141 Olympische Goldmedaillen in 50 Jahren FES

Der deutsche Sport hat am Donnerstag in Berlin das 50-jährige Bestehen des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) gefeiert.

Ein Mitarbeiter des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) arbeitet an einem Bob. Das FES gilt heute als Weltmarktführer in der Messtechnik in den Bereichen Radsport, Rudern, Kanu und Bobsport. Foto: picture-alliance
Ein Mitarbeiter des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) arbeitet an einem Bob. Das FES gilt heute als Weltmarktführer in der Messtechnik in den Bereichen Radsport, Rudern, Kanu und Bobsport. Foto: picture-alliance

„Hier wird Großartiges für unseren Spitzensport geleistet. 141 Goldmedaillen bei Olympischen Spielen seit 1964 und 461 Weltmeister-Titel seit 1963 sind der glänzende Beleg dafür“, sagte Thomas Bach Olympiasieger im Fechten Montreal 1976 und heute DOSB-Präsident bei der Jubiläumsfeier in Köpenick: „Hier arbeitet eine Medaillenschmiede des deutschen Hochleistungssports. Was Ingenieure und Techniker hier austüfteln, trägt zur Chancengleichheit unserer Athletinnen und Athleten bei.“

Zugleich rief Bach das Bundesinnenministerium auf, die Förderung des FES auszubauen: „Der DOSB unterstützt die Forderungen nach besserer finanzieller Ausstattung in vollem Umfang und mit ganzem Herzen. Wenn wir international weiter mithalten wollen, brauchen wir mehr Geld für IAT und FES.“

Zahlreiche Olympiasieger begrüßte PD Dr. Martin Engelhardt, Vorsitzender im Verein IAT/FES, im Publikum. Darunter war auch Deutschlands Rekord-Olympionikin, die Kanutin Birgit Fischer. Sie hielt stellvertretend für die Athletinnen und Athleten die Festrede: „Herzlichen Glückwunsch an alle Mitarbeiter. Herzlichen Glückwunsch zu 50 Jahren erfolgreicher Arbeit. Euch gebührt an jeder Medaille, die ich gewonnen habe, ein Anteil“, sagte sie und hob hervor: „Athletinnen und Athleten werden von den FES-Kolleginnen und -Kollegen stets ernst genommen.“

Engelhardt berichtete vom aktuellen FES-Budget von derzeit rund 6,2 Millionen Budget, der größte Teil davon aus Mitteln des Bundes. „Wir hoffen, dass dies noch ausbaufähig ist“, sagte der Vorsitzende. „Wir benötigen mehr Geld und mehr Mitarbeiter, um unser Zukunftskonzept umzusetzen.“ Wichtigstes Projekt sei der Neubau des Technologiezentrums. „Ohne FES und IAT könnten wir die Spitzenposition der deutschen Athletinnen und Athleten nicht halten.“

Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, bezeichnete das FES, das Bundesleistungszentrum Kienbaum und andere Einrichtungen wie das IAT als „Symbole der Vereinigung des deutschen Sports“: „Das Institut macht deutlich, dass der Osten nicht nur Problematisches, sondern auch Zukunftsweisendes eingebracht hat.“ Bergner erklärte, FES und IAT seien für den deutschen Sport unverzichtbar, weshalb die finanzielle Ausstattung in der Vergangenheit auch sukzessive gesteigert worden sei. „Wir nehmen die begründeten Bedürfnisse von IAT und FES natürlich ernst.“ Zugleich machte er jedoch auf die angespannte allgemeine Haushaltslage aufmerksam. Deshalb wäre es „fahrlässig, hier etwas zu versprechen“.

Die Optimierung der Symbiose zwischen Mensch und Material sei die Aufgabe des FES, betonte dessen Direktor Harald Schaale. Das FES ist Weltmarktführer in der Geräte- und Messtechnik in den Bereichen Radsport, Rudern, Kanu, Rodeln, Eisschnelllauf und Bobsport, stellte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) das FES mit seinen 70 Mitarbeitern bereits im Vorfeld der Veranstaltung vor.

Damit es soweit kommen konnte, mussten nach der Wiedervereinigung Anfang der 90er Jahre hohe Hürden übersprungen werden, erinnerte sich Thomas Bach in seiner Festansprache. Ihm sei 1990 von einem Freund aus der DDR vom FES berichtet worden: „Er erzählte mir, die Amerikaner hätten schon Interesse an den Erkenntnissen des Instituts gezeigt. Aber er war der Ansicht, das müsse für den deutschen Sport bewahrt werden, weil viele der Erfolge von DDR-Sportlern auf dieser Arbeit beruhten.“

Daraufhin informierte Bach den damaligen NOK-Präsidenten Willi Daume, der ihn bat, das Institut einmal anzusehen. So reiste Bach nach Berlin und kam in einen Schuppen, „von dem ich mir schlechterdings überhaupt nicht vorstellen konnte, wie daraus Spitzenleistungen in Technik oder Sport erwachsen sollten“. Auch nachdem ihm, dem Technik-Laien, die Arbeit erklärt worden war, zeigte sich der Olympiasieger im Fechten noch wenig ermutigt. „Man muss mir wohl angesehen haben, dass ich drauf und dran war, mit einem eher zögerlichen Votum wieder abzureisen. Auf jeden Fall nahm mich einer der Ingenieure beiseite und sagte mir, er wolle mir etwas zeigen.“

Was Bach dann zu sehen bekam, überzeugt ihn: „Ich war etwas verwundert, als er mich zu seinem Spind führte und ihn öffnete. Die Innenseite dieser Spindtür war beklebt mit Danksagungen und Grüßen von Medaillengewinnern und Olympiasiegern, für die diese Ingenieure damals Boote und Paddel angefertigt hatten. Mit leuchtenden Augen und bebender Begeisterung in der Stimme berichtete er davon. Und in diesem Augenblick verstand ich. Das war das Geheimnis des FES. Nicht der Hochglanz, nicht der Schein brachte den Erfolg, sondern es waren die Menschen, die dahinter standen. Ihr Wissen und Können, aber vor allem ihr Engagement für die Sache – und für die Athleten.“

In den folgenden Gesprächen mit der Bundesregierung und Innenminister Wolfgang Schäuble gelang es dem Sport, die Politik vom Wert des FES zu überzeugen. Daraus wurde Artikel 39, Absatz 2 im Einigungsvertrag, der dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig und dem Berliner Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten den Bestand zusicherte. 1992 wurde der Trägerverein gegründet.

Die heute 70 Mitarbeiter sind derzeit für 13 Sportarten damit beschäftigt, Geräte zu entwickeln, messtechnisch zu begleiten und Prototypen zu bauen, für den Sommersport und den Wintersport. Das FES arbeitet dabei mit rund 50 Einrichtungen zusammen. Auch ein Netzwerk, geknüpft zu Entwicklungseinrichtungen, Universitäten und Hochschulen, hilft dabei, das hohe Niveau an technischem Know-How zu halten.

Insbesondere Bobfahrer, Kanuten und Radfahrer profitieren davon. Weitere Spitzenverbände hätten ihren Bedarf schon angemeldet. „den wir von Seiten des deutschen Sports gern erfüllen möchten“, so Bach. „Das FES spielt im Verbundsystem des deutschen Hochleistungssports eine herausragende Rolle“. Das Zukunftskonzept 2016 des Vereins IAT/FES habe das noch einmal bekräftigt. Daraus gehe hervor, wie sich die Wirksamkeit erhöhen ließe. Dafür wäre jedoch eine Budget-Erweiterung nötig. „Der DOSB setzt sich dafür ein“, betonte dessen Präsident.

Doch Geld sei nur eine Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit des FES, so Bach: „Dazu kommt die Begeisterung der Maschinenbau-Ingenieure, Schiffsbauer, der Physiker, Mathematiker, Elektrotechniker, der Feinmechaniker, Modellbauer und Werkzeugmacher für den Sport. Sie alle arbeiten mit Menschen und für Menschen, die den Sport lieben. Und es geht im Wortsinn um das Zusammenwirken von Mensch und Material. Das ist das wahre Geheimnis. Solange Sie, die Mitarbeiter des FES, stolz den Dank und die Grüße der erfolgreichen Athleten in den Spind hängen und für deren Ziele arbeiten, ist mir um den Erfolg des Instituts nicht bange.“

(Quelle: DOSB)


  • Ein Mitarbeiter des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) arbeitet an einem Bob. Das FES gilt heute als Weltmarktführer in der Messtechnik in den Bereichen Radsport, Rudern, Kanu und Bobsport. Foto: picture-alliance
    Ein Mitarbeiter des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) arbeitet an einem Bob. Das FES gilt heute als Weltmarktführer in der Messtechnik in den Bereichen Radsport, Rudern, Kanu und Bobsport. Foto: picture-alliance