Wie Menschen mit Behinderungen am Sporttreiben gehindert werden
Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai setzt sich für ein Ende der Diskriminierung und eine wirkliche Teilhabe an der Gesellschaft ein. Auch im Sport gibt es noch viel zu tun.

05.05.2025

Stell dir vor, du möchtest Sport treiben, etwas Gutes für deine Gesundheit tun, Menschen treffen, dich engagieren. Und dann sagt dir jemand, noch bevor du überhaupt eine Schweißperle auf der Stirn hast: „Das macht dann 2.000 Euro bitte“.
So geht es vielen Menschen mit Behinderungen.
Denn ohne Sportprothese oder Sportrollstuhl haben sie oftmals keine Chance, am Sport teilzunehmen. Die Versorgung mit Hilfsmitteln ist unzureichend und nicht im Sinne der Betroffenen geregelt. Immer wieder verweigern Krankenversicherungen oder Sozialleistungsträger die Finanzierung und entziehen sich der Verantwortung, indem sie Breiten- und Vereinssport als reine Privatsache abtun. Es kommt zum bürokratischen Hürdenlauf.
Die Folge: Menschen mit Behinderungen bleiben dem Sport und damit einem wichtigen gesellschaftlichen Treffpunkt fern und fühlen sich – zurecht – ausgeschlossen. Und das ist langfristig sogar finanziell schädlich für uns als Gesellschaft. Denn Sport wirkt sich körperlich und mental positiv auf die Gesundheit von Menschen mit Behinderungen aus und spart damit Geld, in dem er mögliche spätere Behandlungen vorbeugt. Unterm Strich ist die Bereitstellung von Hilfsmitteln also ein für die Gesellschaft gewinnbringendes Investment.
Für DOSB-Präsident Thomas Weikert richtet der aktuelle Zustand großen Schaden an: „Unser Ziel muss es sein, Sport für alle zu ermöglichen. Es darf kein Hindernis für Menschen mit Behinderungen sein, wenn sie ein notwendiges Hilfsmittel zum Sporttreiben benötigen. Die Förderung sollte selbstverständlich sein. Ansonsten verschließen wir Millionen von Menschen den Zugang zum Vereinssport, das darf nicht sein.“
Um dieses Problem anzugehen, haben sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der Deutsche Behindertensportverband (DBS) und der Sozialverband VdK zusammengetan. Gemeinsam unterstützen wir Sportler*innen mit Behinderungen unbürokratisch in der Versorgung von Hilfsmitteln. Betroffene erhalten rechtliche Unterstützung und werden bei der Beantragung von Sporthilfsmitteln beraten. Zudem nutzen wir unseren politischen Einfluss, um in der Bundespolitik, und dabei insbesondere beim Bundesgesundheitsministerium, auf notwendige Reformen zu drängen.
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher stellt klar: „Sportrollstühle, Sportprothesen und weitere Hilfsmittel müssen für alle zugänglich sein. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit. Menschen mit Behinderungen haben das Recht, Sport zu treiben – und die Gesellschaft hat die Pflicht, dies zu ermöglichen.“
Regelmäßige Bewegung und Sport sind essenziell für einen gesunden Lebensstil und fördern soziale Teilhabe. Dies ist allgemein anerkannt und wissenschaftlich belegt. Doch für viele Menschen mit Behinderungen bleibt Sport unerreichbar, weil dringend benötigte Sporthilfsmittel nicht finanziert werden.
Zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderungen am 5. Mai fordern DOSB, DBS und VdK alle politischen Entscheidungsträger*innen auf, ihrer Verantwortung gemäß der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention nachzukommen, um Menschen mit Behinderung die Teilhabe am Sport zu ermöglichen.
Weitere Informationen zur Hilfsmittelversorgung im Sport findet ihr auf der Website des Deutschen Behindertensportverbands: Wie komme ich zu einem Hilfsmittel?