1. TAFISA-Weltforum im Frankfurter Römer

Die integrative Kraft des Sports für Alle stand im Mittelpunkt der dreitägigen Bestandsaufnahme des 1.TAFISA-Weltforums im Frankfurter Römer.

 

Der Frankfurter Römer war Treffpunkt für das  1. TAFISA-Weltforum. Copyright. picture-alliance/dpa
Der Frankfurter Römer war Treffpunkt für das 1. TAFISA-Weltforum. Copyright. picture-alliance/dpa

Seit 2006 ist die Mainmetropole Sitz der Geschäftsstelle der Dachorganisation, die in über 100 Ländern der Welt 153 Mitgliedsorganisationen zählt. Fachleute aus 40 Ländern und allen fünf Kontinenten versammelten sich. „Integration, ist eine der großen Aufgaben der nächsten Jahre.“ Da waren sich Plenum und Referenten einig.

Projekte und Programme zur Integration vernetzen

Dieses Ziel möchte auch TAFISA-Geschäftsführer Wolfgang Baumann erreichen: Erfahrungsaustausch, Dokumentation, Praxis-Modelle. Denn Programme und Projekte, um Integration voranzubringen, gibt es weltweit. Diese müssen vernetzt und bekannt werden. Schatzmeister Brain Dixon (Australien): „Was in einem Land geleistet wird, soll es auch in allen andern geben.“ Eingliederung hat viele Gesichter: Die Integration von Frauen, Behinderten, Randgruppen oder Minderheiten tritt meist zurück hinter der Einbindung von Migranten, Flüchtlingen und Asylanten. Professor Charlotte Höhn, Leiterin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, zeichnete ein differenziertes Bild der gewaltigen Migrantenströme. 180 Millionen Menschen bewegen sich weltweit. Sie drängen vor allem aus Asien, Afrika, Süd- und Mittelamerika überwiegend in die gelobten Regionen USA, Westeuropa oder die Golfstaaten. Hürden bei der Eingliederung sind neben kulturellen und religiösen Barrieren Existenznot (Beruf), Sprache und Bildungsniveau. Wobei Arbeit den Grundstein für reibungslose Integration bildet. Für Asylbewerber stellt sich das Integrationsproblem doppelt: Entwurzelt im eigenen und im aufnehmenden Land. 

Sport als Katalysator für soziale Probleme

Professor Ian Henry vom Institut für Sport und Freizeit der Universität Loughborough/Großbritannien sucht nach einem systematischen Ansatz zur Integration. Seine europaweiten Studien unterscheiden zwischen Integration (Aufnahme, Anpassung, Eingliederung) und Assimilation (Eintauchen in die Kultur des aufnehmenden Landes). Die Bundesrepublik bewegt sich, so Henrys Erkenntnisse, eher auf der zweiten Linie: Gemeinsame Kultur, Sprache, Ethik. Charlotte Höhn: „Deutschland hatte viele Jahre keine Einwanderungspolitik.“ Während angelsächsische Länder mehr auf individuelle Liberalität bauen. 

Der Sport bildet einen Katalysator, um die sozialen Probleme und Brennpunkte anzugehen. Henry zeigte eine Vielzahl von freudvollen Beispielen in seinem Land auf. Das persönliche Kapital (Fähigkeiten entwickeln) und das soziale Kapital (Brücken bauen, Beziehungen knüpfen) lassen sich im Sport nutzen. Doch verhehlte der Brite auch Probleme (Gewalt, politische Gegensätze) nicht. In den Niederlanden existiert gar eine Studie, die Sport als Integrationsmotor ausschließt. Regeln, Mangel an Fertigkeiten, aber auch wirtschaftliche Barrieren (Exklusivität) führt sie als Handikaps an. In den guten Dutzend Praxisbeispielen, Vorstellungen von Programmen und Diskussionsforen spielten deutsche Beiträge eine Schlüsselrolle.  

13.000 Integrationsprojekte in 470 Vereinen

Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident für den Bereich Sportentwicklung, unterstrich bereits bei der Eröffnung das Gewicht des Programms „Integration durch Sport“. 2005 wurden in 470 Vereinen knapp 13.000 Integrationsprojekte und Angebote registriert. Der Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen betonte: „Sport ist nicht allein verantwortlich für Integration, aber ein wichtiger Baustein.“ Er geht mit DOSB-Präsident Thomas Bach einig: „Der Sport kann ein Motor sein, aber er soll sich auch nicht übernehmen.“ Ernst Wilzek vom Bundesinnenministerium beschrieb Integration als Querschnittsaufgabe. Das schon vor 16 Jahren aufgelegte Programm „Integration durch Sport“ trage dieser Anforderung Rechnung. Jährlich wird es vom Bund mit fünf Millionen Euro gefördert. Ein Kernproblem zeigt sich bis heute: Schwer erreichbare Zielgruppen (Muslime Frauen und Mädchen) nachhaltig zu überzeugen und zu fördern. 

Walther Tröger will Zusammenarbeit zwischen TAFISA und IOC vertriefen

Professor Walther Tröger, deutsches IOC-Mitglied und Vorsitzender der IOC-Kommission Sport für Alle, machte sich für eine weltweite Kampagne zur Integration stark: „Das Integrationsthema ist noch nicht im Fokus.“ Die TAFISA sei ein exzellentes Beispiel, wie seit ihrer Gründung 1991 die Integration von Sport für Alle-Programmen voranschreitet. Tröger lud ein, die Zusammenarbeit zwischen TAFISA und IOC zu vertiefen und zu vernetzen. Frankfurts Sportbürgermeister Uwe Becker - die Stadt war neben dem Bundesinnenministerium Förderer des 1. Weltforums - sah in der Premiere die Basis für weitere Tagungen dieser Güte am Main. Dr. Karin Fehres, hauptamtliche Direktorin für Sportentwicklung im DOSB gewann die Erkenntnis: „Bisher war der internationale Blick zumeist auf Gesundheit gerichtet. Nun öffnet er sich für sozialwissenschaftliche Aspekte. Das finde ich spannend.“

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  • Der Frankfurter Römer war Treffpunkt für das  1. TAFISA-Weltforum. Copyright. picture-alliance/dpa
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