50 Jahre Frauenarbeit im DSB haben sich gelohnt

 

Bescheiden, aber dem Anlass angemessen, und fast unter sich, feierten die Frauen in Bremen ihr Jubiläum "50 Jahre Frauen im

Sport im Deutschen Sportbund." Bürgermeister Henning Scherf und sein Sportsenator Kurt Böse empfingen die Delegierten der Frauen-Vollversammlung im Kaminsaal des Rathauses und würdigten das gesamtgesellschaftliche Engagement. Und für ihren Jahrzehnte langen Ein-satz wurden von den Frauen zwei aus ihren Reihen mit dem Alice Profe´-Preis gewürdigt: DSB-Vizepräsidentin Erika Dienstl, national und international emsige Funktionärin, die völlig von der Auszeichnung überrascht wurde, war gerührt und sprachlos, als die Vorsitzende des Bundesausschusses Frauen im Sport, Dr. Christa Thiel, die Laudatio hielt. Und auch die Professorin für Sportwissenschaften Gisela Benz, die mit sportpädagogischen, frauenspezifischen und vor allem ethischen Ansät-zen viel für den Frauensport in dieser Republik getan hat, freute sich über die Ehrung. Die beiden nahmen den Preis stellvertretend für die vielen anderen Akteurinnen entgegen, ohne die der Sportbetrieb nicht funktionieren würde. Und vielleicht würde es ohne die "Pionierinnen" auch keine Landessportbundpräsidentin Ingelore Rosenkötter geben. Die Bremerin ist die einzige Frau, die einen Landesverband anführt.

Grund zum Feiern haben die Frauen zu Genüge: 10,4 Millionen sind Mitglied im DSB – im Gründungsjahr waren es gerade einmal 324.000. Auch zur Funktionärsriege zählen immer mehr Frauen. Und die Zahl der Amtsträgerinnen soll noch gesteigert werden.

"Mitmachen. Mitdenken. Mitlenken!" Das ist nicht nur der Titel einer Jubiläums-Broschüre, sondern Christa Thiel sieht das als Aufforderung für Frauen, sich weiter zu engagieren. Nach dem Motto: "Gemeinsam sind wir stark!" haben die Frauen sich auch um Gleichgesinnte gekümmert – und zwar in Europa. "Das Netzwerk funktioniert," sagt Christa Thiel, die derzeit den Vorsitz der European Women and Sport (EWS) führt. Und deshalb hatten sich die DSB-Frauen Kolleginnen eingeladen, die von ihren Erfahrungen und ihrer Arbeit berichten konnten. Die norwegische Professorin für Sportwissenschaft und –verwaltung, Berit Skirstad, führte ihren Sportmännern vor, dass es selbst in so einem emanzipatorischen Land wie Norwegen mit der Aufgeschlossenheit gegenüber Sportlerinnen und ihren Problemen nicht weit her ist.

In einem Projekt, das vom Norwegischen Olympiakomitee gefördert wurde, untersuchte die Wissenschaftlerin fünf Jahre lang von der Betreuung, über Trainingsmethoden bis hin zu Medaillenerwartungen alles, was mit Frauen und Sport zu tun hatte. Die Fehler wurden erkannt, ein Kon-zept erstellt. Und der Erfolg gab ihnen recht. Nicht zuletzt deshalb war die Kooperation zwischen Männern und Frauen in Norwegens Sport so erfolgreich, weil sie nach der Methode "Gender Mainstreaming" arbeiten. Bernhild Schrand, die im Bereich Unternehmensberatung tätig ist, brachte den Frauen in Bremen diese Methode näher. Nach dieser Strate-gie sollen Reorganisation, Verbesserung, Entwicklung und Evolution von Entscheidungsprozessen in allen Politik- und Arbeitsbereichen die Geschlechterverhältnisse berücksichtigen und Entscheidungen nach dem Prinzip der Gleichstellung getroffen werden. Nach einem Antrag der Delegierten auf der Vollversammlung wird der Frauenausschuss nun eine Arbeitsgruppe bilden, die sich mit dem "Gender Mainstreaming" befassen soll.

Eva Janko, ehemalige Spitzensportlerin und heute Frauenvertreterin des Österreichischen Sportbundes, kann von solchen Konzepten nur träumen. Frauen als Thema im Sport ist fast noch Neuland. "Wir sind stolz, dass wir einen eigenen Frauenlauf haben." Keine rosige Zukunft sieht auch Susi Kähti Jost für die sportliche Frauenbewegung in der Schweiz. Die Frauen, so ihre Klagen, werden zu wenig unterstützt. Hilfe, zumindest für die EU-Frauen, versprach in Bremen Patricia Lambert von der Europäischen Kommission.

Fazit: Die 50 Jahre Arbeit der Frauen im Deutschen Sportbund haben sich gelohnt: Im europäischen Vergleich, aber auch weltweit, haben sie viel erreicht.