Für dumme Sprüche ist kein Platz

 

Vor zehn Jahren, am 29. Mai 1993, gingen die Bilder von dem rechtsextremistischen Anschlag auf

ein türkisches Wohnhaus in Solingen um die Welt: Zwei Frauen und drei Mädchen wurden bei dem Brandanschlag getötet. Die Fratze des hässlichen Deutschen tauchte aus den rauchenden Trümmern auf und spukte fortan in den Köpfen unserer Mitmenschen in aller Welt. Mit Aktionen und Initiativen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsradikalismus versuchen viele Gruppen und Organisationen gegenzusteuern, Sensibilität gegen braune Zwischentöne zu fördern. Auch der Sport engagiert sich gegen Rassismus, der dem sportlichen Ideal in allem widerspricht: Dem Miteinander aller, der Toleranz gegenüber anderen, dem Fairplay-Gedanken. Aber: Noch immer nehmen manche im Sport das Thema Fremdenfeindlichkeit oder Extremismus nicht so ernst, wie sie es sollten, versuchen das Problem stillschweigend zu übergehen. Nur wenige haben die Courage, sich öffentlich gegen Extremismus aller Art zu äußern - bei politischen Bekenntnissen kann man sich schnell zwischen alle Stühle setzen.

Nicht nur aus sozialer Verantwortung, sondern aus Gründen der Selbsterhaltung muss im Sport ein Thema wie Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit präventiv angegangen werden, denn wo wären manche deutsche Nationalteams oder Sportarten, gäbe es nicht die vielen Leistungsträger aus aller Welt? Vorbilder sind gesucht, die ihre Verantwortung auch über den Sport hinaus übernehmen. Trainer, Übungs- und Jugendleiter sind solche Vorbilder, und die sollen nun bei ihrer Ausbildung in den Sportverbänden eben auf die Auseinandersetzung mit Rassismus und Extremismus durch den Einsatz des von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Deutschen Sportjugend, entwickelten neuartigen Trainingsmediums „Sprechbaukasten“ vorbereitet werden, damit sie „Kontra geben“ können - auf dem Spielfeld, im eigenen Team oder auch den Fans und manchem unsensiblen Funktionär. Es ist höchste Zeit. Prominente wie der Trainer des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, Huub Stevens, sind die idealen Multiplikatoren, die mit einem Auftritt mehr erreichen als manche langjährige Aktion. 2006 wird Deutschland Gastgeber für Mannschaften aus aller Welt sein. Und auch olympische Ziele hat sich die Stadt Leipzig gesteckt. Für dumme Sprüche ist da kein Platz. Und deshalb gilt es, gegen sie vorzugehen: Rote Karte für alle, die sich extrem(istisch) daneben benehmen.

Verbale Tritte und Tiefschläge sind kein Kavaliersdelikt. Das sollen ausrastende Spieler, grölende Fans, beleidigende Schiedsrichter oder pöbelnde Eltern am Spielfeldrand zu spüren bekommen: Wer einen Mitmenschen, egal wie er aussieht oder wo er herkommt, unmenschlich behandelt, manövriert sich selbst ins Abseits - und das wäre im Sinne der internationalen Toleranz und Gemeinschaft.