115 hessische Vereine unterschreiben Selbstverpflichtung

Konzertierte Aktion für den Klimaschutz: 115 hessische Sportvereine machen für Ökologie und Umwelt mobil.

Mainz 05 ist der erste klimaneutrale Fußball-Bundesliga-Verein. Foto: Mainz 05
Mainz 05 ist der erste klimaneutrale Fußball-Bundesliga-Verein. Foto: Mainz 05

In der Nachhaltigkeitsstrategie Hessen der Landesregierung übernimmt der Sport damit die Pilotfunktion. „Hessen aktiv - Hundert Vereine für den Klimaschutz“ lautete die Selbstverpflichtung. Ein halbes Jahr später meldet der Landssportbund Hessen (lsbh) Vollzug. 115 Klubs bilanzierte das Referat Sportinfrastruktur am 24. Mai bei der Jahrestagung des Projekts in der Zentrale der Heag Südhessische Energie AG (HSE) in Darmstadt. Vizepräsident Rolf Hocke: „Damit haben wir die Messlatte bereits deutlich übersprungen.“ Das Interesse ist nachhaltig. Referatsleiter Horst Delp: „Wer kommt, den nehmen wir auf.“

Große Einsparpotentiale

Die starke Zwischenbilanz nötigte Umwelt-Ministerin Lucia Puttrich Respekt ab. Sie berichtete, dass es schwerer falle, 10.000 Menschen und 100 Unternehmen in Hessen für die Nachhaltigkeitsstrategie zu begeistern. 100 Kommunen sind dagegen gefunden. Seit dem Atom-Unglück in Fukushima (Japan) im März sei das einstige „Feinschmecker-Thema“ Klimaschutz in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Das Land Hessen habe bereits im März 2007 ein Klimaschutz-Konzept verabschiedet. Puttrich: „Gemeinsam ist man stärker.“ Die Charta verlangt von den Vereinen Aktivität. Jens Prüller, Projektleiter beim LSBH: „Das Spektrum ist groß. Die Einsparpotentiale sind unserer Erfahrung nach noch größer.“ Ein internetgestützter C02-Bilanzrechner erfasst alle Verbrauchsdaten und Mobilitätsströme des Vereins. In dieser Datenbank wird die CO2-Startbilanz erstellt, die es zu verbessern gilt:

Durch Optimierung der Anlagen, umweltgerechte Sanierung und Bewusstseinstraining der  Mitglieder. Dokumentation, aber auch Ausbildung von Umweltschutz-Beauftragten sind Pflicht. Rolf Hocke: „Ein sorgsamer Umgang mit Energie wird von uns allen in Zukunft sehr viel stärker gefordert werden“ Fördermittel des Landes und des LSBH, sowie Prämien und Beratungsleistungen vergelten Einsatz und Arbeit der Partner-Vereine. 73 der 115 brauchen zunächst einen Öko-Check (Ist-Analyse). Hocke: „Mit unseren Aktivitäten zur Verbesserung des Klimaschutzes wollen wir unseren Mitgliedsvereinen Wege aufzeigen. Wir wissen, dass der organisierte Sport in Zukunft noch mehr Verantwortung zum Beispiel für den Betrieb der Sportstätten übernehmen muss. “Anreize müssen natürlich sein: Bei der Jahrestagung in Darmstadt wurden drei Sanierungsgutscheine im Wert von 1.000 Euro verlost, gestiftet von der Fraport AG. Die Betreiberin des Frankfurter Flughafens ist neben der HSE Projekt-Pate. Beide begreifen sich als Nachhaltigkeits-Unternehmen und knüpfen Sponsoring an Umweltbewusstein und Klimaschutz.

Jürgen Hein-Benz, Bereichsleiter Regionalmanagement der HSE, stellte die „Vision 2010 - Wir schaffen gutes Klima“ vor. Seit Anfang 2010 gewann der Energieversorger 60 Vereine im Einzugsbereich für nachhaltiges, energiebewusstes Vereinssponsoring. 20 weitere zeigen Interesse. „Wir haben mittlerweile eine Warteliste. Die Mittel sind begrenzt.“ Geld wird in dieser Umwelt-Allianz nach der Leistungsbilanz des Vereins ausgeschüttet. Verlangt sind CO2-Reduktion,  jährlicher Klima-Check, Klimaschutz-Beauftragte, wenn möglich Öko-Strom-Nutzung. Der Partner erhält im Internet ein Kontroll-Werkzeug, dazu Partner-Tarife für Energie (Strom) und Partner-Logo. Verlost sind inzwischen zehn Anlagen-Optimierungen. Die erste von zwei Klima-Coach-Schulungen 2011 ist abgehakt. Die Premiere des Klima-Ideenwettbewerbs, dotiert mit 10 000 Euro, lief zwischen Februar und Mai 2011. Die HSE ist vernetzt mit dem Umweltreferat und Projekten des LSBH. Vor 13 Jahren war der Energieversorger Mitbegründer des Öko-Checks in den Sportkreisen Darmstadt und Dieburg.

Torsten Gumbel von der Tauchsportabteilung (100 Mitglieder) des KSV Baunatal (5.000 Mit-glieder) beschrieb kleine Schritte, die Kohlendioxyd (CO2) und Energie einsparen. Die Sparte wurde dafür 2011 im Wettbewerb „Klimaschutz im Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit Platz drei prämiert. Ein CO2-Pranger im Vereinshaus schärft das Bewusstsein der Mitglieder. Getränke kommen nicht mehr aus den fernen Vogesen sondern aus dem Umland. Der Kauf energieeffizienter Elektrogeräte ist erste Gebot.

Fahrgemeinschaften zu Tauchtouren helfen sparen

Dag Heydecker, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei Mainz 05, präsentierte den ersten klimaneutralen Fußball-BundesligaVerein (seit 2010). Hier gab Hauptsponsor HSE/Entega 2009 den Anstoß. Die moderne Coface-Arena verbessert ab Juli die Öko-Bilanz des Kultvereins weiter. Der Tabellenfünfte, der binnen zehn Jahren die Mitgliederzahl von 1.200 auf 13.000 steigerte und 200 Fan-Clubs betreut, hat den CO2-Ausstoß (2.409 Tonnen) um 230 Tonnen verringert. Pro Tonne Kohlendioxyd, die noch anfällt, zahlt Mainz 40 Euro an das Öko-Institut in Darmstadt, das ein Aufforstungsprogramm in Kanada unterstützt. Ökostrom,  Photovoltaik-Technik auf den Tribünendächern und hauptberuflicher Klimawart gehören zum Standard.

Autofreie Spieltage, Anreise mit dem Fahrrad, Entega-Fan-Express (zwei Sonderzüge im Jahr) schärfen das Bewusstsein der Anhänger. Die Profis wurden ebenfalls geschult. Der Umwelt-Meister in Liga eins gewann jüngst erst den Marketing-Preis des Sports. Auch der lsbh ist beim Thema Umwelt und Klimaschutz ein Primus. Das belegt der erste Rang im Wettbewerb „Klimaschutz im Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

( Autor: Hans-Peter Seubert)


  • Mainz 05 ist der erste klimaneutrale Fußball-Bundesliga-Verein. Foto: Mainz 05
    Mainz 05 ist der erste klimaneutrale Fußball-Bundesliga-Verein. Foto: Mainz 05