Paul Biedermann starrte ungläubig auf die Anzeigetafel und stieg ratlos aus dem Olympia-Becken von London. Platz fünf auf seiner Paradestrecke über 200 m Freistil - der Traum vom "perfekten Rennen" und der ersten Olympia-Medaille war für den Schwimm-Weltrekordler geplatzt. "Ich frage mich gerade, ob das alles war, was drin war", sagte der 25-Jährige: "Es hat sich gut angefühlt, aber die Endzeit ist zu langsam."
Gold im mit Spannung erwarteten Kampf der Giganten schnappte sich der französische Jungstar Yannick Agnel, der schon die Freistilstaffel zum Olympiasieg geführt hatte, in Jahresweltbestzeit (1:43,14). Weltmeister Ryan Lochte aus den USA schwamm hinter den zeitgleichen Sun Yang (China) und Park Tae Hwan (Südkorea/beide 1:44,93) überraschend ebenfalls an einer Medaille vorbei.
"Ich denke, das war schön anzuschauen, ein Hochkaräter", sagte Biedermann: "Vor Agnel kann ich nur den Hut ziehen, das war eine fantastische Zeit." Ein letztes Ziel hat der WM-Dritte im Aquatics Centre noch: Mit der 4x200-m-Staffel schwimmt er am Dienstag ein weiteres Mal gegen die Stars der Szene, doch die Aussichten auf Edelmetall sind nach den bisherigen Leistungen eher schlecht. "Jetzt muss ich mich für die Staffel motivieren, da gibt es Jungs, die auf mich zählen", sagte Biedermann.
Auf Edelmetall musste auch Vize-Europameister Helge Meeuw bei seinen letzten Olympischen Spielen verzichten, dennoch war der Magdeburger nach seinem sechsten Platz über 100 m Rücken in 53,48 Sekunden beim Sieg des Amerikaners Matthew Grevers zufrieden. "Ich war dreimal bei Olympia, zweimal davon scheiße. Jetzt bin ich überfroh, dass ich im Finale war", sagte der 27-Jährige, der spätestens im nächsten Jahr seine Karriere beenden will.
Synchronspringer werden Siebte
Sascha Klein und Patrick Hausding haben im Synchronwettbewerb vom Turm eine Medaille überraschend deutlich verpasst. Die Olympiazweiten von Peking 2008 kamen auf 446,07 Punkte und mussten sich beim erwarteten Sieg der Chinesen Cao Yuan und Zhang Yanquan mit dem enttäuschenden siebten Platz zufrieden geben. Silber gewannen die Mexikaner German Sanchez/Ivan Navarro vor den US-Amerikanern Nicholas McCrory/David Boudia.
Beachvolleyball gewinnen zweites Gruppenspiel
Die Europameister Julius Brink und Jonas Reckermann stehen beim olympischen Beachvolleyballturnier in London vorzeitig im Achtelfinale. Die Medaillenkandidaten aus Berlin sicherten sich durch ein hart erkämpftes 2:1 (13:21, 21:19, 15:8) gegen Linyin Xu/Penggen Wu aus China im zweiten Gruppenspiel den zweiten Sieg und haben dank der Hilfe der Konkurrenz die Runde der besten 16 erreicht.
Tennis: Kerber, Görges und Lisicki weiter, Petzschner ausgeschieden
Wimbledon-Halbfinalistin Angelique Kerber und Sabine Lisicki sind beim olympischem Tennisturnier in Wimbledon in die zweite Runde eingezogen. Kerber führte gegen Petra Cetkovska bereits 6:1, 3:0, ehe die Tschechin aufgeben musste. Kerber trifft nun auf Timea Babos aus Ungarn. Lisicki gewann gegen die Tunesierin Ons Jabeur 4:6, 6:0, 7:5 und trifft nun auf Jaroslawa Schwedowa aus Kasachstan. Vor Kerber und Lisicki hatte auch Fed-Cup-Kollegin Julia Görges die zweite Runde erreicht.
Philipp Petzschner hat beim olympischen Tennisturnier in Wimbledon eine Überraschung verpasst. Der 28-Jährige aus Bayreuth unterlag in der zweiten Runde im All England Club dem Weltranglistenachten Janko Tipsarevic aus Serbien 6:3, 3:6, 6:4. Petzschner, der auf Platz 94 im Ranking geführt wird, war erst durch die Absage des Kroaten Ivo Karlovic ins Feld gerückt.
Judoka ohne Erfolg
Die deutschen Judoka haben ihre olympische Pleitenserie fortgesetzt und stehen nach drei Wettkampftagen weiter ohne Erfolgserlebnis da. Am Montag scheiterten auch die Olympia-Debütanten Christopher Völk und Miryam Roper an ihren Auftakthürden, von den bisherigen fünf Kämpfen haben die Athleten des Deutschen Judo-Bundes nur einen gewonnen. Die Hoffnung liegt nun auf Olympiasieger Ole Bischof, der am Dienstag ins Geschehen eingreift. Vor Roper und Völk hatten bereits Tobias Englmaier und Romy Tarangul die Medaillenränge klar verpasst.
Tischtennis: Boll scheidet aus, Ovtcharov im Viertelfinale
Das Ende des Traums von der Olympia-Medaille kam für Timo Boll wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Der deutsche Tischtennis-Star verlor wie bereits in Peking 2008 sensationell auch im Achtelfinale von London und muss die Hoffnung auf seine erste Einzel-Medaille bei einem olympischen Turnier erneut begraben. Nach einer indiskutablen Vorstellung scheiterte der Rekordeuropameister mit 1:4 gegen den Rumänen Adrian Crisan. Während Boll nun auf ein Erfolgserlebnis im Teamwettbewerb hoffen muss, steht Dimitrij Ovtcharov im Viertelfinale.
Turner auf Rang sieben
Die Medaillenhoffnungen starben schnell - nach einem fatalen Fehlstart am gefürchteten Seitpferd waren die deutschen Kunstturner beim olympischen Teamfinale in London chancenlos. Die Riege von Cheftrainer Andreas Hirsch, in der Vorrunde noch auf Rang vier platziert, kam in der Entscheidung über einen unbefriedigenden siebten Platz (268,019) nicht hinaus.
Vielseitigkeitsreiter mit Chance auf Doppel-Gold
Angeführt von einer überragenden Ingrid Klimke stehen die deutschen Vielseitigkeitsreiter in London nach zwei von drei Disziplinen dicht vor dem Olympiasieg.
Klimke liegt zusammen mit Welt- und Europameister Michael Jung, Sandra Auffarth, Dirk Schrade sowie Peter Thomsen mit insgesamt 124,70 Punkten knapp vor Großbritannien (130,20) und Schweden (131,40). Nur die drei besten Einzelergebnisse gehen in die Wertung ein.
Auch im Einzel belegt Klimke punktgleich mit Sara Algotsson Ostholt den ersten Rang. Da die Schwedin aber näher an der geforderten Zeit von 10:03 Minuten das Ziel erreichte, würde sie bei gleicher Punktzahl gewinnen. Auch Jung hat als Vierter noch gute Chancen auf den Sieg.
(Quelle: SID)
