Darmstadt ist Spitzenreiter in Deutschland
Knapp 200.000 Aktive sind dort wöchentlich auf den Beinen. Der moderne Lauftreff zählt bis zu neun Gruppen plus Walkinggruppen (die pro Stunde fünf, sechs und sieben Kilometer gehen). 80 Prozent der Walking-Klientel sind Frauen und Aktive gesetzten Alters.
Ein Beispiel für kontinuierliche Entwicklung: Am 29. August 1974 wurde der Darmstädter Lauftreff gegründet. Er spiegelt der Aufwärtstrend in den drei Jahrzehnten wider. Mit bis zu 400 Teilnahmen pro Übungstag ist er der größte in Deutschland geblieben. Leiter Michael Spankus: „Das ist eigentlich ein Selbstläufer. Dass wir kein Verein sind, wird von vielen als angenehm empfunden.“ Die Mehrzahl der deutschen Lauf- und Walkingtreffs sind allerdings Vereinen angeschlossen oder Teil einer Abteilung.
30 Jahre sind eigentlich kein Alter: Und so blühen die Oasen unverkrampfter Bewegungskultur unverdrossen. Auch der Primus in Darmstadt hat sich weiter entwickelt. Prinzipien familiärer und ungezwungener Lauffreude ist er treu geblieben. Doch öffnete sich die Fitness-Zunft: Seit einem Jahrzehnt findet Walking Platz, seit wenigen Jahren Nordic Walking (mit Stöcken). „Für uns ist es schon etwas gewöhnungsbedürftig“, offenbart die passionierte Läuferin Ruth Grabow aus dem Leitungsteam, wenn natürliches Schrittmaß durch Stöcke verfremdet wird. „Aber auch der Trendsport gehört in den Lauftreff“, unterstreicht Michael Spankus. Zu den heute 30 Gruppen, die in Darmstadt und Umgebung ihre Kreise ziehen, zählen längst fünf Walking- und zwei Nordic-Walking-Gruppen. Der Zulauf wächst stetig.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) verlieh dem Aushängeschild 2003 das Qualitätssiegel „Sehr gut“.
Das Bild an Start und Ziel ist seit drei Jahrzehnten faszinierend: Minuten vor dem Beginn herrscht Leere am Treffpunkt. Dann, wie von einer magischen Uhr gesteuert, starten bis zu 22 Gruppen mit unterschiedlichem Schrittmaß (6 bis 13 Kilometer) - und sind nach einer Stunde nahezu auf die Minute zurück. In Darmstadt sind Unabhängigkeit, Differenzierung, Qualität der Betreuung und Verlässlichkeit des Angebots-Markenzeichen. Die Ausbildung der rund 200 Gruppenleiter, die in den drei Jahrzehnten ehrenamtlich Verantwortung trugen, übernahm der Lauftreff selbst. Erste Hilfe- und Reanimations-Seminare unterstützen die Qualifizierung. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) verlieh dem Aushängeschild 2003 das Qualitätssiegel „Sehr gut“.
Der Langsamste bestimmt das Tempo
Die Unabhängigkeit des Lauftreffs passt weder in Hierarchien noch in Schablonen. Stets zählten Kreativität und gewissenhafte Betreuung zu den Erfolgsrezepten. Mund-zu-Mund-Propaganda bildete die beste Werbung für den Gesundheits- und Fitnesszirkel, der das menschliche und begeisterungsfähige Klima pflegt. Einfühlsame Einsteigerbetreuung erweist sich als Schlüssel zum dauerhaften Bewegungsdrang. Darmstadts Lauftreff-Gründer Carl-Jürgen Diem prägte die Formel: „Lauftreff ist kein Renntreff. Wenn man sich systematisch von den Anfängern an vorbereitet, kommt alles von alleine.“ Die aktuell 70 Gruppenleiter steuern den einstündigen Wohlfühl-Trip durch die Wälder. Nicht der Schnellste bestimmt das Tempo, sondern der Langsamste. Und dieses Motto gilt auch in den anderen mehr als 3.500 Lauftreffs in Deutschland.
Die gründliche Ausdifferenzierung schafft Leistungsanreize: Von sechs Kilometer mit zirka 20 Gehpausen (für Laufanfänger) bis zum Express, der acht bis 13 Kilometer in der Stunde meistert, reicht das Angebot. Beim Walking werden 5,5 (für Einsteiger) bis sieben Kilometer angeboten. Michael Spankus: „Das Gefühl, schaff ich das, überwiegt. Viele kommen übers Walking zum Laufen.“ Entspanntes Sporttreiben in der Gruppe gewinnt gerade für Frauen Reiz. Bei den Laufgruppen ist die Quote schon 50:50. Bei den Walkern stellen Frauen rund 70 Prozent der Aktiven. Spankus: „Durch das Angebot des Walkings ist der Frauenanteil gestiegen.“ In Darmstadt und auch anderswo in der deutschen Sportlandschaft.
Weiterführende Links:
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www.lauftreff.de
www.leichtathletik.de
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