5 Fragen an Benny Folkmann

Zu besonderen Anlässen und Aktionen rund um die Thematik „Sport und Menschenrechte“ stellen wir einzelnen Mitgliedern des DOSB-Menschenrechtsbeirats fünf Fragen zu ihrer Arbeit im Beirat.

Benny Folkmann, Mitglied im DOSB-Menschenrechtsbeirat. Foto: dsj
Benny Folkmann, Mitglied im DOSB-Menschenrechtsbeirat. Foto: dsj

Teil 4 mit Benny Folkmann, 2. Vorsitzender Deutsche Sportjugend (dsj) und Geschäftsführer FC Bayern München e.V. im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus unter dem Motto „Menschenrechte für alle“

Ich bin Mitglied im DOSB-Menschenrechtsbeirat, weil… 

…ich dort die Deutsche Sportjugend und somit die Interessen von Kindern und Jugendlichen im organisierten Sport mit Blick auf das wichtige Thema Menschenrechte vertreten darf. Das mag im ersten Moment sehr abstrakt und komplex klingen, es gibt hier allerdings weit mehr unmittelbare Schnittstellen, als man zunächst vermutet. Menschenrechte sind immer auch Kinderrechte. Dies wird auch dadurch deutlich, dass die gemeinsam von DOSB und dsj veröffentlichte Menschenrechts-Policy in vielen Punkten auch den Schutz, die Förderung und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen betrifft. 

Was bedeutet Dir die Arbeit im DOSB-Menschenrechtsbeirat? 

Zunächst einmal empfinde ich die Arbeit im Beirat als hochprofessionell und von einer enormen Expertise geprägt – außerdem immer sachorientiert und frei von jeglichen Eitelkeiten. Alle Themen und Diskussionen sind exzellent vom DOSB-Team vorbereitet und werden von Joachim Rücker als Geschäftsführer des DOSB-Menschenrechtsbeirat sehr gut moderiert und auf den Punkt gebracht. Aus meiner Sicht hat der Beirat in kurzer Zeit eine wichtige Rolle im deutschen Sport eingenommen, da ist es einfach schön und bereitet zudem große Freude, ein Teil dessen zu sein.  

Du trittst im dsj-Vorstand entschlossen gegen Rassismus im Sport ein, was ist Dein Antrieb und was erhoffst Du Dir für die Zukunft? 

Ich bin fest davon überzeugt, dass der Sport gesellschaftspolitisch Zeichen setzen kann – nein, setzen muss, und als größte zivilgesellschaftliche Bewegung in unserem Land eine besondere Verantwortung trägt. Persönlich habe ich Sport von klein auf als in hohem Maße integrativ und wertevermittelnd kennengelernt und durfte unheimlich viel für meine persönliche Entwicklung mitnehmen. Sportler*innen verbindet eine gemeinsame Basis, die ihnen niemand nehmen kann. Aus dieser Basis heraus niedrigschwellig für unsere Gesellschaft eintreten zu können, treibt mich seit jeher an.  

Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass wir nicht mehr darüber diskutieren müssen, ob der Sport sich (gesellschafts-)politisch engagiert, sondern nur noch darüber sprechen, wie wir dies am besten gestalten. Außerdem wünsche ich mir einen breiten Konsens zwischen allen demokratischen Parteien, dass es sich lohnt, zur Demokratiestärkung in den Sport zu investieren und die entsprechenden Mittel auch langfristig bereitgestellt werden. 

Aktuell finden die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt, mit welchen Aktionen kann der Sport dafür Sorge tragen, dass Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft hat? 

Der Sport hat den Vorteil, dass er alle Menschen erreicht, ganz gleich, welchen Hintergrund sie haben. Dies schafft die Politik zumindest im Moment leider nicht. Insofern kann der Sport auf vielfältige Art und Weise Zeichen setzen und Haltung sowie klare Kante gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus demonstrieren.  

Ganz konkret ist es einerseits wichtig, die Strahlkraft und Reichweite von Vorbildern und der großen Marken im Sport zu nutzen und Botschaften zu transportieren, die keinen Zweifel an klaren Positionen gegen Rassismus lassen.  

Auf der anderen Seite gilt es, zu sensibilisieren, Hintergründe zu erklären und unsere Sportvereine wehrhaft aufzustellen sowie ihnen den Rücken zu stärken, was die Verteidigung unserer demokratischen Werte angeht. Hierzu kann ich die Seite www.sport-mit-courage.de der dsj empfehlen, auf der es viele sehr gute Materialien, insbesondere für die Arbeit im Verein vor Ort gibt. 

Anfang 2023 haben dsj und DOSB außerdem das gemeinsame Projekt „(Anti-) Rassismus im organisierten Sport“ gestartet. Das Projekt bietet die große Chance, die Antirassismusarbeit in der Vereins- und Verbandslandschaft nachhaltig zu stärken, Ideen für die Strukturen des organisierten Sports weiterzuentwickeln sowie eine dringend benötigte Bestandsaufnahme zu Rassismus im organisierten Sport zu erstellen. 

Warum ist es in der aktuellen Zeit besonders wichtig, sich für die Stärkung der Demokratie und gegen Rechtsextremismus einzusetzen?  

Seit Ende des 2. Weltkrieges war die Demokratie in unserem Land nicht so gefährdet wie heute. Eine in weiten Teilen vom Verfassungsschutz bereits als rechtsextrem eingestufte AfD liegt in Umfragen stabil teils bei rund 20-30 %. Hinzukommt eine spürbare Spaltung unserer Gesellschaft, die sich vor allem durch die abnehmende Bereitschaft, miteinander in den (gesellschafts-)politischen Diskurs zu gehen, äußert. Dies ist ein strategischer Erfolg der AfD, dem es etwas entgegenzusetzen gilt, wenn wir den Trend umkehren wollen. Die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in den letzten Wochen sind hier ein starkes Zeichen, auch die Bündnisbereitschaft aus allen Bereichen der Zivilgesellschaft und auch der Wirtschaft. Das reicht aber nicht. Was jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns betrifft: wir müssen wieder mehr miteinander diskutieren, auch und gerade mit den Menschen außerhalb unserer maßgeschneiderten Social-Media-Algorithmen.  

(Quelle: DOSB)


  • Benny Folkmann, Mitglied im DOSB-Menschenrechtsbeirat. Foto: dsj
    Benny Folkmann, Mitglied im DOSB-Menschenrechtsbeirat. Foto: dsj