücken. Genau wie ihre Klasse am Sportgymnasium, die sich sicherlich sehr freuen würde, nach Kyras Rückkehr eine Goldmedaille aus Chengdu aus nächster Nähe begutachten zu dürfen.

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