100 Jahre Frauensport: 1930 bis 1945

Einen Rückblick auf 100 Jahre Frauensport gibt unsere 10-teilige Serie. Im dritten Teil werden die Jahre 1930 bis 1945 zusammengefasst: Herbe Rückschritte für den Frauensport.

Die Deutsche Helene Mayer im Kampf gegen Bwrit Granquist aus Schweden 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin. Foto: picture-alliance
Die Deutsche Helene Mayer im Kampf gegen Bwrit Granquist aus Schweden 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin. Foto: picture-alliance

Erste Fußballerinnen: Von der Zeitungs-Annonce zum Medien-Gespött

Sternstunde für den deutschen Frauenfußball war ein schlichtes Zeitungsinserat: Per Annonce in den Frankfurter Nachrichten suchte die fußballbegeisterte Charlotte "Lotte" Specht Anfang 1930 nach Mitspielerinnen für den verwegenen Sport. Das Credo der Fußball-Pionierin: "Was die Männer können, können wir auch." Ein mutiges Statement in einer Zeit, in der kickende Frauen als Mannweiber verhöhnt wurden. Aber erfolgreich: Immerhin fanden sich 35 Mitstreiterinnen für die Gründung des ersten Frauen-Fußballvereins. Trainiert wurde in Sachsenhausen, in Ermangelung anderer Frauenteams spielte man gegen Männer-Teams oder ließ die beiden Vereins-Mannschaften gegeneinander antreten.

In den Medien sorgte der 1. Deutsche Damen Fußballclub (1. DDFC) für Aufsehen - allerdings nicht für positive Schlagzeilen. Es hagelte Spott und Beschimpfungen, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verweigerte seine Unterstützung. Zuschauer feindeten die Spielerinnen an, Zeitungen sprachen von einem Skandal, die Öffentlichkeit reagierte entrüstet. Fatale Folge: Eltern der Spielerinnen verboten ihren Töchtern das Fußballspielen, die Mannschaft schrumpfte, nach einem Jahr löste sich der Verein auf und wurde nie reaktiviert. Erst 40 Jahre nach der Gründung des 1. DDFC sollte der DFB seinen Segen für den Frauenfußball erteilen.

Die Frau als Mutter: Rückschritt ins 19. Jahrhundert

Unter dem Nationalsozialismus bekamen Körper und Sport einen neuen Stellenwert. Ganz im Sinne der Ideologie sollten die Leibesübungen gleichgeschaltet werden und vor allem den Machthabern dienen, Sportverbände und -vereine wurden aufgelöst. Gegen mehr oder weniger Widerstand sollte der Männersport auf die Wehrtüchtigkeit reduziert werden, das Frauenturnen ausschließlich der Mutterschaft und zur Erhaltung der Gebärfähigkeit dienen. Die mühsam errungene neue Frauenrolle? Zurückkatapultiert ins vorherige Jahrhundert!

Olympia 1936: (Frauen-) Sport wird zur Propaganda-Schau der Nazis

Obwohl die Nationalsozialisten den Frauensport der Mutterrolle unterordneten, förderten sie den Frauen-Leistungssport, um sich nicht nur mit Männer-Medaillen, sondern auch mit dem sportlichen Erfolg der Frauen brüsten zu können. Und was eignete sich wohl besser als die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, um der Weltöffentlichkeit die vermeintliche Überlegenheit des NS-Systems zu demonstrieren? So stellte Deutschland sowohl in der Leichtathletik als auch in der Gesamtbilanz das stärkste Frauen-Team. Der zweifelhafte Lohn: Deutsche Sportlerinnen holten 13 von 45 Medaillen. Deutschland lag im gesamten Medaillen-Ranking weit vor allen anderen Nationen - auch dank der Frauen.


  • Die Deutsche Helene Mayer im Kampf gegen Bwrit Granquist aus Schweden 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin. Foto: picture-alliance
    Die Deutsche Helene Mayer im Kampf gegen Bwrit Granquist aus Schweden 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin. Foto: picture-alliance